Trotz Corona tut sich einiges im und rund um das Museum "Terra Triassica". Im alten Forsthaus, das das Museum beherbergt, wurden Räumlichkeiten zur Archivierung der Exponate und für die Museumsleitung geschaffen. Außerdem sind Aktivitäten trotz Pandemie , aber vor allem auch danach geplant.
Seit Anfang April kann das Museum jedes Wochenende und feiertags unter Einhaltung der jeweils aktuellen Hygiene-Bedingungen mit vorheriger Anmeldung besucht werden. Außerdem öffnet das Museum für Besucher und Gruppen auf Anfrage. Jeden ersten Sonntag im Monat gibt es eine sogenannte "Überblicksführung" durch das Museum, bei der ein Experte Besuchern einen Einblick in die Vielfalt der Exponate in rund 20 Minuten gewährt.
Außerdem sind Wanderungen auf dem "Weg durch die Zeit" oder dem Panoramaweg "Wein und Stein" zum Museum geplant. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde-Jugendarbeiterin wurde ebenfalls eine Veranstaltungsreihe entwickelt und wartet auf Durchführung - nach den Lockerungen. Auch das Geotop, das nunmehr seit zehn Jahren besteht, ist für die Besucher wieder zugänglich. "Wir freuen uns besonders darauf, bei schönem Wetter im Freien unsere Museums-Lounge-Abende im Museumsgarten durchzuführen - bei Live-Musik", gibt Museumsleiterin Martina Wilm-Kiesel einen Ausblick auf die geplanten Veranstaltungen, darunter ebenso die erfolgreiche Aktion "Kunst geht fremd".
Bürgermeister Peter Bergel freut sich ebenfalls über die Aktivitäten im Museum: "Natürlich würden wir uns freuen , wenn die Pandemie endlich vorbei wäre und wir auch unser Museumsfest wieder durchführen könnten. Aber auch so passiert hier viel, werden Veranstaltungen angeboten, die unter Auflagen stattfinden können." Auch bei den Exponaten tut sich einiges: "Unsere Sammlung umfasst mehrere 10 000 Exponate , von denen aktuell ca. 300 ausgestellt sind. Viele Stücke warten noch im Keller. Diese müssen noch präpariert, bestimmt und katalogisiert werden. Dafür braucht es Zeit und vor allem viel Platz", erklärt Jürgen Sell, Hobby-Paläontologe und gemeinsam mit Michael Henz, Horst Mahler und Bernd Neubig verantwortlich für die Sammlung der prähistorischen Exponate . Um die Fossilien richtig inventarisieren zu können, gibt es im Obergeschoss des alten Forsthauses seit kurzem ein Depot. "Mit Sicherheit schlummern unter den vielen Exponaten noch einige Holotypen, die jetzt ans Tageslicht kommen", vermutet Jürgen Sell. Holotypen sind Fundstücke einer bis dato unbekannten Spezies. "Unser Museum umfasst für seine Größe verhältnismäßig sehr viele Holotypen", weiß der Euerdorfer, wie zum Beispiel der "Shastasaurus neubigi", ein Schwimmsauerier, der nach seinem Euerdorfer Finder, Bernd Neubig benannt wurde.
Die wissenschaftliche Arbeit der vier Hobby-Paläontologen ist in der internationalen Fachwelt anerkannt. Außerdem kann das Team mit zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen aufwarten. "Das Besondere an unseren Exponaten ist, dass sie alle aus der unmittelbaren Nähe stammen. Grund dafür ist, dass in Unterfranken die komplette Trias anstehend ist, das heißt, dass alle Schichten der Trias, wie Muschelkalk, Keuper und Buntsandstein an der Oberfläche vorhanden sind", erklärt Jürgen Sell. Bisher wurden der Gemeinde für das Museum rund 2000 Exponate übereignet.
Weitere 8000 sollen folgen. "Wenn die Exponate in einer öffentlichen Sammlung gezeigt werden, können auch die Holotypen dort verbleiben. Als es noch kein Museum gab, mussten ausgerechnet diese interessanten Stücke nach München gegeben werden. Wir möchten außerdem, dass die Sammlung vollständig erhalten bleibt", beschreibt Jürgen Sell die Motivation der Übereignung.
Die vier Hobby-Paläontologen sind auch weiterhin aktiv. Momentan sind mehrere wissenschaftliche Veröffentlichungen in Vorbereitung. Parallel finden Präparationsarbeiten statt: "Präparieren und Bestimmen sind besonders zeitintensive Arbeiten. Wir sind der Marktgemeinde zu großem Dank verpflichtet, dass sie uns im Gegenzug für die Schenkungen das Equipment und die Räumlichkeiten für unsere Arbeit zur Verfügung stellt", erläutert Jürgen Sell. Auch Räumlichkeiten für geplante Fachvorträge, museumspädagogische Angebote und Trauungen gibt es im Obergeschoss. Dort wird man zukünftig ebenso die Museumsleiterin in ihrem Büro antreffen.
Geotop "Saurierfährten"
Das Bayerische Landesamt für Umwelt zeichnete die Euerdorfer Saurierfährten als eines der 100 schönsten Geotope Bayerns aus. Nirgends sonst sind in Bayern Saurierfährten am Fundort so großflächig zu sehen. Während der Entstehung des Buntsandsteins vor 240 bis 250 Millionen Jahren liefen hier Archosaurier und Vorläufer der Dinosaurier durch einen flachen Uferbereich und hinterließen Fußabdrücke.
Anfahrt: BAB7 Abfahrt Hammelburg Elfershausen, Richtung Bad Kissingen, B286 nach 6 km Euerdorf , nach der Tankstelle links, Siedlung Euerdorf der Alten Kissinger Straße folgen bis zum Waldrand. Dann Beschilderung folgen.
Erdzeitalter "Trias"
Vor rund 250 Millionen Jahren brach im Bereich des heutigen Mitteleuropas die Epoche der Germanischen Trias an. Damals abgelagerte Gesteinsschichten - Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper - prägen noch heute das Gebiet zwischen Spessart und Steigerwald: Mainfranken - das Land der Trias
Holotyp
Holotypen sind Fossilien , die von einem Autor bei der Beschreibung einer neuen Art als typische Vertreter dieser neuen Spezies definiert wurden.
Quellen: www.terra-triassica.de/www.steinkern.de