Der Druck ist deutlich spürbar. "Landratsamt sucht dringend möblierte Objekte mit Platz für zehn bis 30 Personen", schrieb die Bad Kissinger Behörde am 17. Januar in einer Pressemitteilung. Es war der zweite Aufruf dieser Art - nach einem von Mitte November. Wie viele Flüchtlinge hat der Landkreis aufgenommen? Wo sind sie untergebracht? Reicht der verfügbare Platz für weitere?
Die Unterbringung von Flüchtlingen bleibt angesichts ihrer schieren Menge eine Herausforderung. Nach einer Pause über Weihnachten und Neujahr bekomme der Landkreis allein aus dem Anker-Zentrum in Geldersheim wieder rund 25 Geflüchtete pro Woche zugeteilt, heißt es im Aufruf.
754 Menschen kamen 2023 im Landkreis Bad Kissingen an
Die Regierung von Unterfranken in Würzburg teilt auf Anfrage mit, dass "im Jahr 2023 insgesamt 411 Asylbewerber aus der Anker-Einrichtung Unterfranken in den Landkreis Bad Kissingen zugewiesen" wurden. Darüber hinaus seien aus Geldersheim 58 Ukraine-Flüchtlinge in den Landkreis weitergeleitet worden. Direkt seien im Laufe des Jahres weitere 285 Ukraine-Flüchtlinge direkt in Privatwohnungen an- und untergekommen. "Insgesamt kamen im Jahr 2023 somit 754 Personen im Landkreis Bad Kissingen an."
Damit war der Zustrom an Asylbewerbern laut Regierung 2023 höher als 2022; bei Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine war 2022 hingegen deutlich zugangsstärker als das vergangene Jahr. In Summe seien aufgrund der großen Anzahl an Ukrainern 2022 mehr Menschen angekommen als 2023.
Im Landkreis Bad Kissingen unterhält die Würzburger Regierungsbehörde acht Gemeinschaftsunterkünfte (GU) - inklusive der 2023 hinzugekommenen in Steinach. Bei den Dezentralen Unterkünften (DU) in Verantwortung des Landkreises spricht das Landratsamt von 14 neuen. Diese lagen laut Kreisbehörde in Bad Kissingen, Bad Bocklet, Nüdlingen, Hammelburg, Euerdorf, Ramsthal, Oberthulba, Frankenbrunn, Fuchsstadt sowie in Mitgenfeld, Schondra, Geroda und in Poppenlauer und Rannungen.
22 Afghanen kommen in Bad Bocklet unter
Zu den DUs ließ sich recherchieren: Laut Bad Bocklets Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU) ist die ehemalige Pension Nicole mit 22 Afghanen belegt. Damit gehört das Wohnhaus zu den größeren DUs, so wie die in Geroda, wo Mitte Dezember 42 Geflüchtete lebten. In Schondra wurde das ehemalige Möbelkaufhaus Ankenbrand als Unterkunft hergerichtet; in Mitgenfeld ist ein Haus mit fünf Bewohnern bezogen.
In Euerdorf wurde ein früheres Gasthaus, das später eine Pension war, zur DU; in Ramsthal soll es sich um ein Haus mit mehreren Wohnungen handeln. In Frankenbrunn kam ein Gebäude, in dem früher ein kleiner Einkaufsladen Geschäfte machte, zu neuen Nutzern. In Hammelburg hat das Landratsamt ein Wohnhaus in der Adalbert-Stifter-Straße von Privat angemietet und belegt.
Nur noch 15 Plätze in Dezentralen Unterkünften frei
Reicht der Platz für die laut Mitteilung 25 pro Woche dem Landkreis zugewiesenen Flüchtlinge? Natalie Bachmann vom Landratsamt zufolge sind aktuell in Fuchsstadt, Ramsthal und Bad Bocklet noch insgesamt 15 Plätze frei, die nach und nach belegt würden. "Seit unserem letzten Aufruf (gemeint ist der vom 17. Januar, d. Verf.) konnten wir vier Objekte in die engere Auswahl nehmen; diese sind noch nicht abschließend geprüft."
Deswegen erneuert die Pressesprecherin noch einmal den Aufruf. "Wir sind weiterhin darauf angewiesen, dass uns geeignete Objekte zur Miete angeboten werden. Der Wohnbereich sollte dabei generell möbliert sein."
Laut Regierung herrscht bei der Anschlussunterbringung - Gemeinschaftsunterkünfte und Dezentralen Unterkünfte zusammengenommen - im gesamten Regierungsbezirk Vollbelegung." Stand 19. Januar seien im Landkreis 862 Menschen in staatlichen Anschlussunterkünften untergebracht.
Regierung von Unterfranken konnte sich keine neuen Unterkünfte finden
Auch die Regierung sucht weiter neue Unterbringungsorte. "In diesem Jahr konnten bisher noch keine neuen Unterkünfte im Landkreis Bad Kissingen akquiriert werden."
Müssen nun auch im Landkreis Turnhallen als Notunterkünfte herhalten, wie es zum Teil in Hessen der Fall ist? "Das lässt sich bisher nicht absehen", heißt es aus Würzburg. "Das hängt zum einen vom zukünftigen Zugang an Asylsuchenden ab und zum anderen, inwieweit die Bestrebungen der Regierung von Unterfranken und dem Landratsamt Bad Kissingen zur Schaffung ausreichender Unterkunftskapazitäten von Erfolg gekrönt sind."