Ein neues Bezahlsystem in der Wandelhalle sorgt bei den Gästen, die in Bad Brückenau übernachten, für Ärger. Sie müssen zusätzlich zu ihrer Bad Brückenauer Gästekarte Eintritt zahlen, wenn sie in die Heilquellenlounge in der Wandelhalle möchten. Drei Euro sollen sie hinlegen, und das, obwohl der Eintritt bisher inbegriffen war.
"Bisher konnten sie mit dieser Karte umsonst mit Bäderlandbus und Linienbus fahren, hatten freien Zugang zu Führungen und Freizeitprogrammen und ermäßigten Eintritt in die Sinnflut", erklärt Steffen Herdt, Betreiber des Gasthauses Breitenbach in Römershag. Auch die Wandelhalle mit der Heilquellenlounge war in dem Paket inbegriffen.
Zugang nur mit Barcode
Immerhin 2,50 Euro zahlen Touristen in Bad Brückenau für die Karte, wenn sie mehr als eine Nacht hier bleiben. Doch seit der Eröffnung der Wandelhalle im Mai nach einem Umbau ist der Zugang für sie nicht mehr möglich. "Das versteht kein Gast, dass er zusätzlich Eintritt im Staatsbad zahlen muss", sagt Herdt.
Für ihn steht fest: "Die Bad Brückenauer Gäste sind benachteiligt, um nicht zu sagen: sie sind Gäste zweiter Klasse", und wendet sich damit an die Öffentlichkeit. Für Gast und Hotelbetreiber sei das ein zusätzlicher Aufwand. "Gibt es dafür keine einfache Lösung?", fragt er.
Auf Nachfrage im Staatsbad erklärt Kurdirektorin Andrea Schallenkammer die Situation: Ein Besucher, der im Staatsbad als Übernachtungsgast Kurtaxe in Höhe von derzeit 2,90 Euro zahlt, hat Zutritt zu verschiedenen Angeboten. "Dazu gehört die kostenlose Nutzung des Parkhauses, des Minigolf-Angebotes, Tennisplatz, zu vielen Veranstaltungen und zur Heilquellen-Lounge in der Wandelhalle", zählt Schallenkammer nur einige Nutzungsmöglichkeiten auf. Der Service sei umfassend.
Kurtaxe teurer
Immerhin 40 Cent zahlen Gäste aus Bad Brückenau weniger, als eigene Gäste des Staatsbades. "Das ist natürlich unseren Gästen gegenüber nicht vertretbar", sagt Schallenkammer. Das neue Barcode-System in der Wandelhalle ist nur für die Kurtax-Zahler und Tagesgäste nutzbar. "Wir müssen unseren Besuchern erklären, warum sie diese Abgabe machen müssen, und das funktioniert seit der Umstellung auf das automatische Kassensystem sehr gut." Auch für die wenigen Bad Brückenauer Übernachtungsgäste gebe es keine Ausnahmen.
Das leidige Thema, der Unterschied zwischen Stadt und Staatsbad, begleitet die Region seit langem. Der Tourist verstehe nicht, dass es zwei Einheiten gibt, erklärt Bürgermeister Jochen Vogel ( CSU ). "In anderen Staatsbädern ist der Unterschied nicht merkbar, weil eine gemeinsame Lösung gefunden wird", fügt er hinzu.
Kompromiss vorübergehend
Damit die Wandelhalle nun auch in Zukunft für die Bad Brückenauer Gäste betretbar bleibt, hat die Stadt kurzfristig einen Kompromiss geschlossen. Touristen sollen das Geld erstattet bekommen. "Das ist eine kurzfristige Lösung, um etwas Ruhe reinzubekommen", betont Vogel. Eine langfristige Lösung bedarf aber noch weiteren Gesprächen und Überlegungen. "Unser Ziel ist, für die Gäste eine zufriedenstellende Lösung zu finden", sagt der Bürgermeister. Mit Willen auf beiden Seiten sei das machbar.
Für den Einsatz der Stadtverwaltung ist Herdt dankbar - auch wenn es nur ein Kompromiss ist. "Bisher haben Bürgermeister, Stadtrat und Verwaltung immer nach einer passenden Lösung gesucht." Allerdings: Für einen richtigen Kompromiss gehören immer zwei Seiten dazu. Und das sei hier leider nicht der Fall, findet er.
INFOKASTEN
Verschiedene Zuständigkeiten - Verschiedene Regelungen
Gästekarte In der Stadt Bad Brückenau greift eine Transitregelung für Gäste, die nur für eine Übernachtung bleiben. Erst ab der zweiten Nacht erhebt die Stadt einen Kurbeitrag. Sie zahlen pro Tag 2,50 Euro.
Tageskarte Das Staatsbad Bad Brückenau unterliegt dem Staatsbetrieb. Dort gibt es rechtliche Vorgaben für Kurtaxe: Aktuell zahlt ein Tagesbesucher 3 Euro für die Tageskarte . Bei Übernachtung ist ein für die Gastkarte aktuell 2,90 Euro pro Tag zu entrichten.