
Als einen "der größten Söhne unserer Stadt" empfängt Bürgermeister Jan Marberg Maximilian Jäger im festlichen Saal des Dorint-Hotels im Staatsbad. Zum Empfang der Stadt, der vom Hotel unterstützt wird, sind rund 80 geladene Gäste gekommen, darunter Jägers Familie, Wegbegleiter, Freunde und Sponsoren. Mit Standing Ovations begrüßen sie den Sportler, der eine aufregende Saison hinter sich hat. Sein Dreirad, dessen Lenker allein rund 15.000 Euro kostet, ist natürlich auch da.
Der 24 Jahre alte Behindertensportler hatte bei den Paralympischen Spielen in Paris zwar eine Medaille im Zeitfahren und beim Straßenrennen verpasst (achter und vierter Platz), dafür aber bei der anschließenden Weltmeisterschaft in Zürich die Silbermedaille gewonnen. Im Jahr zuvor wurde er sogar Weltmeister im Einzelzeitfahren .
Große Auszeichnung für den Sohn der Stadt
Jan Marberg und der zweite Bürgermeister Jürgen Pfister haben am Freitag eine Überraschung für Jäger parat. "Du bist ein hervorragender Repräsentant unserer Stadt. Daher hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, dir die Stadtplakette in Gold zu verleihen", so Marberg. Wieder Standing Ovations. Maximilian Jäger ist sichtlich gerührt. "Das ist eine riesige Ehre für mich", betont er und dankt Stadt, Sponsoren und Familie.

Paris oder Bad Brückenau?
Beim Empfang gibt Jan Marberg den Interviewer und befragte den Sportler in bester Sportreporter-Manier. "Mir geht es sehr gut. Ich bin zwar erschöpft nach der langen Saison, aber sonst ist alles in Ordnung", sagt der Sportler, der aufgrund seiner Beeinträchtigung mit einem speziellen Dreirad fährt. Mit Laufen und Krafttraining halte er sich fit.
"Paris oder Bad Brückenau?" Jäger holt aus: "Paris ist groß und schön. Aber in Bad Brückenau bin ich aufgewachsen, es ist meine Heimatstadt, ich komme immer wieder sehr gerne her." Der 24-Jährige lebt und trainiert mittlerweile in Cottbus.
Es folgen weitere kurze Fragen. Während Maxi, wie sein Spitzname lautet, früher lieber Zeitfahren mochte, seien es heute Straßenrennen. "Beim Zeitfahren muss man sich selbst motivieren, beim Straßenrennen fährt man direkt gegen die Konkurrenz."
Zwei große Koffer mit Sportklamotten
Die Nervosität vor der Abreise zu den Paralympischen Spielen Ende August sei besonders gestiegen, so Jäger, "als die beiden großen Koffer mit den Klamotten ankamen". Diese seien erstmal mit Hilfe der Mutter und der Oma gewaschen worden, bevor es in den Flieger nach Frankreich ging. "Vielen Dank dafür", sagt Jäger zu seinen Helferinnen.
Von seinen Eindrücken der Spiele in Paris hat Maxi Jäger zahlreiche Bilder und Instagram-Videos mitgebracht, die er den Gästen zeigt und kommentiert. "Beim Dreirad muss man sich richtig in die Kurve legen, sonst macht das Rad mit einem, was es will", verrät er. Das Publikum lauscht aufmerksam, immer wieder gibt es Zwischenapplaus.
Die Zieleinfahrt nochmal erleben
Emotional wird es, als Jäger die Zieleinfahrt des paralympischen Straßenrennens zeigt. Es wird mitgefiebert, fast so, als könnte man den Sportler doch noch aufs Podest hieven. Am Ende bleibt es aber beim vierten Platz.
Trotzdem: Im Fernsehinterview direkt nach dem Rennen zeigte sich Jäger zufrieden - und das sei immer noch so, betont er am Freitagabend. "Wenn ich das sehe, kann ich mich gut in die Situation reinfühlen. Ich bin immer noch mehr als zufrieden."

Von Paris geht's zur WM nach Zürich
Nach Paris stand dieses Jahr gleich der nächste Höhepunkt an: die Para-Cycling-WM vom 21. bis 29. September in Zürich. Kaum Zeit also für Jäger, der Angewandte Sportwissenschaften studiert, zum Durchschnaufen.
Erfolgreicher als in Paris konnte er dann das Straßenrennen in der Schweiz gestalten: Für Jäger gab's die Silbermedaille nach dem US-Amerikaner Dennis Connors. Maximilian Jäger verrät den Gästen, wie es zu dem Erfolg kam. "Vor jedem Rennen besprechen wir im Team die Taktik. In Zürich gab es einen langen Anstieg, da hatte ich die Idee, dort eine Attacke zu fahren. Mein Trainer wollte mir ein Codewort zurufen, aber eins, bei dem nicht alle gleich wissen sollten, dass ich jetzt angreifen würde." Jäger und sein Trainer beratschlagten sich.
Bei besagtem Anstieg schrie ihm der Trainer dann ein bestimmtes Wort zu. "Banane!" - und Jäger trat "volle Lote" in die Pedale. Die Gäste lachen herzhaft mit.
Kritik an der Sportförderung in Deutschland
Die Sportförderung im Land kritisiert Maximilians Vater Thomas Jäger. Er sagt, in Deutschland werde der Sport nicht ausreichend gefördert. "Wir sind international schon abgehängt und müssen dringend den Schalter umlegen." Immerhin: Sein Sohn konnte in der Vergangenheit in Bad Brückenau durch diverse Aktionen und Spendenaufrufe immer wieder finanziell bei seinem Sport-Traum unterstützt werden. Neben der Stadtplakette gibt es am Freitag von der Stadt nun noch einen 200-Euro-Gutschein für einen Online-Fahrradausstatter.
Nach den Spielen ist vor den Spielen
Der Sportler Maximilian Jäger hat ein großes Ziel: die Paralympischen Spiele 2028 in Los Angeles (USA). Dieses Ziel werde er mit all seiner Energie verfolgen. "Ich kann durch mein duales Studium sehr gut Sport und Beruf verbinden", sagt er. Und wenn er in L.A. ins Rennen geht, soll auch wieder der Glücksbringer dabei sein: eine Flagge mit den Farben Deutschlands und dem Wappen Bad Brückenaus.