Drei Jahre lang musste der Wildfleckener Musikzug das traditionelle Konzert in der Wallfahrtskirche auf dem Kreuzberg aufgrund der Corona-Pandemie aussetzen. Am Wochenende war es dann endlich wieder soweit: Die Wildfleckener Musiker präsentierten 864 Meter über dem Meeresspiegel ein ausgeklügeltes, anspruchsvolles und abwechslungsreiches Programm.
Stehende Ovationen des Publikums
Dass in der barocken Klosterkirche kaum ein Platz auf den Kirchenbänken frei blieb, freute Dirigent Andreas Kleinhenz ganz besonders, der nicht nur die musikalische Leitung innehatte, sondern auch die Moderation zwischen den Musikstücken übernahm. Stehende Ovationen des Publikums beim einstündigen Konzert nahmen die Musiker freudestrahlend auf.
Der Wildfleckener Musikzug legt seit jeher viel Wert auf die musikalische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Stolz berichtete Dirigent Kleinhenz, dass beim Konzert auf dem Kreuzberg Musiker alle Altersklassen von acht bis 85 Jahren vertreten waren. Musikalisch reichte die Platte von traditionellen Klängen der Weihnachtszeit bis hin zum Musical Westside Story. Richtig schwungvoll ging’s bisweilen zu: Bei Leroy Anderson's „Sleigh Ride“ zum Beispiel.
Diese musikalische Schlittenfahrt der humoristischen Art passte wie die Faust aufs Auge zum verschneiten Wochenende in der Rhön. Schließlich waren am Roth-Hang auf dem heiligen Berg der Rhön unzählige Rodelfahrer in Aktion zu bestaunen. Ebenfalls für gute Stimmung sorgte „It‘s the Most wonderful time of the year“, das bei einem Winterkonzert eines Blasorchesters eigentlich nicht fehlen darf.
Barock mit Popmusik und Jazz
Druckvoll und doch immer wieder mit ganz feinen Akzenten agierten die Instrumentalisten des Musikzuges. In beeindruckender Manier schaffte es das Ensemble, dass keine Instrumentengruppe zu aufdringlich oder hervorstechend war, aber auch kein Register im Klangkörper unterzugehen drohte.
Zweifellos zu den Höhepunkten des abwechslungsreichen Auftritts gehörte das publikumswirksame „Concerto d'Amore“, das Elemente aus dem Barock mit Popmusik und Jazz verbindet. Würdevoll-episch startete das Ensemble in das Stück, um mit viel Energie in den poppigen Part einzutauchen.
Passagenweise war auch Swing rauszuhören. Es ist kein Geheimnis, dass für die Wildfleckener Musiker das „Concerto d'Amore“ eine echte Herzensangelegenheit ist. Das Opus lässt keinen Instrumentalisten kalt.
Es gehört sicherlich nicht zu den anspruchsvollsten Werken für Blasorchester , aber es animiert ein Ensemble zu dynamischen Höhenflügen. Das „Concerto d'Amore“ ist wie Mannschaftssport: Teamgeist zählt. Einer reißt den anderen mit. Dirigent Andreas Kleinhenz ließ sein Ensemble von der Leine und hatte doch jederzeit alles im Griff.
Klosterkirche von sattem Klang regelrecht durchflutet
Ebenfalls glänzend aufgelegt zeigten sich die Wildfleckener beim legendären „Highland Cathedral“. Das Stück ist ja ursprünglich eine Dudelsackmelodie, die im Jahr 1982 anlässlich der Highland Games in Deutschland komponiert worden war. Doch längst wünschen sich etliche Schotten, dass dieses Werk zur Nationalhymne erhoben wird.
Die Melodie erweckt den Eindruck, als wäre sie Jahrhunderte alt, und dennoch wird sie von vielen Orchestern in der Gegenwart immer wieder gerne aufgegriffen. Der Musikzug setzte das eigentlich minimalistisch gehaltene Werk sehr effektvoll mit toller Steigerung gekonnt um. Das Gotteshaus auf dem Kreuzberg wurde von sattem Klang regelrecht durchflutet.
Fazit: Drei Jahre Pause bis zum nächsten Auftritt auf dem Kreuzberg gibt es hoffentlich nicht mehr. Denn das Konzert stellte in beeindruckender Weise unter Beweis, dass Blasmusik alles andere als altbacken und langweilig sein muss.
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