
Überraschend frühzeitig setzten die inzwischen gerne angenommenen „Hamulissimo“-Konzerte am Viehmarkt ein. Das deutete darauf hin, dass die Kulturreferentin der Stadt, Elfriede Böck, noch einige Überraschungen im Köcher hat, was sie auch bestätigte. Denn ein abwechslungsreicher Musiksommer ist willkommen, wie die Besucherzahlen - etwa 350 Musikfans - bei der Premiere 2024 erkennen ließen.
Mit „Just Rock Legends“ stellte sich eine heimische Formation ein, die sich vor rund einem Jahr gründete. Allerdings waren die Rocklegenden keine „heurigen Hasen“. Ausnahmslos alle hatten bereits in Vorgänger-Bands mitgespielt, teils seit Jahrzehnten.
Die Zuhörer konnten also qualitativ ausgefeilten Klassik-Rock aus der kreativsten Rock-Ära des vergangenen Jahrhunderts erwarten, was auch zutraf.
Titel wecken Erinnerungen
„Just Rock Legends“ sind eine reine Coverband , die aus Frontfrau und Sängerin Katja Friemel, den Gitarristen Marcel Lübbe und Holger Schlegel, Drummer Jochen Vogler und dem Bassisten Marco Danz besteht. Das Quintett möchte fetzige Musik spielen, Ambitionen eigene Stücke zu kreieren, haben die Musicians nicht.
Dagegen ist nichts einzuwenden - auch wenn Cover-Bands manchmal etwas geringschätzig beurteilt werden. Wer die Chart-Burner von einst authentisch nachspielt, weckt Erinnerungen und das macht Spaß.
Man denke an den Auftritt der Tribute-Band von „Electric Light Orchestra“ in der Bad Neustädter Stadthalle, die ein hervorragendes Konzert ablieferten, das dem Original in nichts nachstand.
Dank für Helfer und Unterstützer
Willkommen geheißen von Elli Böck, die auch die Grüße des in Urlaub befindlichen Bürgermeisters überbrachte, bedankte sich die Organisatorin bei den Helfern und Unterstützern des Events, der Freiwilligen Feuerwehr, dem Bauhof und der „Wirtschaft am Viehmarkt“ sowie den Musikern für ihre Zusage, denn diese spielten kostenfrei nur für den Spenden-Hut.
„I want you to want me“ (Ich möchte, dass du mich möchtest) von der 1973 gegründeten Band Cheap Trick wie auch das von zzTop treibende „Gimme all your loving“ passten so richtig zum Einstieg der Formation, die aber auch anders konnte. J.J. Cales Version von Eric Claptons subtil-groovigen „Cocaine“ und „Whisky in the Jar“ der Dubliners sind ein Beleg dafür, wobei der Song des irischen Quintetts etwas abgeändert wurde und der Whisky nicht im Becher, sondern im Hut serviert wurde.
Die verstorbene Amy Winehouse zu kopieren dürfte nicht einfach sein. „Back to Black“ braucht das bittersüße Timbre der Sängerin. Überraschungen im ersten Set waren Alannah Miles mit einem leidenschaftlichen „Black Velvet“ und vor allem der Melissa Etheridge-Song „Like the way I do“.
Regentropfen trüben die Laune nicht
Der angenehme Frühlingsabend musste zur Pause ein paar Regentropfen einstecken, die jedoch nicht reichten, das Fan-Publikum zu vergrämen. Mehrstimmig griff die Band den zweiten Set auf mit strong intonierten „Mother, Mother“ von Pink Floyd und „Tainted Love“, der verdorbenen Liebe, die Soft Cell zum Durchbruch verhalf. Versionen des Rocktitels gibt es beispielsweise auch von Billy Idol , Marylin Manson und Gloria Jones.
Wie es schien, tauten mit der Musik auch die Zuhörer auf, und die ersten riss es von den Plätzen bei Joan Jetts fetzigem „I love Rock’n’Roll“ und Michael Jacksons etwas aufgemotzter „Billy Jean“. „Fight for your Right“ der Beastie Boys kam den verzückten Tänzern und Tänzerinnen gerade recht.
Doch dann bekamen Musik-Enthusiasten eine kalte Dusche. „Mighty Quinn“, einer der Supertitel Manfred Manns, im Gewand des Schweizers „Gotthard“. Na ja, wenigstens war es noch in der Ur-Form erkennbar - „Come on without, come on within, you not see nothing like the Mighty Quinn“.
Wunderbarer Hamulissimo-Abend
Im auslaufenden Teil des Rockkonzert tummelten sich noch Werke von ACDC („Highway to hell“), Black Sabbaths „Paranoid“ und „Zombie“, mit dem sich die irische Band The Cranberries ein Denkmal setzte, speziell für ihre früh verstorbene Sängerin Dolores O’Riordan.
Die Zugaben, Brian Adams „Summer of 69“, „Knocking on Heavens door und „Whats up“ beendeten dann einen wunderbaren Hamulissimo-Abend.
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