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Bad Kissingen
Auch im Landkreis Bad Kissingen: Hubschrauber versprühen Pflanzenschutzmittel
In den nächsten Tagen werden die vom Schwammspinner befallenen Waldflächen mit Mimic besprüht. Die Flächen dürfen einen Tag lang nicht betreten werden, das Sammeln von Kräutern, Früchten und Pilzen ist für drei weitere Wochen untersagt.
Eine Raupe des Schwammspinners.  Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten       -  Eine Raupe des Schwammspinners.  Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
| Eine Raupe des Schwammspinners. Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Redaktion
 |  aktualisiert: 18.08.2022 06:15 Uhr

Auf mehreren Waldflächen des Landkreises Bad Kissingen wird in den nächsten Tagen mithilfe eines Hubschraubers das Pflanzenschutzmittel Mimic ausgebracht, was auf erhebliche Kritik des Bund Naturschutz (BN) stößt. Im Landkreis Bad Kissingen betrifft das einzelne Flächen in den Gemarkungen Windheim/Untererthal, Euerdorf, Arnshausen, Großenbrach und Ebenhausen, wie das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt mitteilt. In einer Pressemitteilung der Stadt Münnerstadt werden konkret die Waldgebiete Geheinigsee (Gemarkung Großwenkheim), Steingrabenholz (Kleinwenkheim), Bauhölzlein (Seubrigshausen) und Klingenholz (Wermerichshausen) genannt.

Beide Behörden weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Wege im Bereich der Behandlungsflächen am Tag der Befliegung mit einem rot-weißem Trassierband und einer gelben Tafel mit der Aufschrift: "Vorsicht Pflanzenschutzmitteleinsatz" gekennzeichnet werde. Denn in der Zeit des Ausbringens sei das Betreten der zu behandelnden Waldfläche verboten. Bereits am nächsten Tag könnte man aber wieder hinein. Das Sammeln von Wildkräutern und wild wachsenden Früchten oder Pilzen sei jedoch darüber hinaus für drei weitere Wochen untersagt.

Der Einsatz des Pflanzenschutzmittels sei wegen des massiven Schwammspinnerbefalls unbedingt notwendig, so die Behörden. Die Behandlungsgebiete seien im Vorfeld festgelegt und mit GPS erfasst worden. Es würden diese Flächen auch punktgenau und nur bei Windstille oder höchstens leichtem Wind behandelt, um ein Abdriften des Sprühnebels zu vermeiden. Das in Wasser aufgelöste Pflanzenschutzmittel benetze die jungen Eichenblätter und werde sodann von den fressenden Raupen aufgenommen. Weitere Insekten , Spinnentiere und Bienen seien auf Grund ihres anderen Fressverhaltens nicht gefährdet.

Das sieht der Bund Naturschutz in Bayern jedoch ganz anders. "Derartige flächige Begiftungen der Eichenwälder vom Hubschrauber aus sind vor dem Hintergrund des sehr erfolgreichen Volksbegehrens ,Rettet die Bienen ' überhaupt nicht mehr zeitgemäß und ein verheerendes Signal zum Abschluss des Rundes Tisches Arten- und Naturschutz ", heißt es in einer Pressemeldung des BN. Das Pestizid wirke eben nicht selektiv nur auf Schwammspinnerraupen, sondern könne alle an Blättern freifressenden Insekten, wie Schmetterlingsraupen töten. Mit diesem Insektensterben verlören auch viele Fledermaus- und Vogelarten sowie Insektenarten wie die Laufkäferart Großer Puppenräuber wesentliche Teile ihre Nahrungsgrundlage, weil sie sich von Schmetterlingsraupen ernähren.

Auch sei nicht bewiesen, ob der Einsatz des Pflanzenschutzmittels überhaupt notwendig sei. Zwar könnten die Schwammspinnerraupen einen Kahlfraß verursachen, da die Eichen aber in der Regel einen Johannistrieb nach Fraßende ausbilden, erholten sich die meisten Bäume wieder.

"Auch in unserem Landkreis Bad Kissingen werden etwa 260 Hektar Eichenwälder begiftet", beklagt Franz Zang, BN-Kreisvorsitzender. "Auch wenn wir nachvollziehen können, dass sich Waldbesitzer um ihren Wald sorgen, bedauern wir deren Entscheidungen ihre Wälder begiften zu lassen."

Als besonders kritisch sieht der BN, dass die nach europäischen und nationalen Naturschutzgesetzen erforderlichen Erfassungen von Schmetterlingen, Fledermäusen und Vögeln nicht wie vorgeschrieben für die Einzelflächen durchgeführt wurden. Die Begiftungsaktionen in Eichenwäldern seien besonders gravierend, weil die Eiche von allem Baumarten den mit Abstand höchsten natürlichen Insektenreichtum aufweise. Der BN kritisiert auch methodische Mängel, die es unmöglich machen zu beurteilen, ob die Schwammspinnermassenvermehrung bereits am Zusammenbrechen ist, was einen Gifteinsatz überflüssig machen würde.

 
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