
Ausverkauft! Bereits eine Woche vor dem Konzert gab es keine Karten mehr: „Da geht man mit einem ganz anderen Gefühl in die letzten Proben“, so eine begeisterte Julia Spahn, die als Vorständin und Mitspielerin den Abend kurzweilig und schlagfertig moderierte.
Seit 1991 präsentiert das Ensemble der Georgibläser immer am Samstag vor Palmsonntag ein überwiegend neu einstudiertes Programm aus klassischer Blasmusik bis hin zu Film, Musical, Pop und Rock, entsprechend dem diesjährigen Motto „We will entertain you“. Und das ist den 39 Musikerinnen und Musikern jeden Alters unter dem Dirigat des Musikprofis Manfred Häberlein perfekt gelungen.
Musikstücke vorschlagen und darüber demokratisch abstimmen
Die große Bandbreite des Repertoires ist der Tatsache geschuldet, dass die Ensemblemitglieder selbst Musikstücke vorschlagen und darüber demokratisch abstimmen, das Programm spiegelt also quasi den weit gefächerten musikalischen Geschmack der Kapelle wider.
Entsprechend sind dann die ungewöhnlichen Sprünge von Popsongs zu Marschmusik, von Filmtiteln zu Egerländer Musik.
Passend zum Motto des Abends war als Auftakt dann die Interpretation von Robbie Williams „Let me entertain you“. Riesig war der musikalische Sprung zu den „Rauschenden Birken“ von Ernst Mosch und den Egerländer Musikanten . Hier zeigte sich die Qualität des Klangkörpers, der einfach jedes Genre beherrscht.
Auftritt der Musikdrachen
Traditionell ist der Auftritt der Musikdrachen. Gemeinsam mit den jeweiligen Satzlehrern brachte der sechsköpfige Nachwuchs mit den Stücken „When the Saints go marching in“ und dem „Hard Rock Blues“ seinen Stand der musikalischen Ausbildung zu Gehör.
Der „ King of Pop “ Michael Jackson hatte mit „Beat it“ auch einen klassischen Rocksong kreiert, den ein siebenköpfiges Blechbläserensemble der Georgis vor der Bühne gekonnt und rockig als orchestrales Blasmusikstück umsetzte. Und sofort gab es wieder einen extremen Genresprung. Mit dem Marsch „ Kaiserin Sissi “ wurde der Kaiserin Elisabeth in Bad Brückenau gedacht, als nettes Gimmick flanierte diese (dargestellt von Christine Hildenbrand) im Stil der Zeit gekleidet gar leibhaftig durch das Publikum.
Die Tuba wird gewürdigt
Dass der Dirigent Manfred Häberlein ein international bekannter Profitubist ist und dieses Instrument 2024 zum Musikinstrument des Jahres gekürt wurde, veranlasste die Kapelle mit „Vieille dans populaire“ von Andre Waignein, ihr tiefes Blech zu würdigen. Manfred Häberlein, Erwin Miller und Paul Weber brachten die gesamte Bandbreite dieses oft etwas geringgeschätzten Instruments als Trio bravourös zu Gehör. Und weiter ging es im musikalischen Kontrast mit der Egerländer Polka „Wir sind Wir“.
Standard der Georgis ist der Ausflug an die „Copacabana“ von Barry Manilow. Auch Standard jedes Jahr ist die „Überraschungsnummer“ des vierköpfigen Schlagwerks, das dann dem Publikum in Sketchform und kurzweilig die Bandbreite der Musikrhythmen perfekt näher brachte.
„1980 F“ der englischen Gruppe „After the fire“
Mit „1980 F“ der englischen Gruppe „After the fire“ entführte die Kapelle die Zuhörer in die frühen 1980er-Jahre, eine Zeit, als der Großteil des Ensembles nicht mal geboren war. Den Älteren unter den Zuhörern ging das Stück aber wie damals als Ohrwurm nicht mehr aus dem Kopf. War das doch die Titelmelodie der Musikshow „Na so was“ von und mit Thomas Gottschalk .
Und wieder kam der musikalische Sprung zu einem Ohrwurm aus der Egerländer Polka-Ecke. „Kannst du Knödel kochen“, als Musikstück „der pure Wahnsinn“, so Dirigent Manfred Häberlein. Dieser Wahnsinn wurde noch getoppt durch den Gesang der zwei Köche Dirk Haydu und Holger Schmitz.
Filmmusiken waren schon immer ein Steckenpferd der Georgis, so wurde heuer mit „The bare necessitis“ , auf Deutsch auch bekannt als „Probier’s mit Gemütlichkeit“ in die Welt des Dschungelbuchs entführt.
Kindheitstraum als Tuba spielender Landwirt ausleben
Mit „Farmer’s Tuba “ der österreichischen Gruppe „Viera Blech“wurde dann nochmals die Tuba als Soloinstrument gewürdigt. In einem Showact konnte Manfred Häberlein seinen Kindheitstraum als Tuba spielender Landwirt ausleben und mit seinem Instrument die Zuhörer ins Staunen versetzen, ob der Klangfülle der rasanten Tonläufe.
Mit der Nationalhymne der böhmischen Blasmusik , dem „böhmischen Traum“, endete das mit tosendem Beifall des begeisterten Publikums belohnte Konzert der Geogi Bläser. Belohnung gab es durch Walter Fronczek als Sprecher des kirchlichen pastoralen Raums in Form von Präsenten für die drei Vorständinnen der Kapelle und den Dirigenten Häberlein.Natürlich gab es auch die vom Publikum geforderten Zugaben, darunter als Standardstück der Georgis den jazzig treibenden „Tiger Rag“.
Neugierig geworden und diesmal keinen Sitzplatz ergattert? Am 29. Juni kann man die Georgis auf der Stadtfestbühne am Marktplatz hören, ebenso dann am 22. Juli zum Bartholomäusfest der katholischen Kirchengemeinde. Fest einplanen sollte man sich auch am 22. Dezember das traditionelle Weihnachtskonzert der Kapelle in der Stadtpfarrkirche Bad Brückenau .
Zahlreiche Ehrungen
Wie kann man das Engagement einzelner Musikerinnen und Musiker für die unzähligen Probenstunden und das Musizieren in einem außergewöhnlichen Klangkörper würdigen? Mit Geld ist das nicht zu bezahlen.
Neben dem Besuch und dem Applaus des Auditoriums verbleibt vor allem die Würdigung Einzelner durch die zugehörigen Musikvereinigungen, hier dem Nordbayerischen Musikbund. Aus Hammelburg reiste daher zum Konzert mit ein Vertreter des Musikbundes an, um in einem kurzen Block innerhalb des Konzerts für langjähriges und engagiertes Musizieren zu ehren.
So erhielt Petra Rau die Ehrennadel für zehnjähriges Wirken in der Kapelle.
Vorständin Julia Spahn und Lukas Dill lernten als junge Menschen ihre Instrumente in der Kapelle, entsprechend wurden sie für 20 Jahre mit Urkunde und der silbernen Verdienstnadel geehrt. Die Goldene Verdienstnadel für 30 Jahre wurde an Katja Planer und Tobias Breitenbach verliehen.
Nicht selbstverständlich und Zeugnis von gelebter Musik waren dann die Ehrungen für 40 Jahre Zugehörigkeit und Engagement für Jule Hildmann, Natalie Liebelt, Gregor Liebelt und Daniela Häberlein.
