
Die Organisatoren Hartmut Bös und der ehemalige evangelische Stadtpfarrer Gerd Kirchner konnten sich auch dieses Mal auf die breite Unterstützung vieler örtlicher Gruppierungen und Institutionen stützen.
Mit dabei waren unter anderem der Arbeitskreis Stolpersteine, der Skiclub, der Karnevalsverein, die Eine-Welt-Gruppe, alle Fraktionen des Stadtrats sowie die evangelische und katholische Kirchengemeinde. Moderiert wurde die Versammlung von Maja Morper.
Bundestagswahl im Blick
Bezüglich der bevorstehenden Bundestagswahl am 23. Februar hatte Hartmus Bös bereits im Vorfeld gesagt: "Ich habe die Befürchtung, dass sich die wahrgenommene undemokratische Stimmung auch in den Wahlen niederschlagen wird."

Es sei den Veranstaltern am Sonntag aber nicht darum gegangen, für oder gegen eine Partei zu sein. Daran hielten sich alle Redner.
Auch auf den mitgebrachten Plakaten der Zuhörer ging es um Demokratie und Toleranz , nicht um den imaginären blauen Elefanten, der über der Versammlung schwebte. Ohne auch nur mit einem Wort erwähnt zu werden, stand die AfD offensichtlich im Mittelpunkt dieser Kundgebung.

"Wir sind eine vielfältige Gesellschaft"
Erster Bürgermeister Jan Marberg stellte die Frage: "Was ist eigentlich so verkehrt an dem Begriff Vielfalt?" Dieser Begriff sei heutzutage nicht immer positiv besetzt. Er wunderte sich darüber: "Denn alle, die wir hier stehen, sind unterschiedlich Menschen und bilden zusammen eine vielfältige Gesellschaft ab."
Auch Toleranz sei ein Wort, das gelegentlich für erhitzte Gemüter sorge. Es bedeute Duldsamkeit, "also das Aushalten und Ertragen von Sichtweisen und Meinungen, die nicht unbedingt der eigenen Überzeugung entsprechen".

Keine Atempause
"Wir sind in einer gefühlten Dauerkrise", fuhr Jan Marberg fort. "Erst Corona, dann der Ukraine-Krieg, Inflation, Energieknappheit, Klimakrise. Wir haben gefühlt keine Atempause mehr, um herunterzukommen." Dies sorge für eine Verunsicherung in der Bevölkerung.
Menschen, die jetzt an Demokratie, Toleranz und Vielfalt zweifelten, hätten das Vertrauen in den Staat verloren. Marberg: "Wir können sie aber zurückholen. Wir müssen reden, offen sein und zuhören. Auch fragen, woran liegt es, dass es so weit gekommen ist?"

"Ausdruck der Volkssouveränität"
Dirk Hönerlage vom Aktionskreis Stolpersteine ging auf die Rolle des Parlaments ein: "Die demokratisch gewählten Abgeordneten vertreten unsere Interessen." Sie seien der Ausdruck der Volkssouveränität. "Parteien und Gruppierungen, die das nicht akzeptieren, sind folglich Feinde der Demokratie", sagte der frühere Gymnasiallehrer.

Alle sollen sich einbringen
Jörg Pischinger sprach für das Bündnis "Bad Brückenau ist bunt". "Demokratie lebt davon, dass wir uns alle einbringen. Mit unserer Stimme, mit unseren Ideen und auch kleineren oder größeren Anliegen", ermutigte er die Zuhörer.

"Hört genau hin!"
Die evangelische Pfarrerin Barbara Weichert richtete einen Appell an die Besucher der Kundgebung: "Macht euch vor der Wahl bitte die Mühe und hört genau hin. Lest die Programme der Parteien und fragt immer wieder: Wer will uns auseinander bringen, um über uns zu herrschen?"

Jugendliche Redner
Eine frische Sicht auf das ernste Thema trugen mehrere jugendliche Redner und Rednerinnen bei.
Landkreisschülersprecherin Sara Louzin sagte: "Wir alle sind hier, um zu besprechen, wie wir miteinander umgehen und wie wir uns gegenseitig respektieren können. Es gehe um die Frage, "wie wir in Bad Brückenau einen Ort schaffen können, an dem jeder einfach er selbst sein kann. Ohne Angst, ohne Vorurteile – und ohne sich verstecken zu müssen."

Thema Frauenrechte
Fiona Daniel, Vorsitzende der Werteprojektgruppe am Franz-Miltenberger-Gymnasium , ging auf die Rechte von Frauen ein. Alle drei Minuten werde in Deutschland eine Frau Opfer häuslicher Gewalt. "Was sie getan haben? Sie wurden als Frau geboren."
Musik von Bob Dylan
Was könnte wohl besser zu einer Demo für Toleranz und Vielfalt passen, als Lieder von Bob Dylan? Robin Kirchner und die Gruppe "Chris 'n' Me & Stefan" unterhielten die Teilnehmer mit mehreren Stücken des US-amerikanischen Sängers.

"Bei dieser Kälte gutes Ergebnis"
Bereits im Februar vergangenen Jahres hatte das Bündnis die Brückenauer dazu aufgerufen, friedlich für Demokratie und Toleranz zu demonstrieren. Damals waren zwischen 300 und 400 Teilnehmer auf den Platz vor dem alten Rathaus gekommen.
In diesem Jahr waren nur gut 200 Menschen dem Aufruf gefolgt. "Bei dieser Kälte war das trotzdem ein gutes Ergebnis", resümierte ein Teilnehmer nach der Veranstaltung.







