Die Bestattungskultur ist im Wandel. Immer mehr Menschen wählen die Urnenbestattung, wollen ihre letzte Ruhe beispielsweise unter einem Baum, im Rosen- oder im Staudenbeet finden. Auf diese Weise entfällt die Grabpflege teilweise oder sogar ganz. Zwei Abteilungen des Münnerstädter Friedhofs , in denen viele Gräber ungenutzt waren, werden jetzt komplett umgestaltet, wobei vor allem alternative Bestattungsformen möglich werden. Allerdings werden die Arbeiten noch ein wenig andauern, zu Ostern können die Angehörigen die Gräber innerhalb der Baustelle noch nicht besuchen. Zu Pfingsten aber soll dann der neu gestaltete Bereich fertig sein.
Beide Abteilungen zusammen
Weil es immer wieder Nachfragen gab, hatte Bürgermeister Michael Kastl zu einem Termin vor Ort geladen. Ursprünglich sollte zuerst die Abteilung A und zu einem späteren Zeitpunkt die Abteilung B hergerichtet werden. Aber der Stadtrat hatte dann doch beschlossen, alles gleichzeitig neu zu gestalten. „Wir sind überzeugt davon, dass es sehr gut wird“, sagt der Bürgermeister.
Die Planung des Friedhofs-Kompetenz-Zentrums Rosenheim sei auf eine sehr große Akzeptanz gestoßen und letztlich lasse sich durch die Zusammenlegung der Arbeiten auch Geld sparen. Eine halbe Million Euro sind im Haushalt für die Umgestaltung eingestellt, die tatsächlichen Kosten werden aber darunter liegen.
Wurzeln bleiben über lange Zeit in der Erde
Auf keinen Fall sollte sich in der Abteilung B wiederholen, was in der Abteilung A passiert ist, betont Michael Kastl . Dort wurden die Thuja-Hecken entfernt, die Wurzeln blieben aber noch lange Zeit in der Erde, was für einen sehr unschönen Anblick und entsprechenden Ärger sorgte. Allerdings brauchte die Vorbereitung auch einige Zeit.
Die Nutzungsberechtigten der Gräber in den beiden Abteilungen konnten vor Beginn der Arbeiten entscheiden, ob sie die großen Pflanzflächen beibehalten wollen, ob sie verkleinert werden sollen, oder ob die Gräber ganz aufgelassen werden, wenn die Ruhezeit abgelaufen war. Von allen drei Varianten ist Gebrauch gemacht worden. Dementsprechend wurden die neuen Wege angepasst, die nun ganz bewusst nicht mehr schnurgerade verlaufen.
Friedhöfe fallen ins Umweltreferrat
Es sei wichtig gewesen, beide Abteilungen gleichzeitig anzugehen, betont auch Umweltreferent Klaus Schebler, in dessen Aufgabengebiet die Friedhöfe fallen. „Wir bitten um Verständnis bei den Angehörigen, dass es etwas länger dauert.“ Aber schon jetzt sind die Fortschritte der Arbeiten deutlich zu sehen. Die Wege sind bereits angelegt, Pflöcke markieren die Stellen, an denen neue Bäume gepflanzt werden. Die Mitarbeiter der Firma Garten- und Landschaftsgestaltung Heinisch aus Heustreu kommen gut voran. „Es soll ja auch wieder Ruhe in den Friedhof einziehen“, sagt der Bürgermeister. Und das soll eben zu Pfingsten sein.
Viele Möglichkeiten
„Ziel ist es, möglichst viele Bestattungsformen anzubieten“, erläutert Klaus Schebler. So soll verhindert werden, dass sich Münnerstädter beispielsweise in Bestattungswäldern anderer Orte zur letzten Ruhe betten lassen. Deshalb wird es nach der Umgestaltung auch Baumbestattungen auf dem Münnerstädter Friedhof geben. Und nicht nur das. Es besteht dann auch die Möglichkeit der Urnenbestattung in einem Staudenbeet oder in einem Rosenbeet.In den Anlagen wird eine Metallkonstruktion errichtet (eine Art Geländer), an denen die Namen der Beigesetzten angebracht werden.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Angehörigen der dort Bestatteten haben keinerlei Pflegeaufwand. Darum kümmert sich die Stadt beziehungsweise die von ihr beauftragte Firma. „Sogar das Gießen gehört dazu“, sagt Bernd Hochrein, der in der Stadtverwaltung für das Bestattungswesen zuständig ist. Er weiß genau, was heutzutage gewünscht wird. „Die Leute warten drauf“, sagt er zu den bald angebotenen alternativen Bestattungsformen.
Am Anfang skeptisch gewesen
„Bei uns ist dann so gut wie alles möglich“, bekräftigt auch Klaus Schebler. Er gibt zu, dass er am Anfang sehr skeptisch gewesen sei. Das hat sich aber grundlegend geändert. „Das wird ein Friedhof , der sich weit und breit sehen lassen kann“, ist er überzeugt.
Auch Stadträtin Rosina Eckert, die viele Jahre Leiter des Ausbildungszentrums der Bestatter in Münnerstadt war und das Friedhofs-Kompetenz-Zentrum der Stadt als Planungsbüro empfohlen hatte, ist mehr als zufrieden. Ihr gefällt, dass der Friedhofscharakter im umgestalteten Bereich erhalten bleibt, weil doch noch einige Grabsteine vorhanden sind. Sie spricht sich ohnehin dafür aus, besonders wertvolle Grabsteine stehenzulassen, auch wenn die Gräber aufgelassen werden. Klaus Schebler verweist auf noch einen Vorteil der Umgestaltung: Frühere vorhandene Absätze werden beseitigt, der Friedhof wird komplett barrierefrei.
Gebührensatzung angepasst
Der Stadtrat wird noch in diesem Jahr eine neue Friedhofsatzung beschließen, die die neuen Bestattungsformen zulässt, sagt der Bürgermeister. Im nächsten Jahr soll dann die Gebührensatzung angepasst werden.
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