
Ayurveda-Dozent Elmar Stapelfeldt aus dem Forschungsverbund der Berliner Charité kam vor kurzem auf Ebba-Karina Sander zu und fragte an, ob sie Gäste in ihrem Ayurveda-Zentrum Deutschland (Bad Bocklet/Bad Kissingen) interviewen und die Ergebnisse für eine Studie am Charité-Krankenhaus bereitstellen würde. "Natürlich habe ich ja gesagt", so die Geschäftsführerin. Für sie ist das Mitwirken an dieser Studie ein Schritt nach vorn in ihrem langjährigen Bestreben, Ayurveda in Deutschland als seriöse Medizin zu verankern.
Wirksame Konzepte gegen chronische Krankheiten fehlen in Deutschland, sagt die Gesundheitsmanagerin im Gespräch mit dieser Redaktion. Und dabei kann man gerade hier mit der Ayurveda-Medizin und dem umfassenden Konzept von Ernährung, Bewegung und speziellen Anwendungen sehr gute Erfolge erzielen, weiß sie aus Erfahrung. Diese Auffassung habe sie in den vergangenen Jahren stets bei Symposien und Verbandstagungen in ganz Deutschland vertreten.

Intensive Werbung für die indische Heilkunst
Sie erklärt den Fachleuten dann stets, dass man, in Bezug auf die wichtigsten chronischen Volkskrankheiten, schon vorliegende Expertisen zusammentragen und gegebenenfalls neue Studien in Auftrag geben müsse, um belastbare Wirkungsnachweise von Ayurveda vorlegen zu können. Dass nun ein Krankenhaus wie die Charité gerade ihr Ayurveda-Zentrum für Studienzwecke heranziehen will, freut sie. "Es ist für uns ein Ritterschlag."
Schon im April 2015, kurz nachdem das Ayurveda-Zentrum Deutschland in Bad Bocklet (Kunzmanns Hotel) an den Start gegangen war, hatte sie namhafte Experten innerhalb der Deutschen Ärzztegesellschaft für Ayurveda-Medizin (DÄGAM) zu einem Symposium nach Bad Bocklet eingeladen und dabei erste Kontakte zur Berliner Charité geknüpft.
Vor vier Jahren war sie, zusammen mit ihrem Mitgesellschafter Dr. Jobin Joy Madukkakuzhy (Kerala), in dem Berliner Krankenhaus bei Privatdozent Dr. Christian Keßler vorstellig geworden. Der Funktionsoberarzt für Forschung an der Charité Hochschulambulanz für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin koordiniert am Lehrstuhl für klinische Naturheilkunde von Prof. Andreas Michalsen Forschungsprojekte zum Thema Ayurveda. Bei dem Gespräch dabei war damals auch Ayurveda-Dozent Elmar Stapelfeld. Beide hätten sich zunächst zurückhaltend gezeigt, erinnert sich Sander. Doch im Laufe des Gesprächs hätten sie und Dr. Jobin den beiden Spezialisten den seriösen Ansatz ihrer Behandlungen in Bad Bocklet klar machen können.

Teilnahme an der Studie zum "Irritierten Darmsyndrom"
Erst im Februar 2020, kurz vor dem Lockdown, hatte sie Keßler noch auf einer Fortbildung getroffen und von der neuen, zweiten Ayurveda-Abteilung im Haus Fontana in Bad Kissingen erzählt, so Sander weiter. Unlängst kam dann Ayurveda-Dozent Stapelfeldt mit der Anfrage zur Studie auf sie zu. Er leitet das Projekt zum "Irritierten Darmsyndrom".
Sander findet es wichtig zu erforschen, wie Ayurveda auf chronische Krankheiten wirkt. Deswegen hatte sie in der Vergangenheit unter anderem bei der AOK und der Deutschen Rentenversicherung nachgefragt, bei welchen Krankheiten Patienten am häufigsten krank geschrieben werden und nach welchen chronischen Erkrankungen bei Erkrankten sogar die Frühverrentung notwendig wird.
Zum Beispiel Diabetes, Rheuma, Parkinson, Reizdarm-Syndrom sind, nach Sanders Ansicht, Erkrankungen, die durch Ayurveda-Behandlungen erheblich gelindert werden könnten. Aber erst wenn belastbare Studien dazu vorliegen, könne man mit den gesetzlichen Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern verhandeln.

Patientin tanzte nach der Behandlung
"Es ist sozusagen mein Herzenswunsch darzulegen, was Ayurveda auf diesem Gebiet an Lösungen bereithält." Vor einiger Zeit wurde zum Beispiel in Bad Kissinger Haus Fontana eine Frau mit Multipler Sklerose behandelt, sagt die Geschäftsführerin. Sie sei im Rollstuhl hier angekommen. "Am Ende des Aufenthalts hat sie für uns getanzt."
Natürlich passiert momentan, während des Lockdowns, nichts in Sachen Studie. Denn auch das Ayurveda-Zentrum ist seit 2. November 2020 dicht, die 22 Mitarbeiter*innen sind in Kurzarbeit. Doch Sander hofft, dass die beiden Abteilungen in Bad Bocklet und Bad Kissingen im Frühjahr wieder anlaufen und dann auch Studienergebnisse möglich sind.