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Bad Brückenau
Bad Brückenau: Benefizkonzert für Waisenkinder
Seit fast drei Jahren lebt die Japanerin Keiko Richter in Bad Brückenau. Am 8. März organisiert sie ein Konzert mit Tee-Zeremonie und Kimono-Ausstellung im Dorint. Der Erlös kommt Tsunami-Waisenkindern in ihrer Heimat zugute.
Keiko Richter und ihr Mann Franz Hermann Richter, gebürtig aus Rupboden, haben sich für den Ruhestand ein Haus in Bad Brückenau gekauft. Foto: Ulrike Müller       -  Keiko Richter und ihr Mann Franz Hermann Richter, gebürtig aus Rupboden, haben sich für den Ruhestand ein Haus in Bad Brückenau gekauft. Foto: Ulrike Müller
| Keiko Richter und ihr Mann Franz Hermann Richter, gebürtig aus Rupboden, haben sich für den Ruhestand ein Haus in Bad Brückenau gekauft. Foto: Ulrike Müller
Ulrike Müller
 |  aktualisiert: 17.08.2022 20:40 Uhr

Das Wohnzimmer von Keiko und Franz Richter ist ein ungewöhnlicher Ort. Holzmöbel aus Thailand, ein Sofa aus Indien, Vasen und andere Kunstgegenstände finden sich dort. 30 Jahre hat Franz Richter (63) - ursprünglich stammt er aus Rupboden - in Asien gelebt, er arbeitete in wechselnden Häusern der Hotelbranche. 14 Mal zog die Familie in dieser Zeit um. Seine Frau Keiko (55) stammt aus Japan. Die Flugbegleiterin und der Manager haben sich in einer Hotellounge kennengelernt.

Indonesien, Hong Kong, Indien: Der Sohn ist in Dubai geboren, die Tochter in Japan. Als im Jahr 2011 Erdbeben, Tsunami und die Nuklearkatastrophe von Fukushima Japan heimsuchen, lebt die Familie gerade in Seoul, Südkorea. "Da siehst du deine Heimat im Fernsehen, wie dieser Tsunami die Menschen einfach wegspült", erinnert sich Keiko Richter. Spontan richtete sie eine Charity-Veranstaltung mit japanischer Musik und traditionellen Tänzen aus. Die Frau des Deutschen Botschafters sei damals Schirmherrin gewesen, erinnert sie sich. 4000 Dollar seien zusammen gekommen. Keiko Richter übergab das Geld dem japanischen Konsulat.

2018, inzwischen in München, organisiert Keiko Richter erneut ein Benefizkonzert - am Jahrestag der Katastrophe. Die Menschen sollten nicht vergessen, sagt sie, auch wenn ihr klar ist, dass die Not längst aus den Schlagzeilen und damit den Köpfen der meisten verschwunden ist. Über Kontakte zu guten Freunden hat sie Verbindung zum Senzoku Gakuen College of Music in Japan. Die Musikerinnen , die damals für den guten Zweck auftraten, kommen nun auch nach Bad Brückenau (siehe Programm weiter unten).

Andere Mentalität

Die Rückkehr nach Deutschland, für Franz Richter ist sie eine Heimkehr, für seine Frau Keiko dagegen Neuland. "Die deutsche Kultur ist eine sehr direkte Kultur", schildert sie ihren Eindruck. Ihre Hände formen feine Gesten, als sie die japanische Gastfreundschaft beschreibt. Sorgfalt, Zuwendung, Respekt und Mitgefühl - diese Worte bringt sie mit ihrem Heimatland Japan in Verbindung. "Die Unterschiede sind wie Tag und Nacht", bestätigt ihr Mann. Das könne nur einer verstehen, der dort gelebt habe.

Fast schon nebenbei fällt die Information, dass Keiko Richter Geschäftsführerin des Mode-Unternehmens Usaato für Europa ist. Die Geschäftsidee widerspricht ziemlich allen Regeln kapitalistischer Marktwirtschaft. Der japanische Designer Usaburo Sato, so berichtet sie, habe lange in Brüssel Haute Couture gemacht. Aus einer spirituellen Motivation heraus habe er dann seine Arbeitsweise umgestellt und weltweit nach Stoffen gesucht, die aus seiner Sicht eine hohe Wertigkeit und lebensfördernde Energie hätten.

Im Norden Thailands sei er Mitte der 1990er Jahre schließlich auf Stoffe gestoßen, die Frauen auf dem Land in ihrer Freizeit webten. Verwendet würden ausschließlich natürliche Farbstoffe. Die Kleidung sei fertig, wenn die Menschen vor Ort sie genäht hätten - und nicht, wenn die nächste Lieferung fällig wird, schildert sie. In einem Raum ihres Hauses lagert Keiko Richter solche Kleidungsstücke . Verkauft werden sie bei privaten Veranstaltungen, Teezeremonien oder Ausstellungen.

Ihre Mode habe aber nichts mit dem Benefizkonzert zu tun, macht Keiko Richter klar. Das möchte sie nicht vermischen. Sie sieht sich als Botschafterin der japanischen Kultur. "Ich möchte Leute treffen. Ich möchte meine Kultur präsentieren", sagt sie. Und sie möchte, dass die Waisenkinder des Tsunamis nicht vergessen werden. "Wenn Kinder ihre Familie und ihr Zuhause verlieren, weil es ein Erdbeben und einen Tsunami gibt, ist es nicht ihre Schuld." Und die Kinder seien doch die Zukunft.

Klavierkonzert mit Tee-Zeremonie

Termin Das Benefizkonzert findet am Sonntag, 8. März, im Dorint-Hotel Bad Brückenau statt. Beginn ist um 13.30 Uhr mit einer Kimono-Ausstellung. Um 14.30 Uhr spielen die Pianistinnen Mariko Nishikawa, Mieko Ogino und Michiko Shiotsuka. Anschließend feiert Toshiko Toribuchi Thüsing, Dozentin der Kalligrafie im japanischen Institut der Universität Heidelberg, eine Tee-Zeremonie mit den Konzertbesuchern.

Schirmherrschaft Die Schirmherrschaft über die Veranstaltung haben das Japanische Generalkonsulat München und das Senzoku Gakuen Collage of Music in Japan übernommen. Der Erlös des Nachmittags geht an die Hilfsorganisation Ashinaga, die sich um Waisenkinder der Tsunami-Katastrophe in Japan im Jahr 2011 kümmert.

Anmeldung Um Anmeldung zur Reservierung der Plätze wird gebeten, E-Mail: keikorichter@gmail.com.

 
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