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Ramsthal
Glückliche Ferkel in Ramsthal: So lebt es sich auf einem Ökohof
Auf dem Ökohof Kaufmann können Kinder und Erwachsene erleben, was Tiere brauchen, um glücklich zu sein und wie gesunde Lebensmittel entstehen.
Viel Spaß hatten die Kinder vom „Kinderhaus Kunterbunt“ in Ramsthal beim Besuch auf dem Ökohof Kaufmann.       -  Viel Spaß hatten die Kinder vom „Kinderhaus Kunterbunt“ in Ramsthal beim Besuch auf dem Ökohof Kaufmann.
Foto: Petra Schaub | Viel Spaß hatten die Kinder vom „Kinderhaus Kunterbunt“ in Ramsthal beim Besuch auf dem Ökohof Kaufmann.
Tamara Neder
 |  aktualisiert: 30.09.2024 15:30 Uhr

Als Josef Kaufmann 1968 mit seiner Ehefrau Hildegard und den beiden Kindern Georg und Petra vom Ramsthaler Ortskern in den Eichenbühl auswanderte, steckte die Ökologie noch in den Kinderschuhen. Josef Kaufmann war von Beruf Schlosser in einer Schweinfurter Fabrik, allerdings schlug sein Herz längst für die Landwirtschaft und den Ackerbau, was er im Nebenerwerb betrieb.

Damals gab es in Ramsthal – wie auch in vielen anderen fränkischen Dörfern – etliche Leute, die Nebenerwerbslandwirte waren. Zur Selbstversorgung hielten viele Haushalte auch noch Tiere.

Über Jahrzehnte entwickelt

Über die Jahrzehnte hat sich der Hof der Familie Kaufmann verändert, angepasst und neu erfunden. Aus einem konventionellen Betrieb wurde der Ökobetrieb Kaufmann mit Ferkelzucht. Erst kürzlich haben Bildungseinrichtungen den Betrieb besucht und einmal mehr zeigte sich, wie überaus wertvoll dies sein kann.

Petra Schaub (48, Landwirtin ) und ihr Sohn Julian ( 24, Wirtschafter für Landbau und angehender Landwirtschaftsmeister) sind inzwischen Inhaber des Ökologischen Unternehmens.

Beratung vom Fachmann

Als ihr Bruder Georg Kaufmann und Petra Schaub im Jahr 2011 den Entschluss fassten, den elterlichen Betrieb zu einem Biobetrieb für Schweinezucht umzubauen, erhielten sie von einem Spezialisten auf dem Gebiet Unterstützung.

Rudi Wiedmann (76) ist Agrarbiologe mit Schwerpunkt Tierzüchtung. Der oft als „ Schweinepriester“ bezeichnete Biologe und Autor ist ein Fachmann, wenn es um den sogenannten Offenstall in der Schweinehaltung geht.

Viel mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben haben die Schweine auf dem Ökohof Kaufmann in Ramsthal.       -  Viel mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben haben die Schweine auf dem Ökohof Kaufmann in Ramsthal.
Foto: Petra Schaub | Viel mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben haben die Schweine auf dem Ökohof Kaufmann in Ramsthal.

Ein Offenstall ist eine alternative Haltungsform , bei der Stallluft und Außenluft auf natürlichem Weg ausgetauscht werden. Es gibt einen Außenbereich und einen Innenbereich, sodass die Tiere selbstständig zwischen unterschiedlichen sogenannten Klimazonen frei auswählen und sich nach Belieben hin und her bewegen können.

Platz zum Wühlen und Spielen

Die Schweine bekommen frische Luft, ungefähr doppelt soviel Platz wie gesetzlich vorgeschrieben, natürliches Tageslicht sowie tiergerechte Funktionsbereiche zum Liegen, Fressen und Bewegen und einen eigenen Bereich zum Abferkeln, also zum Gebären von Jungen. Auch gibt es einen Ruhebereich aus Stroh und die Möglichkeit, die natürlichen Witterungseinflüsse wie warm, kalt, feucht, windig und sonnig zu erleben. Selbstverständlich können die Tiere auch wühlen und spielen.

Gesunde Schweine

Als Ergebnis hat der Landwirt gesunde und ausgeglichene Schweine.

Für Petra Schaub und ihren Bruder war klar, dass ein Ökohof ihre Zukunft sein sollte. Rudolf Wiedmann, der an der Lehr-und Forschungsanstalt Boxberg Stallkonzepte entwarf und umsetzte und seit Jahrzehnten das Verhalten von Schweinen beobachtet, beriet sie, wie die Stallbereiche zum Wohl der Tiere ausgebaut werden können. Er besuchte die Familie während der Umbauphase häufiger und auch heute noch pflegen sie einen freundschaftlichen Kontakt.

Gruppen-Abferkeln

Julian Schaub, angehender Landwirtschaftsmeister, erklärt auf die Frage, was den Ökobetrieb Kaufmann so besonders macht: „Der Stall ist einzigartig, bei uns ist ein Gruppen-Abferkeln möglich, die Sauen können in Ruhe ferkeln. Viele Unternehmer scheuen dies, weil sie Bedenken haben, dass es unter den Sauen zu Machtkämpfen kommen könnte und es ist ein Mehraufwand für die Erzeuger.“

Haltungsform hat sich bewährt

Für die Familie, die aktuell 75 Zuchtsauen und ungefähr 400 Ferkel hat, hat sich diese Haltungsform bewährt.

Studenten der Hochschule Weihenstephan/Triesdorf mit dem Studiengang Agrarwissenschaft der Fachrichtung „ ökologischer Landwirtschaft “ haben im Zuge ihres Praxissemesters den Hof der Familie besucht. Professor Dr. Wilhelm Pflanz und seine Mitarbeiterin Barbara Stangl waren dabei.

Oft fehlt Bezug zur Praxis

Julian Schaub erklärte den Ökobetrieb. Zunächst wollte er wissen, wie viele der Studenten – wie er – in einem landwirtschaftlichen Betrieb groß geworden sind. Er war überrascht, dass von den fünfzehn Studenten nur sehr wenige die Hand hoben. Er sagt: „Die Leute brauchen mehr Praxis, sie gehen nach dem Studium in die Beratung und nicht einmal die Hälfte haben einen Bezug zur Praxis. Das alles macht es zukünftig schwerer für die Landwirte. Ein Landwirt muss seinen Boden verstehen.“

Dieses Zusammentreffen mit den Studenten beschäftigt ihn nachhaltig. Auch mit der politischen Situation befasst sich der Jungunternehmer und angehende Landwirtschaftsmeister. „In die Zukunft zu schauen macht es nicht einfach. Junge Landwirte haben Bedenken, zu investieren, weil die Planungssicherheit durch unsere Politik nicht gesichert ist“, erklärt Julian Schaub.

Kinderhaus "Kunterbunt" zu Besuch

Kürzlich war das Kinderhaus „Kunterbunt“ aus Ramsthal zu Besuch. Die Kinder wanderten vom Dorf aus Richtung „Eichenbühl“ und Petra Schaub zeigte den fünfzehn Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren den Ökobetrieb Kaufmann. Dieser Besuch und die Kooperation zwischen beiden Einrichtungen ist bereits seit mehreren Jahren Programm. Wie auch andere Unternehmen aus Ramsthal , die ebenfalls intensiv mit dem Kindergarten zusammenarbeiten, ist es Petra und den Kindern jedes Mal eine große Freude.

Biowurst für den Discounter

Die Kinder haben viel über die Ferkelzucht und die Herstellung von Lebensmitteln gelernt. Die Landwirtin verkauft ihre Ferkel nach maximal vier Monaten mit einem Gewicht von rund 25 Kilogramm weiter, wie sie den Kindern erklärte.  Die Vermarktung der Bioferkel laufe über die bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH). Die Metzgerei Kupfer verarbeite das Fleisch zu Biowurst für den Discounter Lidl .

Viel Spaß hatten die Kinder vom „Kinderhaus Kunterbunt“ in Ramsthal beim Besuch auf dem Ökohof Kaufmann.       -  Viel Spaß hatten die Kinder vom „Kinderhaus Kunterbunt“ in Ramsthal beim Besuch auf dem Ökohof Kaufmann.
Foto: Petra Schaub | Viel Spaß hatten die Kinder vom „Kinderhaus Kunterbunt“ in Ramsthal beim Besuch auf dem Ökohof Kaufmann.

Solche Besuche auf dem Bauernhof fördert bei den Kindern schon von klein auf die Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte und für die Lebensmittel sowie das Verständnis für Umwelt und Natur. Sie können hier mit allen Sinnen lernen und aktiv sein und begreifen so den gesamten Kreislauf.

Petra und Julian Schaub bauen in ihrem Ökobetrieb auf etwa achtzig Hektar auch das Futter an. Vorgeschrieben sind laut EU-Ökoverordnung, dass über 50 Prozent des Ökofutters vom eigenen Betrieb stammen muss.

Viel Spaß hatten die Kinder vom „Kinderhaus Kunterbunt“ in Ramsthal beim Besuch auf dem Ökohof Kaufmann.       -  Viel Spaß hatten die Kinder vom „Kinderhaus Kunterbunt“ in Ramsthal beim Besuch auf dem Ökohof Kaufmann.
Foto: Petra Schaub | Viel Spaß hatten die Kinder vom „Kinderhaus Kunterbunt“ in Ramsthal beim Besuch auf dem Ökohof Kaufmann.

Die Kinder hatten offensichtlich viel Spaß auf dem Hof. Manche nahmen kleine Ferkel auf den Arm und streichelten sie behutsam. „Warum sind denn manche Schweine schwarz und andere weiß?“, fragte ein Kind und Petra beantwortete alle Fragen. „Die Kinder waren sehr offen und begeistert, sie hatten sehr viel Freude beim Beobachten.“

Ein Kind fragte: „ Was fressen die Schweine denn?“ Petra Schaub erklärte, dass sie die ersten zwei Wochen Milch trinken und dann Aufbaufutter bekommen. Später erhalten die jungen Ferkel Heu und Silage, Rotklee-Heulage, Getreide und Schrot. Die fünfzehn Kinder konnten sich den Stallbereich ansehen und zum Abschluss gab es dann noch ein Eis.

Auch das betrifft die Kinder in Ramsthal:

Viel Spaß hatten die Kinder vom „Kinderhaus Kunterbunt“ in Ramsthal beim Besuch auf dem Ökohof Kaufmann.       -  Viel Spaß hatten die Kinder vom „Kinderhaus Kunterbunt“ in Ramsthal beim Besuch auf dem Ökohof Kaufmann.
Foto: Petra Schaub | Viel Spaß hatten die Kinder vom „Kinderhaus Kunterbunt“ in Ramsthal beim Besuch auf dem Ökohof Kaufmann.
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