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Bad Kissingen
Arbeiten nach der inneren Uhr
Die Gene entscheiden, wer ein Frühaufsteher ist und wer sich im Bett gerne noch einmal umdreht.
Studierende der Hochschule Coburg setzen sich mit der Erforschung der inneren Uhr des Menschen auseinander.  Foto: Mareike de Raaf       -  Studierende der Hochschule Coburg setzen sich mit der Erforschung der inneren Uhr des Menschen auseinander.  Foto: Mareike de Raaf
| Studierende der Hochschule Coburg setzen sich mit der Erforschung der inneren Uhr des Menschen auseinander. Foto: Mareike de Raaf
Redaktion
 |  aktualisiert: 19.08.2022 18:10 Uhr
Studierende der Hochschule Coburg entwickeln Kampagne für Bad Kissingen. Jeder Mensch hat einen Chronotyp. Lerchen stehen gerne früh auf, Eulen sind noch spät unterwegs, schlafen dafür aber länger. Der Chronotyp ist genetisch bedingt und steht bereits bei der Geburt fest. Nach diesem natürlichem Rhythmus zu leben, ist für die meisten Menschen aber unmöglich. Mit dem Wecker unterbrechen sie ihren Schlaf frühzeitig und beginnen die Arbeit, wenn sie noch gar nicht konzentrationsfähig sind. Michael Wieden, scheidender Wirtschaftsförderer der Stadt Bad Kissingen, beschäftigt sich seit 14 Jahren mit der Chronobiologie. In Bad Kissingen hat er ein Modellprojekt, die Chrono-City, gestartet. Die Idee dahinter: "Die Gesellschaft um den Menschen biegen und nicht den Menschen um die Gesellschaft!", sagt Wieden. Denn gegen den eigenen Rhythmus zu leben, könne krank machen.


Es gibt Vorurteile

Das interessiert auch die Studierenden der Integrativen Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg. Sie gehen während ihres Studiums der Frage nach, wie man Menschen dazu bewegt, sich gesundheitsbewusst zu verhalten. Und häufig müssen hierfür erst einmal Vorurteile aus dem Weg geräumt werden. So auch bei der Chronobiologie: "Langschläfer haben einen schlechten Ruf. Ausschlafen wird oft mit Faulheit verbunden", sagt Wieden. Das sei aber falsch. Langschläfer seien einfach zu anderen Zeiten produktiv. Nämlich dann, wenn der Frühaufsteher bereits wieder müde wird. Und: "Schlaf ist keine vergeudete Zeit!", sagt Wieden. Er beeinflusse vielmehr die psychische und physische Gesundheit und hänge elementar mit der Leistungsfähigkeit zusammen. Ausgeschlafene Mitarbeiter seien gute Mitarbeiter.

Als Spätschläfer früher ins Bett zu gehen, sei aber keine Lösung. Der Einschlafreiz setze nicht ein, die Tiefschlafphase verschiebe sich, und der Schlaf liefere nicht dieselbe Erholung. Das heiße aber auch, dass der Arbeitsalltag den Rhythmus des menschlichen Körpers nach und nach durcheinanderbringe. Die Betroffenen litten unter einem permanenten Schlafdefizit. Folgen könnten Depressionen und Suchtverhalten sein.

Anhänger der Chronobiologie fordern eine Anpassung der Arbeitswelt an den Menschen. Ein späterer Schulbeginn oder flexible Arbeitszeiten kämen der menschlichen Natur entgegen. Nicht jeder Arbeitnehmer könne seine Arbeitszeiten selbst bestimmen. Ändern lasse sich dennoch etwas. Zum Beispiel am Abend auf Laptop und Smartphone verzichten. Die Bildschirme geben blaues Licht ab und sendeten somit Wachsignale an das Gehirn. Wer die elektronischen Geräte am Abend also weglegt, könne besser einschlafen. Auch längere Urlaubszeiten erlaubten dem Körper, zu seinem natürlichen Rhythmus zurückzufinden.

An der Hochschule Coburg wird sich eine Gruppe von Master-Studierenden der Gesundheitsförderung dem Thema Chronobiologie intensiv widmen. Sie entwickeln eine Kampagne für Bad Kissingen.
 
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