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Bad Brückenau
Auf dem Land gilt: Eigenes Auto bevorzugt
Bei einem Bürgerworkshop kamen in der Georgi-Kurhalle in Bad Brückenau Probleme des ländlichen Raums zur Sprache.
Professor Ulrich Müller-Steinfahrt (links) stellte die Ergebnisse der Umfrage vor. Michael Schäder (rechts) referierte über den Öffentlichen Personennahverkehr.Rolf Pralle       -  Professor Ulrich Müller-Steinfahrt (links) stellte die Ergebnisse der Umfrage vor. Michael Schäder (rechts) referierte über den Öffentlichen Personennahverkehr.Rolf Pralle
| Professor Ulrich Müller-Steinfahrt (links) stellte die Ergebnisse der Umfrage vor. Michael Schäder (rechts) referierte über den Öffentlichen Personennahverkehr.Rolf Pralle
Rolf Pralle
 |  aktualisiert: 19.08.2022 07:20 Uhr
"Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen" ist der sperrige Titel eines Projekts des Bundesverkehrsministeriums, das von Januar 2016 bis Juni 2018 läuft. Eine von bundesweit 18 Modellregionen ist das Gebiet der Brückenauer Rhönallianz im Landkreis Bad Kissingen. Dort hat es in den vergangenen Wochen eine Befragung zu Kernbereichen der Daseinsvorsorge mit den Schwerpunkten Gesundheit, Versorgung, Bildung sowie Freizeit und Kultur gegeben. Die Ergebnisse wurden jetzt bei einem Bürger-Workshop in der Georgi-Kurhalle vorgestellt und diskutiert.
Mit der Realisierung des Projekts beauftragt ist das Institut für angewandte Logistik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Dessen Leiter, Professor Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt, betonte, dass die Umfrage zwar nicht repräsentativ sei, die Altersverteilung der Teilnehmer aber gut die Bevölkerungsschichten des Landkreises vertreten habe. Die auf den ersten Blick geringe Rücklaufquote von nur 5,30 Prozent der verteilten Fragebögen sei nicht ungewöhnlich.


Gemeinsam weniger flexibel

Der Referent machte unter anderem deutlich, dass der Pkw von der Mehrheit der Befragten als attraktivstes und meist genutztes Verkehrsmittel angesehen wird. Nur 30 Prozent sprechen sich für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aus. Bei sogenannte Versorgungsfahrten wie zur Schule, zur Arbeit, zum Einkauf oder zum Arzt müssen die Bürger oft größere Distanzen in Kauf nehmen.
Fahrgemeinschaften werden laut Müller-Steinfahrt wenig genutzt und wenn, dann eher bei Hobby- und Freizeitaktivitäten. Gegen Fahrgemeinschaften spreche auch der Verlust von Flexibilität. Der Aufwand für das Erreichen der Versorgungseinrichtungen sowie der Ausbildungs- und Berufsstätten wurde größtenteils als eher einfach bewertet. Das liege aber darin begründet, "dass die meisten Leute ohnehin mit dem eigenen Auto fahren", so der Professor.
Bei der Fragebogenaktion hatten die Teilnehmer auch die Möglichkeit gehabt, weitere Anregungen zu Mobilität und Daseinsvorsorge zu geben. Hauptthema war hier der ÖPNV, dessen unbedingter Ausbau nötig sei. Kritisiert wurden unter anderem die "zu hohen Kosten für die Fahrkarten", "schlechte Busverbindungen" sowie der "Mangel an Flexibilität". Gerade am Wochenende müsste für bessere und regelmäßige Beförderungsmöglichkeiten gesorgt werden.


Größte Einnahme ist der Schülerverkehr

Zu diesem Aspekt machte der ÖPNV-Beauftragte des Landkreises Bad Kissingen, Michael Schäder, detaillierte Ausführungen, in denen auch das Thema Rufbus zur Sprache kam. Für die Zukunft arbeite man bereits jetzt an flexiblen und alternativen Beförderungsformen. Bei allem Verständnis für die Anliegen der Bürger dürfe man aber eine Tatsache nicht außer Acht lassen: "Der Schülerverkehr bringt 90 Prozent der Einnahmen". Hier müsse der Busunternehmer eben auch wirtschaftlich denken und gewisse Prioritäten in seinem Geschäftsfeld setzen.
Immer wieder, so Schäder, stelle er in Gesprächen fest, dass es in der Bevölkerung mit Blick auf den ÖPNV gewisse Informationsdefizite gebe. Diese Schwachstelle habe man erkannt und werde noch gezielter mit attraktiven Offerten auf verschiedenen Kanälen an die Öffentlichkeit gehen. In diese Kerbe hatte vorher bereits Professor Müller-Steinfahrt geschlagen: "Einige wissen gar nicht, was angeboten wird."


Enttäuscht über geringe Resonanz

Etwas enttäuscht zeigten sich sowohl die Organisatoren als auch Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) als "Hausherrin" der Georgi-Kurhalle über die geringe Publikumsresonanz beim Workshop. Denn gekommen waren in erster Linie jene Leute, die sich ohnehin schon länger mit dieser Thematik beschäftigen: Kommunalpolitiker aus der Rhönallianz. Trotzdem wurde nach den Vorträgen in kleinen Gruppen effektive Arbeit geleistet, die Ergebnisse fließen in die weitere Projektentwicklung ein.
"Der Workshop sollte ein Appetithäppchen sein", resümierte Müller-Steinfahrt. Man freue sich über engagierte Bürger, die die Mobilität und Versorgung an ihrem Wohnort mitgestalten. "Wir wollen konkrete Projekte mit ihrer Hilfe vorantreiben", sagte der Professor und forderte Interessenten an einer Mitarbeit an dem Modellvorhaben dazu auf, sich in eine ausliegende Namensliste einzutragen. Mit ihnen werde man sich dann zeitnah treffen, um die weitere Vorgehensweise zu erörtern. Auch die Öffentlichkeit, so hieß es von den Verantwortlichen, werde regelmäßig über den Fortgang und den Abschluss der Studie Mitte 2018 informiert.
 
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