Am Tag der Deutschen Einheit war die Bühne in der Wandelhalle und sehr viel Platz davor für das Bayerische Amateurorchester reserviert, das nach einer mehrtägigen Arbeitsphase an der Musikakademie Hammelburg hier den idealen Platz fand, um das Arbeitsergebnis dem Publikum als Hörgenuss zu schenken. Und das war sehr, sehr zahlreich gekommen. Es erlebte die Ausarbeitung von Stücken von Johannes Brahms (1833 bis 1897), von Louis Spohr (1784 bis 1853) und Ludwig van Beethoven (1770 bis -1827).
Für die Arbeitsphase und das Konzert konnte der Landesverband bayerischer Lieblingsorchester zum wiederholten Mal für die Orchesterleitung den jungen Dirigenten Filip Paluchowski gewinnen. Der hatte dann auch die 62 Musikerinnen und Musiker voll im Griff. Sein Lachen, sein Schmunzeln in das Orchester von Freizeitmusikern hinein zeugt von einem guten Klima während der Einstudierung.
Wer kommt in dieses Orchester , das Musikbegeisterte von 20 bis weit in die 70er Lebenjahre vereinigt? Zusammen gefasst sind es einmal junge Talente, die gerne mal auch unter professionellen Bedingungen ihr Hobby ausüben wollen, oder die in den höheren Semestern, häufig ehemalige Orchestermitglieder, denen es nicht am Elan mangelt, nochmals in einem Ensemble auch das eigene Können weiterzugeben. "Star" nach Lebensalter ist der 86-jährige 1. Konzertmeister. So konnte "der Brahms " ruhig kommen. Dessen "tragische Ouvertüre op.81" setzt auf die vermeintlichen dunklen Töne, es soll dabei keine konkrete Trauermusik erspielt werden, eher ist die Musik dem allgemeinen Gedenken gerecht geworden. Erfolgreich war diese Komposition nicht besonders. Für die Trauer, die Bestattung , hatte die Musikwelt anderes im Repertoire. Für das Amateurorchester jedoch eine Schatzsuche, die dem starken Klangkörper mehr als gerecht wurde. Überhaupt waren in der diesjährigen Arbeitsphase die wenig gespielten- und damit selten gehörten - Komponisten das Hauptanliegen. Louis - eigentlich als Ludewig geboren - Spohr ist so einer.
Einstmals zu Lebzeiten als einer der größten Komponisten und Violinspieler verehrt, und das in der Zeit von Ludwig van Beethoven , Carl Maria von Weber sowie Nicolo Paganini, ist von ihm heute nur wenig zu hören. Dabei sind die vier Sätze von der Sinfonie Nr. 5 gerade etwas für weniger überspitzte Ohren, deren Tempi vollkommen ausgeglichen scheinen, die Zeit lassen, sich einzuhören. 1838 war das ein Erfolg. Vielleicht auf der Woge der 1848-er Revolution getragen, hatten die Spohr-Kompositionen dann im 20. Jahrhundert nur noch wenig Spielfreude verbreitet. Dem Bayerischen Amateurorchester gelang es zumindest bei der mehrere Hundert zählenden Besucherschar vielleicht neues Interesse zu wecken.
Bliebe noch der geniale Notenschreiber aus Bonn, den man auch in einer Arbeitsphase nicht zu entdecken braucht, dessen Komposition "Zur Weihe des Hauses" op. 124 einfach eine gelungene lokale Aufbereitung des " Tages der Deutschen Einheit " war. Am 3. Oktober 1822 im Theater in der Josefstadt gab es die Uraufführung mit dem fast tauben Beethoven am Flügel. In der Folge ergab sich immer ein Jubiläum , dessen musikalische Weihe mit der Musik des Weltkomponisten einher ging. So auch am Sonntag, der auch ein Feiertag war. Dem Bayerischen Amateurorchester sei Dank.