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Bad Brückenau
Bad Brückenau: Die Glocken gehen kaputt
Vier Glocken läuten in der Stadtpfarrkirche. Gegossen wurden sie nach dem Krieg. Nun treten erste Schäden auf. Doch eine Neuanschaffung ist viel zu teuer.
Im Glockenturm: Meßner Jürgen Müller zeigt die Schäden an der Michaelsglocke. Es ist die zweitgrößte Glocke der Stadtpfarrkirche. Foto: Ulrike Müller       -  Im Glockenturm: Meßner Jürgen Müller zeigt die Schäden an der Michaelsglocke. Es ist die zweitgrößte Glocke der Stadtpfarrkirche. Foto: Ulrike Müller
| Im Glockenturm: Meßner Jürgen Müller zeigt die Schäden an der Michaelsglocke. Es ist die zweitgrößte Glocke der Stadtpfarrkirche. Foto: Ulrike Müller
Ulrike Müller
 |  aktualisiert: 19.08.2022 03:45 Uhr
Er hat die Glocken abgestellt, zur Sicherheit. Das macht er immer, wenn Jürgen Müller in den Glockenturm hinauf steigt. Vier Glocken hängen hier, zwei große und zwei kleine. Wenn alle läuten, scheppert es ordentlich und Müller trägt keinen Gehörschutz. Der Meßner der Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus zeigt die Löcher in der Zwischendecke des Kirchturms, durch die früher die Seile liefen. Heute setzt ein Motor die Glocken in Bewegung. Er ist an die große Turmuhr gekoppelt.

Zweimal musste die Stadt ihre Glocken abgeben, im Ersten und im Zweiten Weltkrieg. Beim ersten Mal kehrten die Glocken zurück. Das zweite Mal blieben sie fort, vermutlich fanden sie in der Kriegsproduktion Verwendung. Vier Jahre dauerte es, bis die Kirchengemeinde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs neue Glocken hat gießen lassen. "1949 wurde eine schlechte Bronzelegierung genommen", sagt Müller. Dann geht er zu der Glocke, die die größten Schäden aufweist - die Michaelsglocke.


Glockenbeauftragte angefragt

An der Stelle, an der der Hammer auf die Glocke aufschlägt, ist eine Kuhle. Zwei Zentimeter Materialabrieb misst Müller. Sie läutet am häufigsten, deshalb ist der Reparaturbedarf hier auch am stärksten. "Das hatten wir schon einmal, vor 30 Jahren", erzählt er. Damals wurde die Glocke um 60 Grad gedreht. Wird nichts getan, könnten sich bald Risse durch den gesamten Klangkörper ziehen, befürchtet der Meßner. Das wäre das Aus für die Michaelsglocke.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Eine Fachfirma könnte die Glocke noch einmal drehen. Auch die noch größere daneben, die Bartholomäusglocke, weist Materialabrieb auf und müsste gedreht werden. Die Kosten dafür nennt Müller "überschaubar". Die beiden kleineren Glocken seien noch in einem akzeptablen Zustand. Eine andere Variante wäre, sich nach einer Bestandsglocke umzuschauen. Schließlich komme es immer wieder vor, dass eine Kirche aufgelöst werde. Die Glockenbeauftragte des Bistums Würzburg habe jedenfalls ihren Besuch zugesagt, schildert Müller das weitere Vorgehen. Die Kirchenverwaltung habe auch schon über das Thema gesprochen.

Es gäbe noch eine dritte Möglichkeit. Die evangelische Friedenskirche hat im vergangenen Jahr Glocken gießen lassen. Doch die seien kleiner gewesen, argumentiert Müller. Ein Ersatz der Michaelsglocke allein würde etwa 50.000 Euro kosten. "Ich schätze nicht, dass die Spenden so zusammen kommen wie bei der Orgel", sagt Müller. Ein eigens dafür gegründeter Orgelverein hatte innerhalb von 13 Jahren gut 222.000 Euro durch Spenden, Konzerte und ähnliche Veranstaltungen für die neue Orgel zusammengebracht.
 
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Kommentare
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  • maeva
    Der Kommentar von "ticktricktrack" trifft genau den Nagel auf den Kopf. Die Kirche könnte solche Dinge aus der Portokasse bezahlen. Wie ich aus Erfahrung weiß, haben die meisten Spender selbst nicht viel zum Leben.
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  • Funkenstern
    Schönen Gruss an die "Glockenbeauftragten".
    Man sollte mal das Kirchensteueraufkommen und die Ertragslage der kirchlichen Immobilienerträge zusammenfassen und die Einbettelei von Geldern von der Bevölkerung aufhören. Das ist lächerlich, was die Kirchenpfaffen und deren Erfüllungsgehilfen abziehen.
    Die Zeit ist rum, dass du mit Spenden und Geldern für die Ortskirche deinen Seelenfrieden erkaufen musstest.
    Das sind einfache, aber teure Instandhaltungskosten.
    Eigentum verpflichtet. Steht irgendwo, hab ich mal gelernt. Ironie aus.
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