Neil Armstrongs Besuch in der Kurstadt im Jahr 1970 bewegt so manchen Bad Kissinger offenbar noch heute. Als die Main-Post nach seinem Tod am 25. August 2012 über seine spektakuläre Stippvisite berichtet hatte, meldeten sich etliche Leser telefonisch oder persönlich, gaben interessante Hinweise über die Ereignisse damals oder erzählten eigene Erlebnisse, weil sie damals dabei waren, als der Amerikaner hier eintraf.
Hilla Schütze (Bad Kissingen) eilte seinerzeit, wie viele andere Menschen auch, am späten Nachmittag in die Au, um den Mann von der Mondlandung einmal ganz aus der Nähe zu sehen. „Ich bin bei solchen Ereignissen immer neugierig und will alles wissen“, beschreibt sie ihre Entdeckerfreude im Gespräch mit der Main-Post. So säumte sie auch an jenem Augusttag mit mehreren hundert Fans die Straße. Die Menschen mussten jedoch einige Zeit warten, bis Armstrong im Segelflieger aufsetzte. Später, als der Amerikaner schon in der Postkutsche gen Kissingen fuhr, lief Schütze kurze Zeit sogar vor dem gelben Wagen her und machte Fotos ganz aus der Nähe.
Paradoxe Situation
Ob Neil Armstrong am 8. August 1970 auch in der Au, wie bei der legendären Mondlandung, den linken Fuß zuerst auf Kissinger Boden setzte, als er aus dem Segelflugzeug kletterte, wusste im Zuge unserer Recherchen zunächst niemand genau zu sagen. Jetzt meldete sich aber Wolfgang Riedl (Bad Kissingen), der früher einmal Mitglied im Kissinger Fliegerclub war. Er hatte im Archiv gekramt und konnte deshalb schwarz auf weiß belegen, dass Armstrong damals tatsächlich um 17.45 Uhr Ortszeit seinen linken Fuß zuerst auf Kissinger Boden setzte.
Zudem klärte er einen weit verbreiteten Irrtum auf: Der berühmte Amerikaner saß gar nicht selbst am Steuer, als das Segelflugzeug von der Wasserkuppe herüber geflogen kam. Es war der inzwischen verstorbene Karl-Ernst Keß, der den Flieger mit dem berühmten Mann Richtung Kurstadt lenkte. Aus versicherungstechnischen Gründen habe der „erste Mann auf dem Mond“ in Deutschland gar kein Flugzeug steuern dürfen, so Riedl – und das, obwohl er darin Meister war.
Keß war damals Fluglehrer und Chef der Segelflugschule Wasserkuppe gewesen. Dass der erfahrene Weltraumpilot Armstrong im deutschen Segelflugzeug nur mit einem Fluglehrer starten durfte, war schon eine paradoxe Situation, meinte Riedl. Keß war damals freilich sehr stolz, dass er den Chef des berühmten Apollo-11-Raumschiffs höchstpersönlich in seinem Flieger mitnehmen durfte. „Ich bringe euch den ersten Mann im Mond nach Bad Kissingen“, hatte er von der Wasserkuppe aus durchgegeben. So ist es jedenfalls im Archiv des Fliegerclubs Bad Kissingen verbürgt.