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Bad Bocklet
Regionales in Bad Bockleter Hescuro-Kantine
Im Rehazentrum gibt es einmal wöchentlich ein heimisches Gericht. Der Küchenchef verrät, wo es schwierig wird und wie Privatleute an regionale Produkte kommen.
Küchenchef Sebastian Gröschl zeigt einem Auszubildenden, worauf bei der Zubereitung von Brokkoli zu achten ist. Brokkoli ist eine Gemüsesorte, die für den Heimatteller nur bedingt geeignet ist, da das Gemüse vor allem in Italien angebaut wird.       -  Küchenchef Sebastian Gröschl zeigt einem Auszubildenden, worauf bei der Zubereitung von Brokkoli zu achten ist. Brokkoli ist eine Gemüsesorte, die für den Heimatteller nur bedingt geeignet ist, da das Gemüse vor allem in Italien angebaut wird.
Foto: Kathrin Kupka-Hahn | Küchenchef Sebastian Gröschl zeigt einem Auszubildenden, worauf bei der Zubereitung von Brokkoli zu achten ist. Brokkoli ist eine Gemüsesorte, die für den Heimatteller nur bedingt geeignet ist, da das Gemüse vor ...
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 29.05.2024 17:10 Uhr

Kürzere Transportwege, weniger Luftverschmutzung, weniger Verpackungsmüll, weil Obst und Gemüse weniger lang frisch bleiben müssen, bis sie über den Ladentisch wandern und die Stärkung der heimischen Bauern – all das sind gute Gründe, sich mit Lebensmitteln aus der Region zu versorgen.

Um der Bevölkerung aufzuzeigen, dass das funktioniert und lecker sein kann, hat das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) für Betriebskantinen die Aktion „Heimatteller“ ins Leben gerufen.

Heimatteller: Mindestens 50 Prozent aus der Region

Mindestens 50 Prozent der Zutaten eines Gerichts sollen nachweislich aus Bayern, besser noch aus der Region stammen und nach Möglichkeit bio sein. Zur Unterstützung liefert das Ministerium die passenden Rezepte. Im Landkreis Bad Kissingen beteiligt sich die Kantine der Hescuro-Klinik Bad Bocklet, die täglich 400 bis 600 Menschen verköstigt (wir berichteten).

„Die Zutaten dafür zu besorgen, das war gar nicht so einfach“, hatte Küchenchef Sebastian Gröschl zum Start der Aktion im Februar betont, aber er sagte auch, dass ihm die Herausforderung Spaß mache. Von Beginn an hätten die Gäste den Heimatteller sehr gut angenommen. „Wir werden jetzt jeden Mittwoch einen Heimatteller anbieten“, sagte Gröschl damals im Bericht.Nun hat die Redaktion noch mal nachgehorcht, wie es läuft.

 

Herr Gröschl, gab es seither jeden Mittwoch ein regionales Gericht? Oder ist es schwierig, jede Woche alle Lebensmittel zu bekommen?

Sebastian Gröschl: Seit Beginn der Aktion bieten wir einmal wöchentlich einen Heimatteller an. Da die Beschaffung der Zutaten doch schwieriger ist als gedacht, haben wir unser Angebot vorerst auf zwei Gerichte im Wechsel beschränkt.

Es gibt in der einen Woche Geschnetzeltes vom bayerischen Strohschwein mit Weißwein und Champignons, dazu Eierknöpfle und Salat aus der Region. In der anderen vegetarisches Cordon bleu vom Sellerie mit bayerischem Butterkäse und roter Beete gefüllt an mediterraner Tomatensauce und frischen Pommes aus der Region.

Kommt die Aktion weiterhin gut an? Sehen Sie möglicherweise sogar eine verstärkte Nachfrage nach dem regionalen Angebot in der Kantine?

Ich habe das Gefühl, dass die Fan-Gemeinde von Woche zu Woche wächst. Deshalb denken wir darüber nach, das Angebot zu erweitern.

War es viel Rechercheaufwand nach regionalen Zulieferern , die so viel Kapazität haben, dass sie Sie beliefern können? Oder gibt es vielleicht sogar Hilfestellung seitens des Freistaates?

Da ich bereits seit 23 Jahren in der Hescuro-Klinik Bad Bocklet tätig bin, davon etwa 17 Jahre als Küchenchef, profitiere ich von meinen Erfahrungen und Geschäftsverbindungen. So konnte ich für die Heimatteller-Aktion zwei langjährige Geschäftspartner dazu motivieren, uns zu unterstützen – ein deutschlandweit tätiges Großhandelsunternehmen und ein Betrieb aus Großenbrach. Beide beliefern uns mehrmals wöchentlich mit frischen Zutaten .

Hilfestellung vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, das die Aktion 2022 ins Leben gerufen hat, gab es in Form von Rezeptvorschlägen, die bereits für größere Portionen vorkalkuliert waren.

Wie regional sind die 50 Prozent, die aus Bayern stammen sollen? Also: Lässt sich vielleicht schon viel mit Versorgern aus dem Landkreis/ der näheren Region tun, oder müssen Sie viel auf Versorger im südlichen Teil Bayerns zugreifen?

Sowohl als auch. Wir beziehen unsere Zutaten sowohl von bayerischen als auch von fränkischen Herstellern. Diese sind in Hollstadt, Bamberg und Nürnberg, aber auch im südlichen Teil Bayerns wie Landshut, Andechs und im Starnberger Kreis ansässig.

Kommt ein Lebensmittel etwa aus Fulda, würde es nicht zu den 50 Prozent „regional“ zählen, weil es außerhalb Bayerns liegt, oder gibt es da eine Ausnahmeregelung?

Nein, 50 Prozent der für den Heimatteller verwendeten Lebensmittel müssen aus Bayern stammen.

Woher kommen die Lebensmittel normalerweise, mit denen Sie kochen?

Etwa 60 Prozent der Produkte, die wir verwenden, stammen aus der EU, 30 Prozent aus Deutschland und der Rest kommt von weiter her.

Bei welchen Lebensmitteln und Lebensmittelgruppen ist es schwieriger, diese regional zu beziehen? Warum?

Gerade Hülsenfrüchte, Südfrüchte oder auch Gewürze stammen meistens aus dem Ausland, hier gibt es zum Teil keine regionalen Anbieter. Auch im Frischebereich bei bestimmten Obst- und Gemüsesorten, wie etwa Zitronen oder Brokkoli, gibt es keine regionalen Alternativen, da diese Produkte von der Witterung abhängig sind.

Haben Sie Tipps für Privatpersonen, um ihren Kochalltag mit mehr regionalen Lebensmitteln auszustatten?

Als Privatperson kann man beispielsweise hier im Markt Bad Bocklet einen regionalen Gemüsekorb bestellen oder sich im Internet über regionale Anbieter informieren. Es gibt die verschiedensten Produkte von Lebensmitteln über Kleidung bis hin zu Möbeln.

Das Gespräch führte Ellen Mützel.

 

Regionale Lebensmittel

  • Hofläden Etliche Lebensmittelerzeuger aus der Region verkaufen ihre Produkte vor Ort. Hier heißt es: Augen offen halten. Im Netz finden sich manche etwa unter mein-bauernhof.de oder gohofladen.de.
  • Markt Die vier Städte des Landkreises und ein paar Gemeinden bieten Bauernmärkte mit regionalen Anbietern an. Fragen Sie doch einfach mal bei Ihrer Gemeinde nach.
  • Gemüsekorb Die Allianz Kissinger Bogen liefert alle 14 Tage eine saisonabhängige Gemüsekiste vom Naturlandhof Tietze (Sennfeld) an diverse Abholstellen in den Allianzgemeinden.  Ähnlich funktioniert das Genusskörble aus der Klostergärtnerei Maria Bildhausen. Abholstellen sind unter anderem in Reichenbach und Münnerstadt. Im Netz finden sich ähnliche Angebote von entfernteren Anbietern.

 

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