Die älteste Weinstadt Frankens lockt Familien seit einigen Wochen mit moderner Technik in die historischen Gassen. „Die entführte Weinprinzessin“ ist die so genannte Audiocaching -Tour, also eine Art digitale Schnitzeljagd, überschrieben.
Tatsächlich geht es bei dem Rätsel darum, die Weinprinzessin zu suchen. Behilflich ist dabei ein so genannter Bot , also ein Computerprogramm, das auf Eingaben und Fragen reagiert. Die Hammelburger Familie Schleich hat es getestet – und ist begeistert von dem Angebot.
Tour läuft über „Telegram“
„Das Einrichten war alles ganz einfach“, berichtet Vater Andreas Schleich. Der 38-jährige Hammelburger hat die Tour auf seinem Smartphone gestartet. Notwendig ist dazu die Messenger-App „Telegram“.
Nur diese App verfüge über einen Bot mit allen notwendigen Funktionen, berichtet Theresa Schmid, Leiterin der Hammelburger Tourist-Info, die die digitale Schnitzeljagd in Auftrag gegeben hat. Zusammengearbeitet hat sie dabei mit der aus Westheim stammenden Ante von Postel, die mittlerweile in Berlin lebt und dort die „Magical Animals & Mystical Beasts Association“, kurz „Mamba“, gegründet hat.
Abwechslungsreiche Tour durch die Altstadt
Der Bot macht die rund einen Kilometer lange Audiocaching-Tour durch die Stadt abwechslungsreich: Sprachnachrichten und kreative Bilder wechseln sich mit professionell produzierten Sprachnachrichten ab.
Die kleinen Geschichten sind kindgerecht erzählt, enthalten aber trotzdem viele Zahlen und geschichtliche Daten zur Hammelburger Geschichte und den Gebäuden entlang der Tour. „Ich finde die Audio-Dateien auch für Erwachsene interessant“, sagt Mutter Valerie Schleich. Die 36-Jährige freut sich, dass ihre drei Kinder Oskar (5), Jakob (8) und Kilian (10) so begeistert und konzentriert zuhören.
„Schön“ und „nicht zu schwer“
„Ich habe alles verstanden“, bestätigt auch Oskar, der Jüngste in der Familie, dass die Geschichten deutlich gesprochen und kindgerecht erzählt sind. „Ich habe vor allem auf die Rätsel geachtet“, ergänzt der achtjährige Jakob. „Interessant“, „schön“ und „nicht zu schwer“ fasst er seine Eindrücke zusammen.
„Ich habe vieles schon gewusst, zum Beispiel, dass Hammelburg lange zu Fulda gehört hat“, erzählt Kilian, der mittlerweile in die 5. Klasse des Hammelburger Gymnasiums geht.
Vorteile für Hammelburger
Er und sein Bruder haben als Hammelburger einen klaren Vorteil: Die rund einen Kilometer lange Wegstrecke in den Hammelburger Gassen sind sie schon oft gelaufen, etwa auf dem Weg in die benachbarte Grundschule. Trotzdem haben sie auf viele Details bisher noch nie geachtet, auch sie erleben ihre Heimatstadt also durch die Schnitzeljagd ein Stück weit neu.
„Die Tour ist vor allem für Kinder von vier bis zehn Jahren konzipiert“, berichtet Tourismus-Chefin Theresa Schmid. Einen Flyer mit Spielanleitung für die digitale Schnitzeljagd gibt es entweder in der Tourist-Information Hammelburg im Roten Schloss oder auf der Homepage touristik.hammelburg.de .
Zusammenarbeit mit Startup in Berlin
Der Flyer enthält auch eine Anleitung und den Code, mit dem sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenlos einwählen können. Zum Start ist nur eine Telegram-Gruppe nötig, zu der mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer hinzugefügt werden können. Wichtigstes Mitglied in der Gruppe ist aber der Bot „MAMBA Audio Bot (Dev)“.
Nach der Eingabe der Zugangsdaten führt der Bot durch das Rätsel: Start ist auf dem Hammelburger Marktplatz, danach geht es in einer großen Schleife einmal durch die Altstadt . Theresa Schmid hat darauf geachtet, dass alle Rätsel auch barrierefrei zu erreichen sind.
Viele Infos zur Hammelburger Geschichte
Ganz nebenbei erfahren die Spielerinnen und Spieler viel über die älteste Weinstadt Frankens, den Bau des historischen Rathauses, das alte Gefängnis, den Stadtbrand im Jahr 1854 oder die großen Weinkeller unter dem Roten Schloss.
An sechs Stationen in der Hammelburger Altstadt gibt es Rätsel. Die richtigen Lösungen müssen als Zahlen oder Begriffe in den Chat eingegeben werden. Wer nicht weiterkommt, kann sich mit dem Wort „Tipp“ ganz einfach Hilfe holen. Erst wenn die richtige Lösung eingegeben wird, gibt es das nächste Rätsel.
Zur Premiere wartete sogar die echte Weinprinzessin Ramona Schum für zwei Stunden am Ziel. Für alle anderen gibt es ein Bild der Weinprinzessin und einige Tipps zu Sehenswürdigkeiten, Ausflugszielen und Gaststätten in der Stadt.
Weitere Touren könnten folgen
„Ich bin sehr positiv überrascht, vor allem von den hochwertigen Sprachdateien“, fasst Andreas Schleich die abwechslungsreiche Tour mit viel Geschichte zusammen. Tourismus-Chefin Theresa Schmid berichtet, dass die Texte in einem Tonstudio aufgezeichnet wurden. Zum Konzept des Berliner Startups Mamba gehöre auch, dass die Stadt regelmäßig Rückmeldungen dazu bekomme, wie oft die Tour gestartet wurde.
„Wir schauen jetzt mal, wie es anläuft“, sagt Theresa Schmid, die erst seit wenigen Monaten im Amt ist. Wichtig sei ihr gewesen, dass die erste Tour noch im Herbst startet. „Aber das kann man zu jeder Jahreszeit machen.“ Zunächst sei eine relativ kurze Tour für Grundschulkinder entwickelt worden. Bei entsprechender Nachfrage könne das Konzept jederzeit erweitert werden.
