Im Café der Jugendbildungsstätte Volkersberg sitzt ein junger Mann und wartet. Eine der Eigenschaften, die sich Erick Mpangala (28) in seinem Freiwilligendienst angewöhnt hat, ist die klischeebehaftete deutsche Pünktlichkeit.
Der Tansanier hat kurz rasierte Haare, einen Dreitagebart und trägt eine Arbeitsjacke mit der Aufschrift „Haustechnik“. Er spricht ein bisschen Deutsch. Sein meistbenutztes Wort im Gespräch ist „richtig“, dazu grinst er breit. Dennoch sei es ihm lieber, sich auf Englisch zu unterhalten.
Positive Kindheitserinnerungen mit Deutschland
Mpangala ist seit Mai 2022 in der Diözese Würzburg angestellt. Ein Priester aus der Diözese Mbinga in Tansania habe ihn vorgeschlagen, als die Diözese Freiwillige suchte. Der Priester habe ihn eröffnet, dass er die Chance habe, ein Auslandsjahr in Deutschland zu machen. „Es war fantastisch. Ich kann das gar nicht in Worte fassen“, beschreibt Mpangala.
Als er noch im Kindergarten war, hätten Deutsche ihr Dorf besucht, ihnen Spielzeuge geschenkt und mit den Kindern Ausflüge an den Strand gemacht. So verband er schon früh positive Erinnerungen mit Deutschland. Mpangala sagte sofort zu.
Dann machte er den ersten Flug seines Lebens. Über Doha flog er zusammen mit einer anderen Freiwilligen aus Tansania nach Frankfurt am Main.
Vielfältige Aufgaben
Dort holte sie Miriam Halbig ab. Sie koordiniert die „weltwärts“-Freiwilligendienste aus Tansania in Würzburg. In Seminaren hat er Deutsch gelernt. Er findet die Sprache schwierig, da sie vom System anders ist als Englisch und Suaheli.
Nach den Seminaren ging es für Mpangala in seine Einsatzstelle. Neun Monate arbeitet er inzwischen in der Jugendbildungsstätte Volkersberg . Mit seinem Chef Thomas Fuchs kümmert sich Mpangala um die Technik in den Seminarräumen und bereitet die Räume für Veranstaltungen vor. Er füllt die Getränkemaschinen im Haus auf, bringt den Müll raus, mäht den Rasen und repariert unter anderem Tore und blockierende Türen.
Er arbeitet mit Kindern, die Zeit auf dem Volkersberg verbringen. Sie spielen Fußball oder gehen in den nahe gelegenen Wald. Von den Kindern lernt er auch neue Spiele, wie die Reise nach Jerusalem. Auch arbeitet der Freiwillige in der Küche mit und spült das Geschirr.
Im Sommer hat er an einem Zirkusprojekt für Schulklassen mitgearbeitet.
Mit Buch Menschen Mut machen
Mpangala arbeitet in seiner Freizeit an einem Buch über sich. Er möchte den Menschen in Tansania damit Mut machen, ihre Träume und Ziele trotz wirtschaftlicher Probleme zu verfolgen. „Hier in Deutschland zu sein, ist einer der größten Erfolge meines Lebens“, erzählt Mpangala.
Er möchte anderen zeigen, was sein Erfolgsgeheimnis ist. Obwohl das Buch noch nicht fertig ist, verrät er das schon: „Die Menschen sollten auf Gott vertrauen. Er kann jedem helfen, wenn man ihn nur bittet.“ So habe er es nach Deutschland geschafft. „Es ist für mich immer noch ein Wunder, hier zu sein“, beschreibt Mpangala.
Außerdem liest er viel, spielt Fußball oder fährt mit dem Rad zum Einkaufen. Mit seiner Familie und seinen Freunden hat er an den Wochenenden über Whatsapp Kontakt. Heimweh spüre er nicht. Auch mit den anderen zwei Freiwilligen aus Tansania chattet oder telefoniert er viel. Die sind in Würzburg und Mömlingen. Ab und zu unternehmen sie auch etwas in Würzburg.
Erster Schneefall ein unvergesslicher Moment
So waren sie zum Beispiel neulich „shoppen“. Mpangala faszinieren dabei vor allem die Fertiggerichte . „In unserem Land holen wir uns das Essen aus der Natur, bringen es in die Küche, kochen es und essen es. Hier kann man essen, ohne zu kochen.“ Auch das Konzept eines Supermarktes findet er spannend.
Viel beeindruckender war für Mpangala der erste Schnee . „Das war fantastisch. Ein unvergesslicher Moment in meinem Leben.“ In Tansania hat er Lehramt auf die Fächer Englisch und Geografie studiert. Mit zurück nach Tansania nimmt Mpangala nicht nur Fotos, sondern auch Eigenschaften.
Dass er pünktlich ist, war schon zu bemerken. „Ich finde es toll, dass die Menschen hier so
verlässlich sind“, erklärt Mpangala. Das möchte er später in seinen Unterricht übernehmen.
Außerdem bewundert er, „wie ernst die Leute ihre Arbeit nehmen“. Ein weiterer Punkt ist für Mpangala die Disziplin. In der Jugendbildungsstätte gibt es die Regel, kein Handy bei der Arbeit zu nutzen, daran hält sich jeder. Außerdem finde er den Umgangston angenehm, dass Kritik immer verständnisvoll und freundlich geäußert werde.
In der Heimat als Lehrer bewerben
Am 27. Februar reist er zurück nach Mbinga. Dort möchte er sich bei der Regierung auf eine Stelle als Lehrer bewerben. Bis das klappt, plant er, in der Fischerei zu arbeiten. Oft bedanke er sich bei Gott, hier zu sein. Er wünscht sich, dass der Kontakt mit den Menschen, die er in seinem Freiwilligendienst kennengelernt hat, für immer hält.
Nach dem Besuch der Deutschen in Mbinga sei es sein Wunsch gewesen, einen weißen Freund zu finden. Nun sagt er, habe er eine weiße Familie gefunden. Das Team der Jugendbildungsstätte ? „Das ist richtig“, sagt Mpangala lächelnd auf Deutsch und hebt einen Daumen nach oben.
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