
Dunkles Holz an der Dachschräge, dunkle Tapeten, statt eines Bildes hängt der Deckel eines Whiskyfasses zur Deko an der Wand. In der Ecke steht ein Plattenspieler, der im Hintergrund harte Rockmusik abspielt. Auf einem dunklen Ledersessel in dieser Whiskyhöhle hat Kevin Weber Platz genommen. Vor sich ein Glastisch mit einer Tischdecke im Kilt-Design, ein Playboy, mehrere teure Single-Malt-Whiskys aus Schottland , dazu zwei Nosing-Gläser für die gleich anstehende Whisky-Verkostung. „Ich bin ein absoluter Schottland-Liebhaber. Ich mag alles, was aus Schottland kommt“, sagt der 33-jährige, gelernte Industrie-Kaufmann. Egal ob Golf, Kilts, Dudelsack-Musik, die Landschaft, kulinarisches wie Haggis und vor allem: Single-Malt-Whisky.
Whisky ist eine Leidenschaft
„Whisky ist eine eigene Welt. Da muss man schon ein bisschen Freak sein. Aber wenn ich etwas mache, dann ganz oder gar nicht“, meint er und lacht. Vor einigen Jahren hat ihn die Begeisterung für Whisky gepackt. Heute ist er Markenbotschafter der Scotch Whisky Association (zentraler Handelsverband der schottischen Whisky-Industrie), führt unter „Whisky Weber“ einen Internetblog und bietet nebenberuflich Whisky-Tastings und Beratungen an. Er verkauft importierte Whiskys, hat eine private Whiskysammlung von rund 200 Flaschen und hat es mit seinem Fachwissen in den deutschen Playboy geschafft. „Das hat sich immer weiter ausgebaut, weil es mir Spaß macht“, sagt Weber.
Mehr als nur ein Hobby
Er hat irgendwann damit angefangen, sich durch die verschiedensten Single-Malts hindurch zu probieren, las Fachliteratur und besuchte Messen. Als ihn während der Corona-Lockdowns die Langeweile geplagt hat, nutzte er die Zeit und baute seinen Whisky-Kanal auf Instagram auf. „In der Zeit habe ich viele interessante Leute aus der Whisky-Szene kennengelernt und mich gut vernetzt“, erzählt er. Von dort war es kein großer Schritt mehr, das Hobby zum Nebenberuf zu machen. „Ich mag Whisky-Tastings und erzähle gern. Warum soll ich das nicht selbst anbieten?“, sagt Weber. Außerdem merkt er scherzend an: „Irgendwann hatte ich zu viel Whisky gekauft, als das ich es in einem Leben trinken könnte, ohne ein ernstes Alkoholproblem zu haben.“
Mit einer Whiskybeschreibung im Playboy gelandet
Neben Verkostungen beim Kunden bietet er auf Anfrage auch Whiskywanderungen und Picknicks an, nimmt als Aussteller an Messen, Märkten und Festen teil, lässt sich für Firmen- und private Feiern buchen und schreibt Geschmacksbeschreibungen sowohl für seinen Blog, also auch für Destillerien. „Es ist einfach cool, am Wochenende mit netten Leuten über Whisky fachzusimpeln“, findet der tätowierte Rockfan. 2023 absolvierte er in Frankfurt die Weiterbildung zum Whisky Ambassador (Markenbotschafter) der Scotch Whisky Association. Mit diesem Hintergrund hat er es mit einer Whiskybeschreibung für eine deutsche Destillerie in die Januarausgabe 2022 des deutschen Playboy geschafft. „Ohne mich auszuziehen“, meint er mit breitem Grinsen.
Gute Whiskys müssen nicht teuer sein
Bei einem Tasting erklärt er den Teilnehmern, wie Whisky hergestellt wird, was einen Single-Malt ausmacht, welche Fasstypen in der Vorreifung verwendet werden und welche Whiskyregionen es in Schottland gibt. „Es gibt rund 150 Destillerien in Schottland . Aktuell werden viele neu gebaut, weil viele Leute merken, dass sich mit Whisky gut Geld verdienen lässt“, erklärt er. Inzwischen gebe es auch eine Handvoll guter deutscher Whisky-Hersteller.
Worauf kommt es beim genussvollen Whisky-Trinken an? „Ein guter Whisky muss dir persönlich schmecken. Ich habe immer nur das gekauft, was mir auch selbst schmeckt“, sagt er. Das variiert je nach Stimmung und auch den Jahreszeiten. Im Sommer darf der Geschmack für ihn fruchtiger, im Winter dreckiger und torfiger sein. Auf den Preis komme es weniger an. Zwar ist nach oben kaum ein Limit gesetzt, aber gute Whiskys seien für zwischen 50 und 100 Euro erhältlich. „Wichtig ist: Der Whisky muss Tiefe haben. Dann kann man sich eine Stunde lang mit einem Glas beschäftigen.“
Verkostung mit allen Sinnen
Eine Verkostung beginnt bereits mit dem Einschenken. Welche Farbe hat der Whisky? „Eine helle Färbung lässt Rückschlüsse darauf zu, dass er in einem Bourbon- oder Weißweinfass gelagert wurde, eine dunklere Farbe deutet darauf hin, dass es ein Rotwein, Sherry oder Portwein-Fass war“, erläutert Weber. Danach wird an dem Whisky gerochen – deshalb sollte ein Nosing-Glas in Tulpenform verwendet werden - und der Verkoster versucht, die Aromen zu beschreiben. Weber rät, den Mund leicht geöffnet zu lassen, damit über den Rachenraum weitere Geruchsnoten aufgenommen werden.
Die Vielfalt der Aromen und Geschmacksnoten
Das Tasten sollte mit einem kleinen Schluck begonnen werden, um den Mund an die Alkoholschärfe zu gewöhnen. „Anschließend sollte man sich die Frage stellen, wie ist das Mundgefühl?“, erklärt er. Manche Spirituosen fühlen sich schwer an, andere leicht, kratzig oder scharf. Auch die Textur variiert von ölig über wässrig zu cremig bis sogar wachsartig. Anschließend gehe es um die Frage: „Welche Grundaromen nimmst Du wahr?“ Die Palette reicht etwa von rauchig über süß und sauer zu bitter, getreidig und fruchtig. „Dann kann man näher auf den Geschmack eingehen. Wenn man ihn fruchtig einstuft, so kann man näher darauf eingehen, ob es helle oder dunkle Früchte sind, frische Früchte, Zitrusfrüchte, Getrocknete Früchte oder gar in Dosen eingelegte Früchte. Dann geht es ins Detail, an welche Frucht es am ehesten erinnert“, sagt er.
Whisky ist eine eigene Welt – auch geschmacklich. Die zu erkunden und anderen näher zu bringen, das macht für den 33-Jährigen einen großen Reiz an dem Ganzen aus.


