
„Thorsten Boomhuis hat mir gesagt, man könne die Krankheit verlangsamen, und da habe ich mir gesagt: Was erzählt der mir für einen Schrott? Das glaube ich dem nie und nimmer.“ So reagierte die Parkinsonpatientin Silke Kind bei ihrem ersten Kontakt zum Verein Ping-Pong-Parkinson Deutschland.
Heute ist die Fuldaerin selbst im Vorstand des Vereins und dort für die Betreuung der über 200 Stützpunkte in Deutschland zuständig. Auf Initiative von Raimund Heiny ist am vergangenen Donnerstag in Bad Brückenau ein weiterer hinzugekommen.

Die Krankheit Morbus Parkinson
Morbus Parkinson ist eine Erkrankung, die durch den fortschreitenden Verlust von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Ein äußerlich auffälliges Muskelzittern (ein sogenannter Tremor) gehört zu den bekanntesten Symptomen, weshalb in der Umgangssprache lange auch von der Schüttelkrankheit gesprochen wurde.
Stand heute ist Morbus Parkinson unheilbar. Lediglich die Symptome können behandelt werden, wobei neben medikamentöser Therapie auch sportliche Betätigung eine Rolle spielen kann. Und hier setzt Ping-Pong-Parkinson mit seiner Arbeit an.
Besonders in früheren Stadien der Krankheit kann speziell regelmäßiges Tischtennis spielen, die Symptome in der Regel für längere Zeit beherrschbar halten, weshalb diese Sportart den Betroffenen auch von vielen Neurologen empfohlen wird.
Ping-Pong-Parkinson in Deutschland
Silke Kind, die seit ihrem 14. Lebensjahr Tischtennis im Verein spielte, hatte sich eigentlich längst von der Platte zurückgezogen, als die Diagnose Parkinson sie ereilte. Über eine Online-Selbsthilfegruppe lernte sie Thorsten Boomhuis kennen, der vor fünf Jahren damit begann, Ping-Pong-Parkinson in Deutschland aufzubauen.
„Ich hab ihn erstmal ganz schroff abgewiesen“, erzählt Kind von ihrer anfänglichen Skepsis. „Aber irgendwann bin ich an der Tischtennisplatte vorbeigegangen und habe dann einfach mal wieder gespielt. Da habe ich gemerkt, dass es eigentlich super läuft und habe mir gesagt: Okay, ich mache das jetzt.“

Der soziale Aspekt
Nachdem er vor etwa einem Jahr ebenfalls die Diagnose Parkinson erhalten hatte, lernte Raimund Heiny den Verein bei einem Symposium in Bad Neustadt kennen. Obwohl im Tischtennis ein blutiger Anfänger, war er von dem Konzept schnell begeistert.
Nicht nur, dass das regelmäßige Training nachweislich die Krankheit verlangsamen kann, sondern auch der gesellschaftliche und soziale Aspekt ist ihm wichtig, wie er im Gespräch betont: „Es geht genauso sehr darum, die Menschen von den Sofas weg, aus der leider häufigen Isolation heraus, in die Turnhallen hinein und damit unter die Menschen zu bringen.“
Große Unterstützung
„Es ist schön zu sehen, dass es jetzt diese Möglichkeit gibt, weil das eben auch Teilhabe ermöglicht“, stieß Bürgermeister Jan Marberg ( SPD ), der gemeinsam mit seinem Stellvertreter Jürgen Pfister (PWG) und Sportreferent David Fronczek ( SPD ) zur Auftaktveranstaltung gekommen war, in dasselbe Horn.

Begeistert zeigte sich Heiny von der Unterstützung durch den Turnverein Bad Brückenau und seine Tischtennisabteilung , die als Kooperationspartner die Initiative unterstützen. „Die haben uns wirklich toll aufgenommen und waren sich auch nicht zu schade, mit uns totalen Anfängern zu spielen“, bedankte er sich vor 30 Parkinsonbetroffenen und anderen Interessierten, die zur Auftaktveranstaltung gekommen waren, bei den Vorständen Ulrike Seufert, Michael Worschech und Melissa Witzke sowie Übungsleiter Konrad Winkler für die Unterstützung beim Aufbau des neuen Stützpunktes.