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Münnerstadt
Arbeit ganz nah an den Menschen
Aus dem Leben eines Journalisten berichtete der ehemalige Redaktionsleiter der Saale-Zeitung, Paul Ziegler, im Münnerstädter Erzählcafé.
Der ehemalige Redaktionsleiter der Saale-Zeitung, Paul Ziegler, berichtete im Erzählcafé.Björn Hein       -  Der ehemalige Redaktionsleiter der Saale-Zeitung, Paul Ziegler, berichtete im Erzählcafé.Björn Hein
| Der ehemalige Redaktionsleiter der Saale-Zeitung, Paul Ziegler, berichtete im Erzählcafé.Björn Hein
Björn Hein
 |  aktualisiert: 19.08.2022 06:35 Uhr
Zum 1. Termin in der Saison 2017/18 des Erzählcafés im Juliusspital war nach Münnerstadt freute sich sein Leiter , Eugen Albert, mit Paul Ziegler den ehemaligen Redaktionsleiter der Saale-Zeitung willkommen heißen zu dürfen. Dieser wusste spannendes und unterhaltsames aus dem Leben eines Journalisten zu berichten, so dass die Zeit für die zahlreich erschienen Zuhörer wie im Flug verging.
Geboren wurde Ziegler im Jahr 1954 in Bad Neustadt, wo er auch die Schule besuchte. Anschließend wurde er im Internat in Lebenhan unterrichtet und machte dann im Jahr 1976 in Münnerstadt sein Abitur. Es schloss sich ein Studium der Kommunikationswissenschaften in München an. Mit einem Volontariat bei der Rhön- und Saalepost entschloss sich Ziegler, die Journalistenkarriere einzuschlagen. Danach war er als Freier Mitarbeiter bei der Main-Post tätig und leitete später vier Jahre lang den Bad Kissinger Anzeiger.


Doppelhochzeit

"1988 habe ich dann gleich zweimal geheiratet", so Ziegler mit einem Schmunzeln, "nämlich meine Frau und die Saale-Zeitung". Denn von 1988 bis 1990 war er in Bad Brückenau Redakteur, im Jahr 1990 übernahm er dann die Redaktion in Münnerstadt, wo er bis 2000 tätig war. Danach übernahm er den Posten des Lokalchefs der Saale-Zeitung sowie den des stellvertretenden Chefredakteurs. Nachdem die Mediengruppe Oberfranken im Jahr 2010 die Zeitung übernommen hatte, war er der Leiter der Redaktionen der Saale-Zeitung. "Es war nicht immer einfach, aber es hat viele schöne Momente gegeben", fasste er die Eindrücke seiner Laufbahn zusammen.
"Ein Höhepunkt meiner beruflichen Karriere waren sicherlich die Tage zwischen dem Juni 1989 und dem 3. Oktober 1990", stellte Ziegler fest. Die Wiedervereinigung sei ein Ereignis von weltgeschichtlicher Tragweite gewesen, und es war faszinierend, mitzuerleben, wie der Eiserne Vorhang fiel. "Es waren schon sehr emotionale Momente, als sich die Flüchtlingswelle über Ungarn und Österreich ihren Weg in den Westen bahnte", erinnerte er sich zurück. Als Redakteur habe er mit diesen Menschen sprechen können und es war tief berührend zu hören, wie diese von der Perspektivlosigkeit in einem sich überlebten Regime in der DDR sprachen: "Da merkte man erst einmal, wie gut es uns hier im Westen eigentlich ging", so Ziegler.
In Feierlaune sei man nach der Grenzöffnung gewesen: "Die Schlange der Trabis reichte von Mellrichstadt bis nach Münnerstadt", schwelgte der Redaktionsleiter in Erinnerungen. Begrüßungsgeld wurde verteilt. Das Land war in einem regelrechten Rausch. "Diese Euphorie ist heute allerdings etwas verfolgen", stellte Ziegler fest. Leider sei die "Mauer in den Köpfen" immer noch oft da.


Eine andere Welt

Ganz genau konnte er sich an die Kreistagsfahrt im Jahr 1984 nach Berlin erinnern, wo es über die Grenze auch in den Osten ging: "Das war dort eine ganz andere Welt: es gab kaum Leuchtreklamen und in den Geschäften war auch nur wenig Ware ausgelegt". Was dort allerdings sehr gut funktionierte war die Überwachung. Wie in einem schlechten Agentenfilm seien sie von Stasi-Mitarbeitern auf Schritt und Tritt verfolgt worden - "wie im Wilden Westen", merkte Ziegler an.
An ein Ereignis, das damals die Gemüter erhitzte und spaltete, dachte der Redaktionsleiter in seinem Vortrag ebenfalls zurück: den Autobahnbau. "Hier hat es am Anfang sehr viel Widerstand gegeben, heute haben sich die Wogen geglättet". Die Planungen dazu seien nach 1990 los gegangen. Die B 19 war vollkommen überlastet, so dass hier dringend etwas gemacht werden musste. Doch keiner der politischen Amtsträger war anfangs bereit, das Wort "Autobahn" in den Mund zu nehmen. Lieber warf man Begriffe wie den "Ausbau B 19" in den Raum - kein Wunder, bedeutete doch die Baumaßnahme einen großen Eingriff in die Natur. Trotz vieler Demonstrationen im Vorfeld haben heute mit der Autobahn alle ihren Frieden gefunden. "Jedenfalls ist sie eine Autobahn der Rekorde: sie war mit 2,2 Milliarden Euro die teuerste je in Deutschland gebaute Autobahn", merkte Ziegler an.


Arbeit an der politischen Basis

Natürlich war für einen Journalisten auch die Arbeit an der politischen Basis sehr wichtig. Hier stellte er den Lokalpolitikern ein sehr positives Zeugnis aus: gerade die Bürgermeister verdienten viel Respekt, da sie bürgernah und kompetent seien. "Rund um die Uhr haben sie für Sorgen ein offenes Ohr, was ich immer wieder sehr beeindruckt miterlebt habe", sagte Ziegler.
Und natürlich wusste er noch über viele weitere Themen zu berichten, sei es der Bau der Kissalis-Therme, die WM 2006 und anderes. Auch den Redaktionsalltag stellte er kurz vor und beantwortete auch zahlreiche Fragen aus dem Publikum. "Es war ein wirklich interessanter und schöner Vortrag", freute sich der Leiter des Erzählcafés, Eugen Albert, am Ende und der Applaus aus dem Publikum gab ihm recht.
Das nächste Erzählcafé wird es am Donnerstag, 8. November geben. Um 14 Uhr spricht Dr. Alfred Dahinten über "Im Einsatz für die wohnortnahe Versorgung."


Spendenübergabe

Der Leiter des Erzählcafés, Eugen Albert, freute sich, eine Spende in Höhe von 250 Euro an die Leiterin des Betreuten Wohnens St. Michael, Carina Dietz, übergeben zu können. Hierüber zeigte sich auch Andrea Ziska, die Vorsitzende des Helfervereins des Juliusspitals sehr erfreut. Die Spende ist der Überschuss aus dem Erzählcafé und soll für Maßnahmen im Rahmen des betreuten Wohnens verwendet werden. "Sie werden für den guten Zweck verwendet", sagte Ziska. Mit einer Spende aus dem Vorjahr habe man unter anderem den Gymnastikraum mit einer Sprossenwand und einer Haltestange aufgepeppt.
 
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