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Bad Brückenau
Bad Brückenau: Der vergessene Bürgermeister
Zweimal war Georg Metz Bürgermeister von Bad Brückenau: von 1925 bis 1934 und von 1948 bis 1952. Zweimal wurde er von Egid Trost abgelöst. Eine Spurensuche.
Georg Metz (links) und Egid Trost waren Bürgermeister von Bad Brückenau. Ihre Bilder hängen in einer Reihe mit anderen Amtsträgern im Rathaus. Repro: Ulrike Müller/Bildbearbeitung: Gerhard Stumpf       -  Georg Metz (links) und Egid Trost waren Bürgermeister von Bad Brückenau. Ihre Bilder hängen in einer Reihe mit anderen Amtsträgern im Rathaus. Repro: Ulrike Müller/Bildbearbeitung: Gerhard Stumpf
| Georg Metz (links) und Egid Trost waren Bürgermeister von Bad Brückenau. Ihre Bilder hängen in einer Reihe mit anderen Amtsträgern im Rathaus. Repro: Ulrike Müller/Bildbearbeitung: Gerhard Stumpf
Ulrike Müller
 |  aktualisiert: 17.08.2022 14:05 Uhr

Georg Metz hatte einen ungewöhnlichen Lebensweg. Wer wird schon zweimal Bürgermeister seiner Heimatstadt? Roland Heinlein, Kreisarchivpfleger und bis August Mitarbeiter im städtischen Kulturbüro, erinnert an den vergessenen Bürgermeister. "Georg Metz war der erste berufsmäßige Bürgermeister", sagt Heinlein. Viele hätten ihm das geneidet.

Drei Jahrzehnte lang arbeitete Metz als Beamter am Amtsgericht. Damals war Brückenau noch Kreisstadt. Ein Bericht des Brückenauer Anzeigers vom 25. Juni 1919 führt ihn als Gerichtsexpeditor und Stadtrat auf. Von 1919 an war er zunächst 2. Bürgermeister. 1925 wählten ihn die Bürger zum Stadtoberhaupt.

Mit dem Einzug der Nationalsozialisten in den Stadtrat 1933 änderte sich die Situation für Metz: Sechs Stadträte gehörten der NSDAP an, drei der Bayerischen Volkspartei, einer der SPD . Das geht aus dem Protokoll der Stadtratssitzung am 23. April 1933 hervor, das im Archiv der Stadt zu finden ist. Welcher Partei Metz angehörte, konnte die Redaktion nicht herausfinden. Offenkundig geriet er aber schnell in Konflikt mit den Nationalsozialisten .

Aus dem Amt getrieben

Der frühere Kreisheimatpfleger Leonhard Rugel hinterließ der Stadt eine Übersicht über die Bürgermeister der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Seine Aufzeichnungen erwecken den Eindruck, Metz sei förmlich aus dem Amt getrieben worden. Es habe sogar ein strafrechtliches Disziplinarverfahren gegen ihn gegeben, schildert Heinlein. Metz sei jedoch freigesprochen worden.

In einer Zusammenfassung der Stadtratsprotokolle heißt es, Metz sei am 26. März 1934 in den Ruhestand versetzt worden, nachdem er ein Jahr krank gewesen sei. Damals war er 54 Jahre alt. Eine ganze Mappe beinhaltet Zeugnisse des sich anschließenden Streits über die Rechtmäßigkeit dieser Entscheidung. Übergeordnete Stellen ordneten schließlich Ruhe an und verfügten, dass Metz weiterhin 80 Prozent seines Gehalts bekommt. Der damalige Stadtkämmerer Egid Trost wurde sein Nachfolger.

Georg Metz, ein unbeugsamer Geist angesichts der nationalsozialistischen Ideologie? So war es wohl nun auch wieder nicht. 1942 wurden ihm sowohl das silberne als auch das goldene Treudienst-Ehrenzeichen verliehen. Metz schrieb an die Stadt : Er wollte, dass die Räte von den Ehrungen erfahren und diese Information für die Nachwelt in den Akten hinterlegt wird. Noch heute finden sich die Briefe in den Unterlagen der Stadt . Immer wieder geht es um Versorgungsansprüche. Erst "nach seinem Tod gab es einen Vergleich zwischen der Stadt und seiner Familie ", berichtet Heinlein. Von Mai 1934 bis 1945 lebte Metz in Würzburg. Dort sei er ausgebombt worden, sagt Heinlein. "Vermutlich kam er deshalb wieder nach Bad Brückenau zurück."

In den Wirren der Nachkriegszeit gab es vier Bürgermeister, die teilweise nur wenige Monate im Amt waren. Bei der Wahl am 25. April 1948 erhielt Metz' Nachfolger Egid Trost 1190 Stimmen, obwohl er gar nicht als Kandidat zugelassen war. Seine Entnazifizierung war zu dieser Zeit noch nicht rechtskräftig. Metz dagegen wählten nur 348 Bürger. Die Wahl wurde am 9. Mai wiederholt. Trost stand noch immer nicht auf der Liste. Diesmal erhielt Metz die meisten Stimmen und kam erneut ins Amt. Erst vier Jahre später wurde der inzwischen entnazifizierte Egid Trost zum Stadtoberhaupt gewählt - und blieb es bis 1970.

Würdigung erfolgte nicht

Am 1. Mai 1980 verfasste Karl Wütschner - gebürtiger Bad Brückenauer, dann wohnhaft in Würzburg - eine Laudatio auf Metz und schlug vor, zur Würdigung dessen Verdienste für die Stadt eine Straße nach ihm zu benennen. Am 24. Juni 1980 beschloss der Rat, dem Wunsch zu folgen. Im April 1981 gab es konkrete Überlegungen, zumindest einen Wanderweg nach Metz zu benennen. Doch dazu kam es nie. Nur eine einzige Straße der Stadt sei nach einem Bürgermeister benannt worden, sagt Heinlein, und zwar die Konrad-Zirkel-Straße.

Konrad Zirkel war von 1956 bis 1971 stellvertretender Bürgermeister sowie Ehrenbürger der Stadt . "Es ging auch einmal um die Benennung einer Schule", erinnert sich Anton Kiefer, der von 1967 bis 2015 bei der Stadtverwaltung arbeitete, zuletzt als Geschäftsleiter. "Aber der Tenor war damals - mit Ausnahme der Konrad-Zirkel-Straße im Jahr 1972 -, sehr zurückhaltend mit der Benennung von Straßen oder Gebäuden nach ehemaligen Bürgermeistern umzugehen."

Ehrenbürger Walter Schöpfner kann sich an vieles erinnern. An Georg Metz persönlich aber nicht. Gewohnt habe er jedenfalls in der Villa Diana in der Kissinger Straße, dort wo sich heute das Sonnenstudio befindet, erzählt der 87-Jährige. Else Prause, ebenfalls Ehrenbürgerin , ist 94 Jahre alt. "Georg Metz hat nichts bewirkt für Bad Brückenau . Er war auch zu alt. So habe ich ihn in Erinnerung", sagt sie. Zudem habe Metz als Bürgermeister verhindert, dass sich Siemens in der Stadt ansiedelte. Er habe stattdessen der Kur den Vorzug gegeben.

Der Technologiekonzern hat bis heute eine Niederlassung in Bad Neustadt. Zwar hätten sich heimische Handwerksbetriebe gegen die Ansiedlung ausgesprochen, weil sie einen Anstieg des Lohnniveaus befürchteten, gibt Prause zu. Sie bleibt aber bei ihrer Meinung, dass der Bürgermeister nicht auf die Betriebe hätte hören sollen. "Die Leistungen von Georg Metz sind nie richtig gewürdigt worden", sagt hingegen Heinlein. Er bedauert das.

Ein Porträt über Egid Trost lesen Sie hier.

Aus dem Leben von Georg Metz:

Eckdaten Georg Metz ist am 7. Mai 1879 in Brückenau geboren worden und am 12. Januar 1953 gestorben. Von 1925 bis 1934 war er Bürgermeister der Stadt . Nach dem Zweiten Weltkrieg lenkte er das Geschick der Stadt erneut von 1948 bis 1952.

Wirken 30 Jahre lang arbeitete Metz als Beamter am Amtsgericht. 1919 wurde er in den Stadtrat gewählt. Bei der Wahl des 2. Bürgermeisters erhielten zwei Kandidaten die gleiche Stimmenzahl. Das Los fiel auf Metz. 1925 wählten ihn die Bürger zum Bürgermeister. Er brachte 1926 die städtische Berufsschule und 1927 das Mineralschwimmbad auf den Weg. 1934 wurde er zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Nach seiner Wiederwahl 1948 hat Metz die Volkshochschule eingerichtet, den Theaterring begründet und sich um neue Glocken für die Stadtpfarrkirche gekümmert. In seine zweite Amtszeit fällt auch die Gründung des Kur- und Fremdenverkehrsvereins Brückenau. Pläne zum Bau einer Umgehungsstraße, die bereits in den 1920er Jahren Thema war, wurden aus der Schublade geholt.

Familie Seine Eltern waren der Metzger August Metz und Alexandra Happ. Er heiratete Margaretha Nies, die aus Aschaffenburg stammte. Das Paar hatte eine Tochter und einen Sohn .

 
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