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Hammelburg
Ausnahmetalent an gleich zwei Instrumenten
Samira Spiegel, Ausnahmetalent an gleich zwei Instrumenten, verzaubert den Festabend des Lions Club in der Musikakademie Hammelburg mit Juwelen klassischer Musik und grandioser Jazz Einlage.
Samira Spiegel in der Musikakademie Hammelburg beim Festabend des Lions Club.       -  Samira Spiegel in der Musikakademie Hammelburg beim Festabend des Lions Club.
Foto: Werner Vogel | Samira Spiegel in der Musikakademie Hammelburg beim Festabend des Lions Club.
Werner Vogel
 |  aktualisiert: 17.08.2022 05:55 Uhr

Da ist den Verantwortlichen des Lions Club Hammelburg -Trimburg Saaletal zum 25-jährigen Jubiläum ein echter Clou gelungen. Samira Spiegel in ihrer Heimatregion zu präsentieren und zu erleben, wie weit nach oben sie ihr außergewöhnlicher Weg schon geführt hat. Nun, die Gründungsvorsitzende des Clubs Dr.Ulrike Scheblein kennt die Familie Spiegel, kennt die Musikakademie . Dazu glänzt der Musiktempel am Kloster Altstadt nicht nur durch inspirierendes Ambiente und repräsentativem Festsaal, auf dem Podium steht auch ein wettbewerbstauglicher Bechstein Flügel. Der Mut für ein solches Event wird durch ein hochgestimmtes Publikum belohnt, das -coronatauglich- den Saal füllt.

Der Flügel genügt also höchsten Ansprüchen, und ihre eigene hochwertige Geige hatte die junge Frau natürlich mitgebracht, brilliert mit drei Sätzen der Bach'schen Violinsonate in a-moll, gibt sich dem ersten Satz mit seinen getragen fließenden Melodien innig hin, ist ganz bei sich und nimmt die Zuhörer mit in die großen, deutlich ausformulierten Spannungsbögen. Im Andante singt die Geige fröhliche Melodien und begleitet sich dabei selbst. Kurze Tupfer innerhalb des gleichen Bogenstrichs als Taktgeber. Durch Synkopen wird der Effekt spannend. Ein kleiner Geniestreich des Großmeisters und technisch schwierig, aber Samira Spiegel gelingt jeder Takt punktgenau. Auch für das Allegro nimmt sie ein beachtliches Tempo für die in jubelnde Höhen perlenden Töne, verliert die Formensprache Bachs nicht aus dem Auge, lässt aber auch eigene Klangfarben aufleuchten.

"Stomp" heißt eine Komposition des 1938 geborenen Amerikaners John Corigliano, der sich vor allem durch "Oscar" gekrönte Filmmusik einen Namen gemacht hat, und man konnte schon durch die Moderation der Künstlerin ahnen, dass da etwas außergewöhnliches auf das Publikum zukommt. Da muss die Violine teilweise anders gestimmt werden, und Samira Spiegel erklärt, dass der Rhythmus mit den Füssen gemacht wird (stomp heißt stampfen).

Da kommt das Podium, auf dem sie steht, ins Spiel. Tatsächlich donnern in diesem im Bluegrass und Fiddle-Jazz Stück die Niagarafälle in die Tiefe, eine Bisonherde jagt über die Prärie, ein Westernzug stampft in Richtung Little Bighorn. Das Podium wird wie bei Flamencotänzerinnen zum Resonanzboden. Die Holzkonstruktion verstärkt die Steps der Samia Spiegel zu groovendem Grundvolumen, während ihr Bogen abenteuerliche Tänze aufführt und ihre Finger zupfende Schwerstarbeit leisten. Verstörende Klänge wechseln mit elegischen Passagen, beides meistert sie unglaublich lustvoll . Es wundert nicht, dass sie Stomp in ihr Repertoire aufgenommen hat. Das Stück reißt einfach mit, ist auf dem Weg zu einem zeitgenössischen Klassiker. Riesenbeifall. Und dann legt Samira die Geige nieder und ist Pianistin.

Charmant moderiert sie ihren Wechsel zum Klavier. Mit dem Piano hat das Publikum die Hochbegabte in der Region öfter hören können und war gespannt, wie sie sich durch ihr Studium in Graz weiterentwickelt hat. Bei den Brahms Intermezzi 118 ist sie hochkonzentriert, spielt mit geschlossenen Augen, lässt die anmutig liebliche Melodienseligkeit der Brahm'schen kleinen Pretiosen fließen, verbindet in der D-Dur Sonate von Joseph Haydn Innigkeit mit präziser Brillianz.

Und hat dann wieder eine Rarität ausgegraben und präsentiert Anselm Hüttenbrenner, einen Freund Franz Schuberts , und dessen Geisterszenen. Die linke Hand trommelt unerbittlichen Regen auf das Strohdach, während die Rechte allerlei hüpfenden Geistern, Schelmen, und schaurige Gestalten Form gibt. Auch darauf lässt sie sich ein, nimmt die Bagatellen ernst, vermag Stimmungen zu erzeugen. Abgeklärt, das Schneetreiben in Liszt's Chasse-neige Etüde und zum Abschluss nochmals klangvolle Melodienseligkeit, die cis -moll Etüde von Chopin. Mit großer Klarheit gestaltet, obwohl teuflisch-schwierig zu spielen. So ist auch der gesamte Klavierpart von hinreißender Beseeltheit getragen, und die trägt auch noch über die Zugabe, Beethovens Mondscheinsonate, hinaus und macht den Abend unvergesslich.

 
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