
Staatlich gefördertes Wörtersuchen! In Europa gibt es wohl viele tausend Dialekte. Ausgerechnet die Kreativen aus Freistadt in Oberösterreich und die nicht weniger Kreativen aus der Region um Mürscht werden nun in einem europäischen Projekt zueinanderfinden. Denn sie wurden aus mehreren Antragsteller ausgewählt, um transnational die Heimatsprache jeweils den Anderen erklärbar nahezubringen.
Das glauben und hoffen mit einem Corona-Jahr Verspätung Mia Hochrein und Ingrid Samland, eine aus Mürscht, die andere aus Strolsbich und schon lange in Mürscht zu Hause. Mit zwei Testveranstaltungen konnte im letzten Jahr schon mal die Idee verfeinert werden, jetzt fand eine Veranstaltung im Deutschordensschloss statt. Vier "Worgshobs" sollen noch in den Dörfern Münnerstadts durchgeführt werden.
Jetzt ging es ganz konkret um Wortfindung und deren dialektische Umschreibung. Anschließend soll aus der Wortsammlung ein möglichst sinniger, sich irgendwie reimender Text zusammengestellt werden. Nach drei Stunden vergnüglicher Arbeit, die anfängliche Anspannung war mehr zu einem Geschnatter und Gefeilsche um Aussprache und Deutung gewichen, fanden sich acht sehr lustige Beiträge. Sie wurden von Menschen vorgetragen, für die Dialekt bisher die "Sprache der Anderen" war.
Der Kreis der Begeisterten war an einem Sonntagnachmittag nicht sehr groß, aber drei Arbeitsgruppen ließen sich unter dem europäischen Motto "Heimat! Gestern-Heute - Morgen" auf das Thema ein. Die Wurzeln der "Worgshob" Mitglieder lagen nur zur Hälfte im Mürschter Raum. Andere brachten ihre "Heimatsprache" aus der Schwäbischen Alb oder aus Mecklenburg ein. Ganz bewusst, so stellte es Mia Hochrein in den Mittelpunkt, sollte die Dialekte nicht sprachwissenschaftlich erfasst und umschrieben werden, sondern die Freude an der spontanen, eigenen Wortfindung zu einem neuen Verständnis finden. Dazu las sie aus der "Mürschter Viecherei", einem Büchlein ihres Vaters Heini Hochrein, die Geschichte vom "Maiäkäfer un´ Nazi " vor.
Was passiert jetzt mit den Arbeitsergebnissen? Vom 4. Bis zum 7. August verweilen die Mürschter in Freistadt. Dort wurde auch in einem Workshop das Oberösterreichische aufpoliert. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung treffen die Beteiligten dann mit ihren Arbeitsergebnissen aufeinander. Man wird sich austauschen und bestimmt nicht weniger lachen, als es im Münnerstädter Deutschordensschloss der Fall war.
Die hiesigen Beiträge werden von Detlev Beck noch musikalisch bearbeitet und das alles wird die ganze Welt dann aus dem Internet herausziehen können. Damit es der Nachwelt erhalten bleibt.