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Bad Kissingen
Viele Kinder, knappes Personal
Viele Kitas in Deutschland arbeiten am Limit. Eine verlässliche Betreuung ist zum Teil nicht möglich. Die Kitas in Bad Kissingen sind froh, wenn sie nicht Mitarbeiter suchen müssen.
Neues Personal für Kindertagesstätten zu finden ist derzeit schwierig.       -  Neues Personal für Kindertagesstätten zu finden ist derzeit schwierig.
Foto: Guntar Feldmann - stock.adobe | Neues Personal für Kindertagesstätten zu finden ist derzeit schwierig.
Angelika Despang
 |  aktualisiert: 05.11.2024 17:26 Uhr

Rund 380.000 Plätze in Kindertagesstätten fehlen bundesweit laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung . Einerseits. Andererseits herrscht in vielen Kindertagesstätten Personalmangel.

Jede zweite Kita musste aufgrund von fehlendem Personal in den vergangenen Monaten die Öffnungszeiten reduzieren. Das war das Ergebnis einer Umfrage unter knapp 5.000 Kitaleitungen in Deutschland im Rahmen der Studie des Deutschen Kitaleitungskongresses (DLKL) .

Ist der Personalmangel in den Bad Kissinger Kitas auch so dramatisch?

Suche nicht einfach

„Wir hatten echt Glück“, sagt Mirjam Mack, Leiterin des Maria-Stern Kindergartens in Hausen, „wir haben bisher immer jemanden gefunden. Aber wir legen schon lange Wert auf Praktikanten, die oft gerne zu uns zurückkommen.“

Seit kurzem sucht auch der Maria-Stern Kindergarten eine Erzieherin in Teilzeit als Schwangerschaftsvertretung und das ist nicht einfach. „Meistens fragen wir im Kollegen- oder Bekanntenkreis. Das ist oft zielführender als auszuschreiben, denn es sind zu wenige im Beruf.“

Andererseits steigt der Bedarf an Kita-Plätzen: „Wir haben so viele Anmeldungen, dass wir nicht mal mehr die Kinder aus Hausen und Kleinbrach unterbringen. Das macht uns traurig.“

Mirjam Mack ist froh, dass der Kindergarten Hausen bisher noch keine Probleme hatte, Personal zu finden.       -  Mirjam Mack ist froh, dass der Kindergarten Hausen bisher noch keine Probleme hatte, Personal zu finden.
Foto: Angelika Despang | Mirjam Mack ist froh, dass der Kindergarten Hausen bisher noch keine Probleme hatte, Personal zu finden.

Zu wenig Verdienst während Ausbildung

Eine lange Ausbildungszeit und kaum Gehalt währenddessen machen den Beruf wenig attraktiv für Schulabgänger.

Zwar wurde die Ausbildung zur Erziehungsfachkraft bereits von fünf auf vier Jahre verkürzt, „aber die jungen Leute wollen Geld verdienen, das motiviert ja auch“, meint die 48-Jährige, die seit 1996 im Hausener Kindergarten tätig ist.

Zudem müsse der Bewerber zur Einrichtung, zum Team und zum Konzept des Kindergartens passen.

Mehr Personal würde auch ohne akuten Personalmangel weiterhelfen, so Mack. „Wenn jemand krank wird und eine andere Kollegin gerade auf Fortbildung ist, müssen es die anderen auffangen.“ Das zehre an den Kräften und führe wiederum zu Krankheitsfällen.

Hinzu kommt, dass der Dokumentationsaufwand derart gestiegen ist, dass die Leitung fast die gesamte Arbeitszeit im Büro verbringt. „Wenn die Leitungskraft nicht mit in den Personalschlüssel fallen würde, hätten wir einen Schoß mehr für die Kinder“, sagt Mirjam Mack.

Berufsbild stark verändert

Auch die Kita „Kleine Strolche“ in Winkels ist froh, derzeit keine Personalengpässe zu haben. „Wenn jemand geht, ist es ganz schwer Ersatz zu finden“, weiß Leiterin Andrea Böhm.

Auf die letzte ausgeschriebene Stelle hatten sich gerade mal zwei Interessentinnen beworben. Glücklicherweise bildet die Einrichtung Berufspraktikanten aus, „so konnte die Stelle mit einer ehemaligen Praktikantin besetzt werden“, ist Böhm froh.

Die 56-Jährige kann auf viele Jahre als Erzieherin im Kindergarten zurückblicken – sie ist seit 34 Jahren bei den „Kleinen Strolchen“: „In den 90er Jahren gab es eine Flut an Bewerbungen, heute können sich die Bewerber die Stellen aussuchen.“

Das Berufsbild habe sich stark verändert. Einerseits soll die Kita die Kinder fördern, sich zu sozialen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu entwickeln, andererseits stehe in vielen Familien das Individuum im Vordergrund.

Multikulturelle Mitarbeiter sind Mehrwert

Böhm glaubt, dass bald auch auf ungelerntes Personal zurückgegriffen werden muss, um den Personalmangel zu lindern. Auch in Fachkräften aus dem Ausland sieht sie eine Chance: „Wenn eine klare Sprache gegeben ist, ist multikulturelles Personal ein Mehrwert für die Kita .“

Seit Februar ist auch der Kindergarten der „Albertshäuser Butzelich“ in Sachen Personal wieder gut aufgestellt. „Wir haben uns selbst auf die Suche gemacht, damit die Qualifikation passt“, erzählt Leiterin Katja van de Weyer, „aber bei uns ist es einfacher, weil wir mit zwanzig Kindern eine kleine Kita sind.“

Wenn allerdings Personal wegen Krankheit ausfällt, kann es eng werden: „Dann müssen wir manchmal die Öffnungszeiten reduzieren.“

Katja van de Weyer wünscht sich mehr Unterstützung für Kinder und Erzieherinnen: „Die Politik hat die Kinder während der Corona-Pandemie komplett vergessen, das merken wir deutlich in den Kitas und das sollten sie jetzt nachholen.“

Gute Erfahrung mit Quereinsteigern

Jeanette Hahn hat wegen Personalmangel gerade viel um die Ohren. Die Stelle einer Kinderpflegerin ist im Kindergarten St. Laurentius in Reiterswiesen vakant geworden.

Bisher hat die Leiterin nur vier Bewerbungen erhalten, davon zwei von ungelernten Kandidaten. „Wir haben die Stelle auf mehreren Internetportalen, auf Facebook und in Ebay-Kleinanzeigen veröffentlicht. Die Suche ist sehr schwierig“, sagt die 49-Jährige. 

Mit Quereinsteigern hat der Kindergarten gute Erfahrungen gemacht: „Wir hatten mal eine Lehrerin im Team, das hat gut funktioniert. Es kommt auf den Menschen an“, sagt Hahn.

Ein besserer Personalschlüssel wäre eine Erleichterung: „Klar, muss das bezahlbar sein und der Personalengpass wäre noch größer. Aber es bleibt mehr Zeit für die Kinder und es wäre nicht so schlimm, wenn jemand ausfällt.“

Das könnte den Beruf wieder attraktiver machen und mehr junge Leute würden wie Jeanette Hahn sagen können: „Erzieherin war schon immer mein Traumberuf.“

 

Wo außer dem gegen Personalmangel gekämpft wird, lesen Sie hier:

 
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