
Mittwoch, 13 Uhr. Vor einer unscheinbaren Garage in Aschach versammelt sich eine kleine Gruppe Frauen . Es ist der Mittwoch vor Palmsonntag – der Tag, an dem so wie jedes Jahr der Brunnen an der Zehnthalle in Aschach in einen prächtigen Osterbrunnen verwandelt wird. Diese Tradition wird bereits seit 2002 vom Heimat-, Wander- und Gartenbauverein Aschach gepflegt, und auch dieses Jahr sind die Frauen mit Scheren, Draht und jeder Menge Grünzeug bereit für diese Aufgabe.
Von Eibe und Thuja
Das Gelächter und der dumpfe, erdige Geruch von Moos werden intensiver, je weiter man sich der Garage nähert. Ein langer Holztisch, darauf zahlreiche Drähte und Heckenscheren. Am Boden daneben ein riesiger Berg an Zweigen von Eibe und Thuja.
Zum Großteil wurden diese aus privaten Gärten gespendet oder Herta Müller , die Vorsitzende des Vereins nimmt dies selbst in die Hände und knipst spontan noch ein paar Äste vom Grundstück des Nachbarn ab. „Ein halber Anhänger war mindestens voll“, so die 69-Jährige.
Dorftratsch und Tradition
Die Arbeit teilt sich auf: Zwei Frauen wickeln die Girlanden, während vier anderen die Zweige in kleine Stücke schneiden. Jedes Jahr entstehen drei Girlanden, jeweils drei Meter lang. „Das Wickeln ist eine echte Routinearbeit“, sagt Müller. Die Vorsitzende war 22 Jahre Inhaberin eines Blumengeschäfts in Bad Bocklet. Doch trotz der Routine bleibt Zeit für Gespräche – und natürlich für den neuesten Dorftratsch.
„Bist du heute auch falsch abgebogen? Ich vergesse jedes Mal, dass die Straße gesperrt ist“, wirft eine Helferin ein. „Ja, das ist die Macht der Gewohnheit“, antwortet Müller lachend. Die Stimmung ist entspannt, fast familiär.
Im weiteren Gespräch berichtet Müller von ihrer Verbundenheit mit Aschach: „Am 31. Mai bin ich schon 50 Jahre hier im Ort.“ „Das müssen wir feiern!“, stimmt Brunhilde Hillenbrand, eine der Helferinnen, mit ein.
Aufgaben des Vereins
Nach etwa ein bis zwei Stunden sind die Girlanden fertig gewickelt. Gemeinsam tragen die Frauen sie ins Auto und transportieren diese zum Figurenbrunnen an der Zehnthalle. Der Brunnen wurde 1999 vom Bildhauer Ludwig J. Bauer gestaltet und zeigt vier historische Persönlichkeiten aus Aschach. Im Jahr 2001 wurde der Platz im Rahmen der kleinen Dorfsanierung feierlich eingeweiht und der Verein ist seitdem für diesen zuständig.
Neben dem Osterbrunnen kümmert sich der Verein auch ganzjährig um die Pflege der Anlage rund um den Brunnen , schneidet Blumen zurück, hält den Platz sauber und bepflanzt Blumenkästen auf der Brücke. Auch Wanderungen organisiert der Verein.
Liebe und Fürsorge
„Jedes Jahr freuen wir uns darauf, den Brunnen zu schmücken“, sagt Müller stolz, während sie die Girlanden befestigen. Mit Draht werden die grünen Girlanden um den Brunnen gelegt, und anschließend kommen die bunten Plastikeier zum Einsatz – jedes einzelne von den Vereinsmitgliedern selbst bemalt und eingefärbt. „Das macht es so besonders“, erklärt die Vorsitzende. „Es steckt einfach viel Liebe und Fürsorge drin.“
Seit elf Jahren leitet sie den Verein und sieht das Schmücken des Brunnens als das Highlight der Zuständigkeiten des Vereins. „Es ist unsere Aufgabe, das Dorf zu verschönern“, erklärt sie mit einem Lächeln.

Nach getaner Arbeit gönnen sich die Frauen eine wohlverdiente Pause bei Kaffee und Kuchen – eine Belohnung für den Einsatz am Nachmittag.
Das sind die schönsten Osterbrunnen im Landkreis Bad Kissingen:
