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BAD KISSINGEN /HAUSEN
Back 1926 über den 13-jährigen Döpfner: "Der wird einmal Bischof"
Jubiläum: Am 26. August ist der 100. Geburtstag von Julius Kardinal Döpfner. Sein Weg als Kirchenmann war einzigartig, doch den Kontakt in seinen Heimatort Hausen und in die geliebte Rhön ließ er nie abreißen.
Verehren ihren Onkel Julius: die Geschwister Maria Schmitt und Georg Metz aus Hausen. Ihre Mutter war eine Schwester von Kardinal Julius Döpfner. Das Foto an der Wand stammt vom Kissinger Fotografen Karl-Eugen Renner, aufgenommen 1976.
Foto: Ursula Lippold | Verehren ihren Onkel Julius: die Geschwister Maria Schmitt und Georg Metz aus Hausen. Ihre Mutter war eine Schwester von Kardinal Julius Döpfner.
Von unserem Redaktionsmitglied Ursula Lippold
 |  aktualisiert: 16.01.2013 12:06 Uhr

In meiner Klasse am Neuen Gymnasium in Würzburg ist ein Schüler, der stammt aus Hausen. Denk an meine Worte, der wird einmal Bischof.“ Dies sagte der 13-jährige Siegfried Back zu seinem Vetter German Back, als die beiden im Jahre 1926 durch Hausen wanderten, dem Geburtsort von Julius Kardinal Döpfner. Der Mitschüler behielt recht.

Julius Döpfners Weg als Kirchenmann war einzigartig: Mit 35 Jahren war er der jüngste Bischof der Welt, mit 45 Jahren der jüngste Kardinal der Welt. Noch heute ist manch Kissinger überzeugt, dass Julius Döpfner auf gutem Weg war, einmal Papst zu werden.

Doch Hans Georg Kessler hegt da einige Zweifel. „Die Kirche und die Menschen waren damals noch nicht so weit“, meint er. Und Döpfner selbst wollte es offenbar auch nicht. „Da will ich lieber sterben“ – diese Worte überliefern Maria Schmitt und Georg Metz. Die Geschwister haben ihren Onkel Julius, ein Bruder ihrer Mutter, sehr gemocht, „aber wir hatten immer einen Heidenrespekt vor ihm“, sagt Metz im Gespräch mit der Main-Post. Nichte und Neffe leben in Hausen. Maria Schmitt dort, wo einst das Elternhaus stand. Das wurde abgerissen, ein neues Haus wurde gebaut, jetzt Kardinal-Döpfner-Straße 27.

Auch Maria Schmitt und ihr Bruder Georg glauben, dass ihr Onkel die Bürde eines Papstes nicht hätte tragen können. „Er war eigentlich viel zu gut, und das wurde oft ausgenutzt“, meint Metz. „Er wollte ja nicht mal Bischof werden, sein Wunsch war Pfarrer in einer Rhön-Gemeinde.“

Dorthin zog es Döpfner verstärkt, nachdem ihm der Arzt die Besteigung von Watzmann, Mont Blanc, Matterhorn und anderen Viertausendern wegen Herzbeschwerden verboten hatte. Auf seinen Rhönwanderungen begleitete ihn manchmal sein Neffe. „In jedem Ort wurde erst mal die Kirche besichtigt“, erzählt Metz. Danach ging es ins Wirtshaus. Als sie mal in Langenleiten einkehrten, kam eiligst der Ortspfarrer, um den Bischof zu begrüßen. Dabei machte er den Scherz: Die Rhön ist schön, doch wäre sie schöner ohne die Rhöner. Das, so Metz, habe seinen Onkel wütend gemacht. Denn er liebte die Rhöner. An Kardinal Döpfner erinnert ein Abschnitt des Wanderweges zwischen Würzburger Haus und Kissinger Hütte.

Julius Döpfner wurde nicht nur in seiner Familie sehr geschätzt. Gerade junge Leute richteten damals ihren Blick hoffnungsvoll auf den berühmten Sohn Hausens. So wie Hans Georg Kessler. In den 60er Jahren, als er kurz vor dem Abitur stand, habe es in der Kirche gebrodelt, erinnert er sich. Papst Paul VI. hatte seine „Pillen-Enzyklika“ herausgegeben, ein klares Verbot der Pille. „Wir jungen Leute waren unheimlich aufgeregt, weil uns diese Einstellung der Kirche zur Sexualität nicht gefiel.“ Julius Döpfner, damals Kardinal in München, distanzierte sich weitgehend von dieser Schrift. „Er war authentisch für uns“, sagt Kessler, „er hat uns verstanden“. Hans Georg Kessler lernte Julius Döpfner in sehr jungen Jahren kennen. „Ich wurde 1954 von ihm gefirmt“, erzählt der jetzt 69-Jährige. Vor vier Jahren dann schloss sich der Kreis: Kessler betreut seither das Kardinal-Döpfner-Museum im ehemaligen Prämonstratenserinnenkloster in Hausen, das von Pfarrer Georg Hirschbrich initiiert wurde.

Mit seinen zwei Räumen ist das Museum recht klein, aber Kessler zeichnet in seinen Führungen sehr anschaulich das Leben von Julius Döpfner nach: Kindheit, Jugend und die Anfangsjahre als Bischof im ersten Raum, seine Stationen Berlin und München sowie Weltkirche im zweiten Raum. Viele Exponate stellte die Familie zur Verfügung.

Schon als Julius Döpfner für ein Jahr das Gymnasium der Augustiner in Münnerstadt besuchte, reifte in ihm der Gedanke, Priester zu werden. Er studierte in Rom und kam 1941 als geweihter Priester in die Heimatdiözese Würzburg zurück. Schweinfurt, Gochsheim, Großwallstadt waren Stationen. Dann kam der „Fall Ochsenfurt“, im Sommer 1953.

Eine Zuckerfabrik sollte eröffnet werden, und in dieser katholischen Gegend war es üblich, dass der katholische Pfarrer die Segnung vornimmt. „Als ich nach Ochsenfurt kam, erfuhr ich, daß auch der evangelische Dekan sich am liturgischen Akt beteiligen würde, und ich weigerte mich aus Konsequenzgründen, das zusammen mit ihm zu tun.“

Danach galt der Bischof von Würzburg als sturer, konfessionell engherziger Kirchenmann. „Aber dieses „Image“, das mir nach Ochsenfurt zufiel, entsprach in keiner Weise meiner innersten Intention,“ schrieb Döpfner in seinen Lebenserinnerungen.

Begegnungen zeigen, wie sehr sich Julius Döpfner um Ökumene, Aufeinanderzugehen, gegenseitiges Verstehen bemühte. Fotografien im Museum zeigen ihn unter anderem mit Kardinal Woytila und dem Patriarchen Athenagoras von Konstantinopel. Dann kam das Zweite Vatikanische Konzil, und Döpfner wurde als einer von vier Moderatoren berufen. Das war genau vor 50 Jahren. Fotos belegen auch, dass Julius Döpfner viel auf Reisen war: Amerika, Indien, Türkei, Rhodesien und kurz vor seinem Tod noch Afrika.

Nachhaltigen Eindruck hinterließ Döpfner auch in Berlin, wohin er 1957 berufen wurde. Der Abschied von Würzburg fiel ihm schwer. „Mir war bange vor der ganz anderen Aufgabe in dem geteilten Bistum.“ Aber er wurde rasch heimisch. 1958 einte der Katholikentag zum letzten Mal die Gläubigen aus Ost und West. Über Radioansprachen erreichte er weiterhin die Glaubensbrüder im Osten.

1958 wurde Döpfner durch Papst Johannes XXIII. ins Kardinalskollegium aufgenommen. Drei Jahre später ernannte ihn der Papst zum Erzbischof von München und Freising.

Zahlreich waren Döpfners kirchliche Ämter und Aufgaben, und so blieb ihm nur wenig Zeit, seine Familie in Hausen zu besuchen. Zwei-, dreimal im Jahr sei er gekommen, so Maria Schmitt. Zwei Räume standen ihm im Haus zur Verfügung.

Sein letzter Besuch war 1976, eine Woche vor seinem Tod, erzählt die Nichte. Es war ein kurzer Abstecher von Würzburg, wo er den Festgottesdienst zum 100-Jährigen seiner Studentenverbindung hielt. Er besuchte für zwei Stunden seine schwer kranke Schwester.

„Er fühlte sich ganz schlecht“, erinnern sich Maria Schmitt und Georg Metz. „Er schwitzte sehr stark und konnte den Arm nicht mehr richtig heben.“ Zurück in München, wollte er zur Therapie, aber er schaffte es nur bis zur Pforte des Bischofshofes, erzählt Schmitt. Nur wenige Minuten nach seinem Zusammenbruch starb er an einem Herzinfarkt. Beigesetzt wurde Julius Kardinal Döpfner im Liebfrauendom in München. Am 26. August 2013 wäre er 100 Jahre alt geworden.

Aus diesem Anlass wird eine Tagung in Bad Kissingen am 28. und 29. Juni stattfinden. Als Festredner spricht Karl Kardinal Lehmann am Freitag, 28. Juni, in der Wandelhalle. Den Festgottesdienst am Samstag, 29. Juni, hält um 17 Uhr Bischof Friedhelm Hofmann in der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche. Dort führen die Kantorei Herz Jesu Bad Kissingen und das Residenzorchester Meiningen die „Paukenmesse“ von Joseph Haydn auf.

Besuch des Julius-Kardinal-Döpfner-Museums nach Vereinbarung, Hans Georg Kessler, Tel. (0971) 6 58 80.

Empfang in Hausen: Nach seiner nach Kardinalsernennung im Jahre 1958 besuchte Julius Döpfner seinen Heimatort.
Foto: Archiv Bernd Czelustek | Empfang in Hausen: Nach seiner nach Kardinalsernennung im Jahre 1958 besuchte Julius Döpfner seinen Heimatort.
Schaukelpferd: Dieses Spielzeug aus Kindertagen steht jetzt im Döpfner-Museum.
Foto: Lippold | Schaukelpferd: Dieses Spielzeug aus Kindertagen steht jetzt im Döpfner-Museum.
 
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