Dirk Hönerlage begrüßte am Samstagabend eine von Zuschauern gut gefüllte Aula im Franz-Miltenberger-Gymnasium. Dieses Mal führte die Theatergruppe Kompassion „Die Nervensäge“ auf, ein 2005 von Francis Veber umgearbeitetes Stück. Ursprünglich schrieb Veber die Komödie „Le Contrat“ 1969. In der deutschen Fassung hatte Dieter Hallervorden die Hauptrolle inne.
Die zackige, bissige Verwechslungskomödie handelt vom vorsichtigen Versuch, Meister des eigenen Lebens mit unzähligen Überraschungen zu werden. Killer Ralph (Niels Hönerlage) soll einen Kronzeugen, der zum Gericht gebracht wird, vom gegenüberliegenden Hotel aus abknallen. Allerdings muss er sich stattdessen mit dem traurigen, verzweifelten Ehemann aus dem Zimmer gegenüber befassen, womöglich wurde der sonst die Polizei ins Hotel locken.
Eingeschränkte Stückauswahl
Die Vorführung sollte im Oktober stattfinden, wurde aber bis zum vergangenen Wochenende verschoben, so dass sich die Gruppe noch einmal zum Einüben treffen musste. „Anstrengend wie es ist, aber wir lieben es!“, sagte Stefan Jäger . Seit 15 Jahren gibt es die Gruppe Kompassion und jedes Jahr schafft sie es, ein Stück einzustudieren.
Dirk Hönerlage moderierte den Abend an. Er bereitete das Publikum auf den gehobenen Blödsinn vor. Francis Veber gilt als wahrer Könner darin, mit der Erwartungshaltung seiner Zuschauer zu spielen. Er führt sie gerne in die Irre. Den politischen Anspruch stellte Kompassion etwas zurück, denn von den Frauen im Team können manche gerade nicht an den Proben teilnehmen, da ihre Kinder noch zu klein sind. Die Auswahl der Stücke seit momentan etwas eingeschränkt. Stefan Jäger dazu: „Wir freuen uns schon darauf, wenn die Kleinen dann älter sind“.
Immer wieder war amüsiertes Gekicher aus der Aula, die zur Studiobühne umfunktioniert wurde, zu hören. Die böse Satire belustigte alle. Dialoge wie: „Ich stürze mich jetzt aus dem Fenster“ aus dem Munde von Jörg Hilsdorf als verweifelter Selbstmordkandidat wurden von Niels Hönerlage mit: „Prima! Unsere kleinen Gespräche tun ihm gut“, kommentiert.
Frau Petersen (Kristin Wiedenmann) wählte erstmal Herrn Doktor Wolf ( Stefan Jäger ) als neuen Partner, denn sie fand ihren Mann zu langweilig. Der Neue hielt ihren Mann für den Bruttotyp eines Versagers. Der Gescholtene Herr Petersen (Jörg Hilsdorf) hingegen schwelgte in gemeinsamen Erinnerungen: „Süß, wie wir so da lagen an einem Sonntagmorgen, ich erinnere mich“. Luise Petersen war einfach zu traurig an der Seite ihres Mannes. Obwohl er sogar ihre liebsten Lieder vor sich hin sang: „Sie liebte dieses Lied abgöttisch und sie sang es besser als ich.“
Zwischendurch war für das Publikum Ohren zukneifen empfohlen, wenn Herr Hilsdorf meinte, munter singen zu können. Kunstfehler korrigierte Doktor Wolf am Ende mit Amphetaminen, damit sei man immer wiederkehrenden Gegnern gewachsen. Diese und andere Tipps konnten und mussten erstmal überdacht werden.
Nervensägen überall
Am Ende muss sich Florian Probeck als Polizist Frank Miller , im Schrank verstauen lassen und das Pärchen, die Petersens, finden zur Verblüffung der Zuschauer wieder zusammen und verschwinden überraschend. Auch bei diesem ausgewählten Stück liegen die Parallelen zu dem wahren Leben auf der Hand, was mit dem letzten Zitat des Abends noch einmal verdeutlicht wird: „Nervensägen kennen wir alle!“
Die Ermahnung des Psychiaters Doktor Wolf in diesem Jahr keinesfalls die Inflation zu vergessen, beziehungsweise sie zu berücksichtigen vorm Spenden, war überflüssig. Die bereitgehaltenen Hüte im Eingangsbereich füllten sich. Das Publikum war dankbar für den schönen Abend mit gelungenem Amüsement und freut sich bereits jetzt auf die nächste Aufführung.