Ein bisschen Jazz , ein bisschen Blues, ein bisschen Gospel, ein bisschen Klassik, ein bisschen Pop, ein bisschen Soul und Funk - und über allem ein rhythmischer Groove, der dank einer prägnanten Stimme und eines vorzüglichen musikalischen Hintergrunds die Zuhörer ab dem ersten Ton in seinen Bann zieht. Kein Zweifel: Die Konzerte von Jocelyn B. Smith und ihrer vierköpfigen Band sind eine melodische Reise durch den musikalischen Mainstream, der nur selten so individuell präsentiert wird wie von dieser Ausnahmekünstlerin.
Der Eisregen am Donnerstagabend machte wohl vielen Fans von Jocelyn Bernadette Smith einen Strich durch die Rechnung, denn nur so ist zu erklären, dass die in Bad Kissingen bekannte und geschätzte Sängerin nur rund 500 Gäste in den Max-Littmann-Saal lockte - und die wurden mit einem gehauchten "Happy New Year" begrüßt. Im farbenfrohen Outfit und illuminiert durch dezente, aber stimmungsvoll-passende Lichteffekte füllte Jocelyn B. Smith die Bühne und das weite Rund des Max-Littmann-Saals nicht nur mit ihrer Musikalität, sondern mit ihrer authentischen Persönlichkeit. Zwischen den Stücken wird im sympathischen Kauderwelsch aus Deutsch und Englisch immer wieder ihre Botschaft "Musik ist die Sprache des Herzens" deutlich, wobei sie die Meinung vertritt, dass in den Texten bereits alles gesagt wurde.
Deshalb sollte man als Künstler verstärkt auf die Qualität der Musik achten, "die Musik auf einen neuen Level anheben". Diesem Anspruch folgend entstand das neue Album "Shine a light", für das sich die Künstlerin über zwei Jahre Zeit ließ und das den Grundstock des Bad Kissinger Konzertes bildete. Ihr musikalischer Anspruch ist eine Vermischung verschiedener Musikstile im Sinne einer "Welt-Musik", wobei trotzdem jede Musikrichtung ihren Platz, ihre Berechtigung hat. Unterstützt wird dieser Ansatz durch Multiinstrumentalist Volker Schlott, der als musikalischer Leiter nicht nur für die perfekte Abstimmung von Bass (Camilo Vila Robles), E-Gitarre (Kai Brückner) und Drums (Alexander Neubauer) verantwortlich war, sondern selbst mit Saxophon oder Querflöte für musikalische Akzente sorgte - am Klavier brillierte Jocelyn B. Smith .
Wenn 59-jährigen New Yorkerin singt, legt sich ihre Stimme wie ein Mantel um den Zuhörer. Sie klingt mal leise und zärtlich, dann wieder kräftig und strahlend. Aber immer hat diese Stimme, die mühelos über vier Oktave wechselt und ihre Wurzeln im Gospel hat, auch etwas Mitfühlendes, etwas Tröstliches, etwas Positives. Bereits mit ihrem groovigen Einstieg "The look of love" gewinnt sie nicht nur das Rhythmusgefühl der Gäste, sondern deren Herzen.
Über das rhythmische Stück "Honest Song" mit einem exquisiten Gitarrensolo ging es zum sanften "There's A Place" aus dem neuen Album bevor sie mit dem Gospel "I've decided to make Jesus my choice" auf ihre New Yorker Wurzeln zurückblickte und nicht nur diesem Stück mit ihrer dunklen Stimmfarbe und akzentuiertem Klavierspiel eine nachdenkliche Note verlieh. In der Ballade "What did I do while I was here" stellt sie etwa die Frage: Wo haben wir uns engagiert und was hinterlassen wir, damit sich die Leute daran erinnern können? Leben wir, um zu leben oder um zu zerstören? Aus Leonard Cohens "Hallelujah" zauberte sie eine dynamisch-melodische Hymne, die den Saal zum Mitsingen und Mitklatschen animierte, bevor es mit dem tanzbaren "Shine a light" auf Soul-und-Funk-Basis in die Pause ging.
Mit Swing & Blues und dem Stück "Symbols" ging es in die zweite Hälfte des Konzerts, bevor sich in der Ballade "Something we know" die Nachdenklichkeit des Textes in der Musik, in der Stimme widerspiegelte. Bei "Sometimes" durften die weiteren Bühnenakteure ihr instrumentales Können unter Beweis stellen und erhielten dafür berechtigten Einzelapplaus.
Das Ende des Konzerts feierte Jocelyn B. Smith mit 20 Personen aus dem Publikum, die sich nicht lange bitten ließen. Sie platzierten sich als swingender Chor rund um das Klavier und sangen gemeinsam den Gospel "I dont mind waiting". Rockiges im Party-Rhythmus präsentierte die neue Bühnengemeinschaft mit "When rose up this morning" und der sich anschließende frenetische Applaus animierte zu zwei Zugaben: Acapella erklang "When I need you" und danach verabschiedete sich Jocelyn B. Smith mit einem stimmgewaltigen "As above so below" und den Worten: "I wish you love. I wish you peace. I wish Germany understanding."