Die Stadt Bad Brückenau verliert einen ihrer bekanntesten Söhne. Ex-Sternwirt Franz-Josef Schäfer starb am Sonntag bei einem Unfall auf der A27 bei Walsrode in Niedersachsen. Obwohl der 42-Jährige schon lange Zeit nicht mehr in Bad Brückenau lebte, war sein Schicksal an den "Gasthof zum Stern" gebunden. Besonders tragisch: Franz-Josef Schäfer war vor drei Wochen Vater einer Tochter geworden.
Wie unter anderem die Neue Osnabrücker Zeitung berichtet, war Schäfer mit einem Freund (57) in dessen Ferrari auf der A27 Richtung Bremen unterwegs. Auf Höhe Walsrode platzte ein Reifen. Der Der 57-Jährige verlor bei Tempo 220 die Kontrolle über sein Fahrzeug; das durchbrach die Leitplanke, touchierte mehrere Bäume und blieb in einem Graben liegen. Der Sportwagen fing Feuer und brannte aus. Für die Insassen - also auch Schäfer auf dem Beifahrersitz - kam jede Hilfe zu spät.
Vater Alfred Schäfer erfuhr durch seine Tochter Ulrike vom Tod seines Sohnes. "Als Elternteil sein Kind auf so tragische Weise zu verlieren, das ist das Allerschlimmste, die ultimative Katastrophe. Das junge Leben meines Sohnes ist dahin - so grausam, so sinnlos. Es ist nicht leicht, sein Kind zu verlieren", sagte er der Heimatzeitung. Immer wieder die Frage: Warum musste das passieren.
Franz-Josef sei schon als Kind mit seinen Schwestern im elterlichen Gasthof mit dem Wirtshausleben eines traditionsreichen gastronomischen Familienbetriebes vertraut gemacht worden und habe fleißig mitgeholfen. Der 110-jährige bayerische Käsemarkt im Staatsbad, der Rhöner Kartoffelmarkt, das tägliche Leben im Gasthof mit Franz-Josef und den Schwestern: Das seien "dankbare Erinnerungen, an die ich gerne zurück denke."
"Unser Sohn war ein lebhafter, vielseitiger und unternehmungsstarker junger Mann", schreibt sein Vater. Nach der Schule habe Franz-Josef noch bei seiner Großmutter und seinem Vater im "Stern" Koch gelernt. Um mehr neue Erfahrungen im gastronomischen Beruf zu sammeln, zog es ihn nach dem Wehrdienst zum Vier-Sterne-Hotel "Wittekindsquelle" im ostwestfälischen Bad Oeynhausen. Dort blieb er nach der Ausbildung und unterhielt mehrere Jahre lang ein Lokal, das "Matador". Dem Vernehmen nach soll das in den vergangenen Jahren aber nicht mehr so gewesen sein.
In den letzten Jahren habe der Sohn mit seiner Mutter und Schwester Ulrike sowie den Mitarbeitern den "Stern" toll renoviert und als fünfte Generation mit Ehre und Würde weitergeführt, informiert der Vater. "Mit seiner Freundlichkeit und Lebensenergie, seinem gastronomischen Können und mit viel Willenskraft wollte Franz-Josef seine Zukunft aufbauen." Nun seien Bestürzung, Fassungslosigkeit, Trauer bei Familie und Partnerin unendlich groß.
Hans-Jörg Heidelmeier gehört dem Stammtisch "Gasthof zum Stern" an, der sich jahrelang in der Gastwirtschaft in der Bad Brückenauer Altstadt traf. Franz-Josef sei ein "lebensbejahender, lustiger Mensch" gewesen, der sich schnell hätte für Dinge begeistern lassen. "Als Koch war er fachlich sehr gut."
Zum "Stern" selbst habe Schäfer ein "zwiespältiges Verhältnis" besessen. Nach einer Zwangsversteigerung 2009 habe der Stammtisch versucht, den Gastronom zu überzeugen, den traditionsreichen Gasthof zu übernehmen und auf Vordermann zu bringen. Ersteres tat Schäfer zwar, überließ den Geschäftsbetrieb aber weitgehend seiner Familie, insbesondere Schwester Ulrike. "Einige Leute hatten gehofft, dass er den 'Stern" zu neuer Blüte führt. Doch er war privat und geschäftlich in Bad Oeynhausen gebunden" sagt Heidelmeier.
Hans-Jörg Heidelmeier hatte zu Franz-Josef Schäfer in den vergangenen drei bis vier Jahren keinen persönlichen Kontakt mehr, dessen Vater Alfred schon. In den Jahren zuvor war das Verhältnis innerhalb der Familie - auch bedingt durch den schleichenden wirtschaftlichen Niedergang der Gastwirtschaft - nachhaltig gestört. Zeitweise bestand kein Kontakt zwischen Schäfer senior und dem Rest der Familie mehr.
Alfred Schäfer traf seinen Sohn zuletzt öfters. "Wir hatten in den vergangenen drei Jahren ein gutes Verhältnis gehabt." So weiß er auch, dass der "Stern" Franz-Josef "sehr viel bedeutete", gerade nach dessen Schließung im Mai 2016 . Er habe über Freunde und soziale Medien häufig nach Bad Brückenau und der Gaststätte gefragt. "Wir hatten gemeinschaftliche aufbauende Gedanken, was den 'Stern' betrifft", so der 74-Jährige.
Ob nach Franz-Josef Schäfers Tod der Gasthof jemals wiederbelebt werden kann, scheint ungewisser denn je. Fakt ist: Mit ihm geht ein weiteres Stück Brückenauer Gastronomie-Tradition.