Die beiden Holzpferde in der Vitrine des Museums Obere Saline sorgen mit ihren lachenden Gesichtern und dem fein geschnitzten, hoch aufgerichteten Schweif für Aufmerksamkeit. Diese Pferdchen sind Teil der Sonderausstellung „Kaiserlich & inkognito: Sisi in Bad Kissingen “.
Obwohl sie auf den ersten Blick nur wie eine charmante Dekoration wirken, enthüllt das unscheinbare Informationsschild ihre wahre Bedeutung für Bad Kissingen und die Gemeinde Sandberg (Rhön-Grabfeld). Es wird vermutet, dass sie um das Jahr 1898 von Hilarius Katzenberger in Sandberg gefertigt wurden.
Von der Kaiservilla in die Rhön
Marcel Bühner, Mitarbeiter im Museum Obere Saline , ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Pferdchen nun im Rahmen der Sonderausstellung in Bad Kissingen präsentiert werden. Seit Jahren beschäftigt er sich intensiv mit Exponaten , die zum Schnitz-Stand-Ort Rhön gehören. Aufgrund seiner familiären Wurzeln in den Walddörfern war ihm bekannt, dass es in Sandberg zwischen 1877 und 1911 eine blühende Holzschnitzindustrie gab. Diese produzierte Spielwaren, für den Spielwarenhändler Friedrich Meinel aus Bad Kissingen , darunter die geschnitzten Pferde , auch bekannt als „weiße Pferde “ oder „lachende Pferde “.
Vor einem Jahr stieß Bühner auf Instagram auf die Ausstellung „Kaiserliche Weihnachten“ der Kaiservilla-Besichtigungsbetriebs-Gesellschaft in Bad Ischl. Die Pferdchen, die jetzt als Leihgabe in Bad Kissingen zu bewundern sind, dienten damals als hübsche Dekoration unter dem Weihnachtsbaum. „Ich habe sie sofort erkannt. Der geschnitzte Schweif, die Körperhaltung und das Lachen der Pferde sind unverkennbar“, erzählt Bühner.
Die Kaiserin kaufte 1898 in Kissingen ein
Bühner setzte sich mit der Gesellschaft in Bad Ischl in Verbindung, und auch Museumsleiterin Annette Späth begann mit Recherchen. Sie gehen davon aus, dass Kaiserin Elisabeth dieses Gespann bei einem ihrer Kuraufenthalte in Bad Kissingen erwarb. Im Jahr 1898 erhielt die Kaiserin in Bad Kissingen Besuch von ihrer jüngsten Tochter Marie Valerie.
Diese hielt in ihrem Tagebuch fest: „Nach dem Diner in den Suiten ging Mama mit uns, zeigte mir den Kurort, machte sogar einige kleine Einkäufe.“ Dies geschah am 8. Mai 1898. Obwohl der Kauf der Holzpferde nicht explizit im Tagebuch erwähnt wird, gehen Bühner und Späth davon aus, dass die Kaiserin die Pferdchen erwarb, möglicherweise als Geschenk für die Enkelkinder und sie auf diese Weise in die Kaiservilla nach Bad Ischl kamen. Nach dem Tod Kaiser Franz Josephs, wurde die Kaiservilla in Bad Ischl an Marie Valerie, die jüngste Tochter des Kaiserpaares, vererbt.
Sandberger Holzpferde wurden im Souvenir- und Spielzeugladen von Friedrich Meinel in der Ludwigstraße in Bad Kissingen verkauft. Meinel lernte den Sandberger Schnitzer Hilarius Katzenberger (1847-1927) im Jahr 1877 kennen und gründete eine Holzschnitzschule in Sandberg. Katzenberger entwarf Tierfiguren, die seine Schüler nach kurzer Einlernzeit in großer Stückzahl reproduzierten. Die Schule existierte bis zum Tod von Friedrich Meinel im Jahr 1911.
Hilla Schütze hat eines der Pferde
Die „weißen Pferde “ oder auch „lachenden Pferde “ gerieten nach und nach in Vergessenheit. Heutzutage existieren nur noch vereinzelte Exemplare, wobei eines davon in den Händen der Bad Kissinger Spielzeugsammlerin Hilla Schütze ist. Es ist im Spielzeugmuseum Obere Saline zu sehen.
Mit dieser Geschichte suchte Bühner den Kontakt zu den Verantwortlichen in Bad Ischl. „Dort war nicht bekannt, woher die Pferde stammen. Sie waren jedoch sehr interessiert und positiv überrascht.“ Das Gespann als Leihgabe für die Ausstellung in Bad Kissingen zu bekommen, sei kein Problem gewesen. „Es ist eines der Highlights der Ausstellung“, betont Späth, die eine schöne Verbindung zwischen der „Sisi-Ausstellung“, der Spielzeugwelt und dem Schnitz-Standort in Sandberg sieht.
Der Begriff „weiße Pferde “ leitet sich von dem Holz ab, das für die Herstellung verwendet wurde. Als Schnitzholz wurde Espe (auch als Zitterpappel bekannt), ein auffallend helles Material ohne Maserung gewählt. Im Laufe der Jahre sind die Pferde nachgedunkelt, sodass sie eher braun als weiß erscheinen.
Öffnungszeiten
Zu sehen ist die Ausstellung „Kaiserlich & inkognito: Sisi in Bad Kissingen “ im Museum Obere Saline , Obere Saline 20 in Bad Kissingen .
Die Sonderausstellung präsentiert bis 28. April 2024 persönliche Gegenstände und bislang unveröffentlichte ärztliche Dokumente zum Gesundheitszustand und dem Tod der Kaiserin.
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Am Silvester ist geschlossen. Am 1. und 6. Januar ist zu den oben genannten Zeiten geöffnet.
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