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Bad Bocklet
Bad Bocklet: Michl Müller in den Saale-Auen
Rund 4800 Zuschauer kamen zu den beiden Open Air-Veranstaltungen mit Michl Müller. Der Garitzer wurde von seinen Fans gefeiert.
So lieben sie ihn: Der 'fränggische' Kabarettist Michl Müller präsentierte sein Programm 'Ausfahrt freihalten'. Foto: Klaus Werner       -  So lieben sie ihn: Der 'fränggische' Kabarettist Michl Müller präsentierte sein Programm 'Ausfahrt freihalten'. Foto: Klaus Werner
| So lieben sie ihn: Der "fränggische" Kabarettist Michl Müller präsentierte sein Programm "Ausfahrt freihalten". Foto: Klaus Werner
Klaus Werner
 |  aktualisiert: 19.08.2022 11:30 Uhr
Es hatte etwas wie bei einem Popkonzert: großflächige Absperrungen, hilfsbereite Feuerwehr, betont wichtige Security, Taschenkontrolle, Fanartikel-Bude, wetterfeste Bühne mit 30 Scheinwerfern, zehn Meter hohen Lautsprechertürmen und Videoleinwand - sowie mehrere tausend Besucher, die sich geduldig in den Bad Bockleter Saale-Auen anstellten, um "ihn" zu sehen. "Ihn", das war Michl Müller, und der lockte nach Angaben des Veranstalters an zwei Abenden 4800 Gäste in den Kurgarten. Am Freitag sollen es 2000 und am Samstag sogar 2800 Besucher gewesen sein.

Um es gleich vorweg zu sagen, Michl Müller, der fränggische Kabarettist und Comedian aus Bad Kissingen (Garitz) enttäuschte seine Fans nicht, die ihre Sympathie mit "Dreggsagg"-TShirts oder Einladungen auf Bettlaken kundtaten. Quer durch alle Altersgruppen saßen sie auf den Stühlen und belachten, beklatschten und bejubelten alles, was Michl Müller auf der mindestens 15 mal 15 Meter großen Bühne darbot. Dem Veranstalter konnten vor allem die im hinteren Bereich sitzenden Besucher dankbar sein, denn dank der direkten Übertragung auf die Videoleinwand konnten sie den Kabarettstar nicht nur multimedial genießen, sondern vor allem seine beredte Mimik und Gestik in Großaufnahme auf sich wirken lassen.

Präsentiert wurde das Finale seines Programms "Ausfahrt freihalten", das er in drei Jahren über 400 Mal bundesweit dargeboten hat. Nichts, aber auch gar nichts deutete während dieser drei Stunden auf ermüdende Routine bei Michl Müller hin; aufgedreht wie Rumpelstilzchen zeigte er eine erfrischende Bühnenpräsenz, die ihn ruhelos von einer Seite der Bühne auf die andere trieb. Auch die Gäste waren nach dem Intro mit dem "Runterzähler" sofort bei der Sache - obwohl oder gerade weil sehr viele das Programm schon kannten und bereits lachten, bevor die Pointe kam.


Schenkelklopfer und Derbes

Instinktsicher bewegt sich Müller auf den großen und kleinen Bühnen der Bundesrepublik mit seiner gekonnten und ihm eigenen Mischung aus der aktuellen Politik mit ihren massentauglichen Aufregern, aus den wohlbekannten Alltags-Szenen rund um Holger und Frank sowie seinen choreographisch unterlegten Liedern, die bei seinen Fans zu "Evergreens" geworden sind. Damit bewegt er sich auf bekannten Terrain, denn seine Gäste wollen nichts Tiefschürfendes; sie wollen schenkelklopfendes Lachen über das verbale Abwatschen von Merkel und Co., über derbe Sprüche wie zum Beispiel zum Schwanzvergleich von Putin und Trump auf dem Promi-Klo beim G20-Treffen. Der Garitzer Kabarettist bedient die Sehnsucht nach humorvollen Verdrehungen zu den vereinfachenden Schlagzeilen der Politik, wenn er die "Ehe für alle" mit weinerlichem Ton als ein "Muss" auffasst und mit "Ich wollt' doch eigentlich Single blei'" kommentiert - und Seehofer gleich eine Obergrenze mit "maximal 100 schwule Ehen in Bayern" einfordern lässt.

Aber mit dem politischen Fleischwolf überfordert er seine Gäste nicht, denn die wollen mindestens ebenso so gerne seine Allerweltsgeschichten hören, die er mit bildhafter Sprache und szenischer Bühnenpräsenz darbietet. Sie wollen eine gewisse Schadenfreude spüren, wenn es um den Nachbarn geht, der einen 800 Euro teuren Webergrill hat und von Michl Müller in den Mund gelegt bekommt: "Ja, nur das Beste für mein Aldi-Fleisch." Sie schmunzeln über den Mega-Trend "Kreuzfahrt" oder die Mutation eines Tupperabends in eine "Dildo- und Dessous-Party" mit der abschließenden Pointe des angetrunkenen Ehemanns: "Du hast einen neuen Pürierstab."


Standing-Ovations zum Schluss

Sie erkennen die Typen, die als "18-jähriger Fahranfänger mit Hose auf Halbmast und Baseballmütze" oder als "SUV-fahrende Mutti, die ihren dicklichen Kevin-Pascal direkt zum Sandkasten fährt" in ihren Köpfen entstehen. Auch Holger, Frank und "ICH" kommen als "Running-Gag" und Protagonisten des Alltags nicht zu kurz. Ausführlich dienen die drei als Grundlage für Kommentare zu Social Media oder zur per IPad organisierten Reise mit Hindernissen nach La Gomera und das dort Erlebte mit Intim-Piercings oder "TomTom" als afrikanischer Flüchtling mit "Dreggsagg"-TShirt.

"Komm, hau nei" lautete zwischendrin das Kommando für den Tontechniker, der daraufhin auf "Play" drückte und damit Michl Müllers drittes Standbein intonierte. "Protestlieder" sollten es sein, aber heraus kamen fränggischer Reggae zu "Federweißer und Zwiebelplootz", Stücke im Stil von Santiano oder Andrea Berg oder seine Hits mit der "Ingwer-Reibe", dem "Rock'n Rhöner" und einem Medley als Zugabe für einen sehr unterhaltsamen Abend, der von den Gästen mit Standing-Ovations beendet wurde.
 
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