
Das Jahresende wird spannend für Burkhard Oschmann: "Die Förder-Richtlinien wurden komplett neu aufgelegt, aber die Ausführungsbestimmungen gibt es erst Ende Dezember", berichtete der Geschäftsführer des Abwasserzweckverbands (AZV) Thulba-Saale in der jüngsten Verbandsversammlung. Seit zwei Jahren plant er die interkommunale Klärschlammverwertung, vor einigen Wochen schien alles in trockenen Tüchern: Die neun Kommunen der Allianz Fränkisches Saaletal einigten sich auf eine Zweckvereinbarung, der Zuschussantrag sollte noch vor Jahresende gestellt werden. Im September hatte Oschmann die Unterlagen bereits zur Prüfung vorgelegt, nun ist alles neu. Unabhängig davon wurde der Vertrag zwischen dem AZV und den umliegenden Gemeinden offiziell besiegelt.
Bereits seit 1993 behandelt der AZV die Abwässer aus Hammelburg , Elfershausen, Fuchsstadt und den meisten Gemeindeteilen von Oberthulba. 2018 kamen noch die Bad Kissinger Stadtteile Albertshausen und Poppenroth sowie der Oberthulbaer Gemeindeteil Schlimpfhof dazu. Das Einzugsgebiet umfasst damit rund 22 500 Einwohner, wegen zusätzlicher Abwässer aus Betrieben ist die Kläranlage Hammelburg auf 28 000 Einwohnerwerte ausgelegt. Alleine in dieser Anlage fallen jährlich rund 12 000 Kubikmeter Klärschlamm an.
Durch eine neue Verordnung ist das Ausbringen von Klärschlamm auf landwirtschaftlichen Flächen so gut wie unmöglich, berichtet Oschmann. Also muss der Nassschlamm aufwendig entwässert und ins Zementwerk Karlstadt gefahren werden. Alleine die Kosten für die externe Entwässerungsanlage seien seit 2015 um rund 50 Prozent gestiegen, rechnete Oschmann vor. Weil andere Kommunen im Altlandkreis Hammelburg vor ähnlichen Problemen stehen, gab es vor zwei Jahren den Vorschlag, den Klärschlamm gemeinsam zu verwerten, sprich: Auf dem Gelände der Kläranlage Hammelburg eine Entwässerungsanlage zu bauen und einen langfristigen Vertrag mit dem Zementwerk Karlstadt abzuschließen.
Ziel: Kohlendioxid einsparen
Eine Alternative zu Karlstadt gebe es nicht, weil sonst die Zuschüsse gefährdet seien, betonte Oschmann: Die Bundesmittel seien an die Bedingung geknüpft, dass bei dem Prozess Kohlendioxid eingespart werde. Das gehe nur durch die kurzen Wege zwischen den Kläranlagen und bei der Entsorgung. "Die Schlussverwertung muss im Umkreis von 50 Kilometern erfolgen", sagte Oschmann.
Der neuen Kooperation gehören nun sechs Betreiber von zwölf Kläranlagen an. Größter Vertragspartner ist der AZV selbst, der auch Kläranlagen der Bundeswehr betreut. Verwertet werde der Klärschlamm von 41 Stadt- und Gemeindeteilen mit rund 30 000 Einwohnern. Der Markt Oberthulba beteiligt sich neu mit seiner Anlage in Wittershausen (ausgelegt auf 675 Einwohner). Weitere Kläranlagen sind Aura (1150 Einwohnerwerte), Euerdorf (2200), Sulzthal/Ramsthal/Wirmsthal (4800), Waizenbach (2100), Windheim (300), Schwärzelbach (700) sowie Heiligkreuz und Heckmühle mit jeweils 150.
Bei der Versammlung ging es auch um die Finanzierung: Alleine die Machbarkeitsstudie hat bereits gut 90 000 Euro gekostet. Die Regierung von Unterfranken verschickte in der vergangenen Woche den Förderbescheid über 76 840 Euro für das Kooperationsprojekt. "Das sind 85 Prozent", freute sich Oschmann über die Zusage aus Würzburg. Grundlage der Förderung ist die Richtlinie für Zuwendungen des Freistaates Bayern zur Förderung der interkommunalen Zusammenarbeit. Die Regierung von Unterfranken stuft die Kooperation als "vorbildhaft" ein.
Der größte Brocken für den eigentlichen Bau sollen jedoch vom Bund kommen. Für 2021 sei wegen Corona eine Erhöhung der Zuschüsse von 30 auf 40 Prozent in Aussicht gestellt worden. Das wollte der AZV unbedingt ausnutzen. Allerdings habe es nun eine Neuerung gegeben: Ab dem kommenden Jahr sollen mehr Kosten anerkannt werden und die Obergrenze entfallen. Oschmann rechnet mit einer Investition von insgesamt 2,7 Millionen Euro, davon seien im neuen Programm rund 1,5 Millionen Euro mit 30 Prozent förderfähig. Der AZV hofft demnach auf einen Zuschuss von rund 450 000 Euro. Allerdings müssten auch noch viele Fragen geklärt werden, etwa zum Umgang mit den Kosten für Umbauten auf den anderen Kläranlagen oder zu Überschneidungen beim geplanten Neubau der Kläranlagen in Euerdorf und Sulzthal.
Die einzelnen Gemeinderäte hatten der Zweckvereinbarung bereits in den vergangenen Wochen zugestimmt, nun fehlte nur noch der Beschluss der AZV-Verbandsversammlung. Der fiel einstimmig aus. Oschmann erläuterte den weiteren Zeitplan: Im Frühjahr müsse die Planungsleistung europaweit ausgeschrieben werden. Beim Vergabeverfahren hilft das Büro "gk-Projektmanagement" aus Kitzingen, der Auftrag für rund 22 000 Euro wurde einstimmig vergeben. Das Jahr 2022 über soll dann geplant und ausgeschrieben werden, für 2023 sind der Bau, für 2024 die Inbetriebnahme vorgesehen.