Was erleichtert Zuwanderern und ausländischen Arbeitskräften den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt besonders? Richard Moog von der Handwerkskammer in Würzburg kennt da eine klare Antwort: "Die deutsche Sprache lernen. Das verkürzt alles, was danach kommt."
Moog berät Betriebe aus ganz Unterfranken zu ausländerrechtlichen Belangen, sitzt an der Schnittstelle zwischen Schulen beziehungsweise Ausbildungsstätten und Unternehmen. Schon allein durch die Entwicklung der vergangenen Jahre hatte er viele Geflüchtete in seinem Büro sitzen.
Seine Ansicht, dass die deutsche Sprache der Schlüssel für alles ist, bekräftigte der HWKler mehrfach bei der 2. Integrationskonferenz des Landkreises mit dem Motto: "Integration als Chance zur Lösung des Fachkräftemangels ".
Ein möglicher Ansatz für eine "gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die größer nicht sein könnte", wie Landrat Thomas Bold ( CSU ) es in seiner Begrüßung ausdrückte. Einerseits geht es darum, Menschen, die aus der Not heraus nach Deutschland und in den Bäderlandkreis kamen, in den Arbeitsmarkt einzubinden. Und andererseits soll die immer größer werdende Kluft zwischen angebotenen Stellen und immer weniger werdenden Bewerbern verkleinert oder gar geschlossen werden.
Fachkräftemangel in Kur und Tourismus
Der Ort für die Konferenz, die frisch sanierte Wandelhalle im Staatsbad Brückenau, war geschickt gewählt. Denn auch im auf sanften Tourismus und Erholung ausgerichteten Bad Brückenauer Stadtteil herrscht Fachkräftemangel . Laut Kurdirektorin Andrea Schallenkammer müssen dort Restaurants geschlossen, Betten unbelegt bleiben.
Richard Moog ging auf die verschiedenen, für eine Arbeitsstelle nötigen Sprachniveaus ein. "A1" und "A2" würden für Helfertätigkeiten in der Industrie ausreichen, im Handwerk sei mindestens "A2" gefordert. Für eine staatlich geförderte Einstiegsqualifikation und eine Ausbildung seien "B1" und/oder "B2" mit deutlich größeren deutschen Sprach- und Schreibkenntnissen vonnöten. Für ein Studium schließlich müsse es "C1" sein. Viele würden leider nur Kenntnisse im "A1"-Bereich mitbringen.
Ein weiteres Problem - gerade bei Flüchtlingen aus dem arabischen Raum - sei die Anerkennung von Abschlüssen. Die gelinge fast nie vollständig. Viele hätten sich in ihrer Heimat Kenntnisse angelernt, ohne dies unabhängig prüfen und beglaubigen zu lassen. Moog nannte Menschen, die frisieren oder Autos reparieren können. Das Wort "Studieren" meine meist einen Ausbildungsberuf.
Vielen Zugewanderten ist es laut dem Mann von der Handwerkskammer unverständlich, dass in Deutschland eine Ausbildung drei bis fünf Jahre dauern kann. Große Firmen würden normalerweise ihre Ausbildungsstellen ein Jahr vorher besetzen, mit Jugendlichen, die sich in ihrem letzten Schuljahr bewerben. Da hätten Menschen mit Fluchthintergrund oft wenig Chancen.
Moog rät ihnen, trotz eventueller, aber nicht nachweisbarer Kenntnisse den Ausbildungsweg von vorne zu beschreiten. Sie sollten ein "Praktikum im Beruf der engeren Wahl" absolvieren. Der Grund: "Wer da ins Team passt, hat schon eine große Hürde hin zur künftigen Stelle genommen."
Lukas Kagerbauer von der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt untermauerte Moogs Erfahrungen mit einer wissenschaftlichen Studie. Thema: "Barrieren und Chancen für die Einstellung von Geflüchteten in deutschen Unternehmen". Den Firmen sei neben der Sprache als Hauptfaktor Disziplin und Zuverlässigkeit wichtig, zudem ein gesicherter Aufenthaltsstatus.
Dennoch falle in 61 Prozent der Fälle die Wahl auf den deutschen Bewerber, obwohl der Ausländer besser gebildet sei. Laut Moog sind " Handwerksbetriebe in der Regel offen für Ausländer".
Laut Studie erhöhen gute Sprache und Bildung immerhin die Chancen auf eine Anstellung. Auch Kagerbauer nannte als Handlungsempfehlungen "Schnupperpraktika und Zertifikate sammeln".
Keine Rettung, nur Linderung
In der abschließenden Diskussion wurden einige weitere Hemmschuhe für die Einbindung von Ausländern in den deutschen Arbeitsmarkt deutlich. So wies Artur Born vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge indirekt darauf hin, dass es wegen des Ukraine-Krieges mit dem Platz in einem Deutschkurs einige Monate dauern kann: "Aktuell haben wir mehr Personen in den Kursen als in den vergangenen zwei Jahren zusammen." Von 200 Teilnehmern seien 140 Ukrainer. Das erinnere an 2015/16.
Die Ukrainerinnen hindert zudem der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen, auf den Arbeitsmarkt zu kommen.
Thomas Stelzer, Chef das Agentur für Arbeit Schweinfurt, riet Bewerbern, sich als Helfer einstellen zu lassen und weiterqualifizieren zu lassen. Sein Fazit: "Die Integration von Ausländern wird uns helfen im Arbeitsmarkt. Als Lösung des Fachkräftemangels ist es zu wenig."