Dass für die Oscar-Nacht der Hammelburger Stadtkapelle wahrlich eine Gäste-Liste wie in Hollywood von Nöten gewesen wäre, um die Besucherkapazitäten des Großen Saals der Bayerischen Musikakademie nicht zu überschreiten, damit hatten die Verantwortlichen nicht im Traum gerechnet.
Als sich nahezu zeitgleich zur 96. Oscar-Verleihung in Los Angeles auch in Hammelburg die Türen zum Auditorium öffneten und Besuchermassen aller Altersgruppen über den roten Teppich strömten, blieb nicht einmal mehr ein Stehplatz im Konzertsaal der Hammelburger Musiker frei.
Dirigent Christian Metz, der sich dem Anlass entsprechend im Frack präsentierte, hatte acht hochbewertete Soundtracks zu Kinofilmen von den 1960er Jahren bis zu aktuellen Kino-Kassenschlagern jenseits der Jahrtausendwende ausgewählt und mit seinen MusikerInnen gekonnt in Szene gesetzt. So tauchte das Publikum im Laufe des Abends ein in eine Welt voller Emotionen, die unterschiedlicher nicht sein konnten und durfte zum Höhepunkt des Abends als Jury über den Oscar für die beste Filmmusik selbst abstimmen.
Von Robin Hood bis Titanic und Encanto
Als erster heißer Anwärter auf die berühmte goldene Statue schoss „ Robin Hood – der König der Diebe“ mit einem mitreißenden, epischen Soundtrack seinen Pfeil ins Rennen. Mit grandioser Musik zum Jahrhundertfilm „Titanic“ und dem meist verkauften, ausschließlich orchestralen Filmscore zu einem Kino-Highlight nahm der Abend Fahrt auf. In das Land von 1001 Nacht beamte das sinfonische Orchester seine Gäste mit dem Song „A whole new world“, bevor allen Gefallenen des 2. Weltkrieges mit „Hymn to the Fallen“ aus dem Film „Der Soldat James Ryan“ zu ehrfurchtsvollen Klängen gedacht wurde. Mit den mitreißenden Ohrwurm-Songs zum Disneyfilm „Encanto“ verzauberten die Hammelburger Musiker nicht nur ihre jungen Zuhörer.
Die Fans von actiongeladenen Kinofilmen kamen mit dem brandheißen Soundtrack zu „Backdraft“ auf ihre Kosten, ehe die abwechslungsreiche Filmmusik zu „Mary Poppins“ in eine Welt voller Überraschungen und zauberhafter Abenteuer entführte. Nach den eindrucksvollen Klängen zu den „Hobbits“ aus „Der Herr der Ringe“ strebte das außergewöhnliche Konzert seinem Höhepunkt, der Wahl des Oscars für die beste Filmmusik des Abends, entgegen. Das Publikum fungierte als Jury und drückte durch Applaus aus, welcher Soundtrack am meisten begeistern konnte.
Klarer Sieger: „Encanto“
Nach Trommelwirbel und Öffnen des goldenen Gewinner-Umschlags ging als klarer Sieger im Rennen um die begehrte goldene Statue der Publikumsfavorit „Encanto“ mit 89 Dezibel starkem Beifall hervor.
Bevor zum krönenden Abschluss des Abends die Stadtkapelle den Oscar-Gewinner noch einmal zu Gehör brachte, erhielten zwei Akteure, die zum Gelingen des Abends entscheidend beigetragen haben, aus den Händen von Vorstand und Regisseur des Abends, Klaus Schäfer , ihre verdiente Auszeichnung. Dirigent Christian Metz, der erst seit eineinhalb Jahren die musikalische Leitung der Stadtkapelle inne hat und für Stückauswahl, Einstudierung und Konzertplakat verantwortlich zeichnete, bekam den „Oscar für das beste Dirigat“.
Kerstin Becker, welche im goldschimmernden Abendkleid eloquent durch den Abend führte und mit unterhaltsamen Geschichten aus Hollywood zu begeistern wusste, erhielt die goldene Statue für die beste Moderation. Ihr kam auch die Idee zum Motto der Oscar-Nacht, als sie bei der intensiven Vorbereitung ihrer Ansagen feststellte, dass nahezu alle ausgewählten Soundtracks oder die dazugehörigen Kinofilme bereits mit einem oder mehreren Oscars ausgezeichnet wurden.
Mehr Plat bei Sommer-Serenade im Garten
Als die letzten Töne verklungen waren und das Publikum sich mit Standing Ovation bedankte, waren sich Musiker und Gäste einig, dass dies ein „herausragendes Konzert“ (O-Ton Christian Metz) und zugleich unvergesslicher Abend war, was nicht nur an der abwechslungsreichen Stückauswahl, den gefühlvollen musikalischen Darbietungen, der wortgewandten Moderation, der glänzenden Abendgarderobe der Musiker, der Hollywood-reifen Dekoration sowie dem stimmungsvollen Ambiente lag. Der Abend zeigte vor allem, dass Sinfonische Blasmusik immer noch alle Altersgruppen anlocken und die Stadtkapelle als Verein mit frischen Ideen und gekonnter Umsetzung für sich begeistern kann.
Bei allen Gästen, die das Konzert aufgrund der begrenzten Saalkapazitäten leider nicht miterleben konnten, möchte sich die Stadtkapelle entschuldigen mit einem Platz in der ersten Reihe bei ihrer Sommer-Serenade am 25. Juli 2024, bei der es im großzügigen Garten des Musikerheims sicher zu keinen Besucherbeschränkungen kommen wird.