
„Pflege – Das Humanum zählt“ war das Thema des Tages der offenen Tür in der Berufsfachschule für Pflege im Beruflichen Fortbildungszentrum (bfz) Bad Kissingen . Knapp 20 Partnerbetriebe präsentierten ihre Leistungen und Möglichkeiten in Pflegeberufen. Höhepunkt des Tages war der Vortrag von Benediktinerpater und Bestseller-Autor Anselm Grün über Menschlichkeit und Wertschätzung im täglichen Leben und vor allem in der Pflege.
Heute wird alles nach ökonomischen Gesichtspunkten bewertet, bedauerte Pater Anselm Grün (79), der selbst 1977 bis 2013 als Cellerar für die wirtschaftliche Leitung der Abtei Münsterschwarzach mit ihren 20 Betrieben verantwortlich war. „Die Menschlichkeit bleibt auf der Strecke.“ Dabei machen christliche Werte das Leben wertvoller. „Wertschätzung führt zu Wertschöpfung.“ Nur jene Unternehmen, die gegenseitige Wertschätzung pflegen, sind auf Dauer lebensfähig.
Gerechte Behandlung ist wichtig
Vorgesetzte sollten Mitarbeitern Dankbarkeit zeigen für deren Leistung, mahnte der in langjähriger Tätigkeit als Führungskräftetrainer erfahrene Theologe, und nicht befürchten, gute Mitarbeiter könnten ihnen „über den Kopf wachsen“ und besser sein als sie selbst. Es sei wichtig, Mitarbeiter gerecht zu behandeln und niemanden vorzuziehen. „Doch Gerechtigkeit gilt nicht nur für andere, sondern auch für mich selbst. Ich muss mich auf den anderen einlassen, darf dabei aber selbst nicht zu kurz kommen.“
Dazu gehört nach Überzeugung des Paters auch ein gerechter Lohn. Auch feste Rituale wie Geburtstagsfeiern bringen Menschlichkeit ins Arbeitsleben. Firmen, die keine Rituale haben, lassen in der Leistung nach, denn ihren Mitarbeitern fehlt es an Motivation. „Die Gewissheit gegenseitiger Wertschätzung bringt Motivation und Freude in die Arbeit.“
Der Glaube an den Menschen
Hilfreich im Berufsleben – dies gilt vor allem in der Pflege – sei nicht zwingend der Glaube an Gott, betonte der Benediktiner ausdrücklich, sondern „der Glaube an den Menschen“. Selbst in einem alten verbitterten Menschen könne man das Gute noch hervorlocken. „Man muss nur auf ihn hören – nicht auf die Worte, sondern was er im Herzen damit meint.“ Wichtig ist deshalb, wie man miteinander spricht. „Die Sprache verrät uns.“ Sprache kann kalt sein, verletzen und enttäuschen. „Ein gutes Gespräch lebt von einer Sprache, die uns wärmt.“
„Wo keine Hoffnung ist, ist der Tod.“ Nicht ohne Grund heißt es, „die Hoffnung stirbt zuletzt“, erinnerte der 79-Jährige. In der Pflege gibt es Hoffnung auf die Lösung eines Problems, auf Besserung oder gar Heilung. „Doch Hoffnung ist kein Begriff aus der Betriebswirtschaft“, so Betriebswirt Anselm Grün , was man als Kritik am kommerzialisierten Krankenhausbetrieb verstehen kann.
Hoffnung gibt Sinn und Energie
„Dabei ist Hoffnung viel stärker als alle betriebswirtschaftlichen Theorien: Hoffnung gibt Sinn und Sinn gibt neue Energie. Hoffnung macht das Leben wertvoll.“ Niemand weiß, wie lange er lebt, aber die Lebenszeit sollte ein wertvolle Zeit voller Hoffnung sein. Daraus folgerte der Pater: „Unser Leben kommt nicht ohne christliche Werte aus.“
Schließlich mahnte Anselm Grün seine Zuhörer, jeder sei selbst für seine innere Haltung und deren Wirkung auf seine Mitmenschen verantwortlich. Den eigenen Ärger an anderen auszulassen sei „emotionale Umweltverschmutzung“.
In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Silke Schreiter-Taubenheim, Fachkoordinatorin PM Fach-/Brufsschulen, ging es um die Frage, ob Menschlichkeit und Wertschätzung im eigenen Unternehmen vollumfänglich umgesetzt werden.
Humanität täglich vorleben
„Selbstverständlich“, hätte Alexander Zugsbradl gern gesagt, wusste aber als Vorstand der Hescuro-Kliniken, dass es in einem Wirtschaftsunternehmen gewisse Grenzen finanzieller Möglichkeiten gibt. „Wir ermöglichen aber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Freiräume“. Die Unternehmensleitung gibt bestimmte Werte wie Freundlichkeit, Höflichkeit und respektvollen Umgang miteinander vor. „Wir müssen Humanität täglich vorleben.“
„Wir versuchen, menschlich zu handeln“, formulierte es Doris Küfner-Schönfelder von der Agentur für Arbeit (Schweinfurt) vorsichtig, „doch setzen uns die gesetzlichen Rahmenbedingungen bestimmte Grenzen.“ Die Agentur kann nicht jeden Wunsch erfüllen, aber ihren Kunden Mut machen und Hoffnung geben, „welche tollen Chancen es auf dem Arbeitsmarkt gibt“.
Wie die praktische Umsetzung funktioniert
Als Beauftragte für Chancengleichheit kann sie sich persönlich für Gerechtigkeit in der Gleichbehandlung von Männern und Frauen und für gleiche Löhne einsetzen. Zur praktischen Umsetzbarkeit von Menschlichkeit im Tagesbetrieb meinte sie: „Wenn man etwas vorlebt, findet man auch Nachahmer.“ Doch man braucht auch Freiräume, „um sich wieder auf die wichtigen Werte besinnen zu können.“
„ Menschlichkeit ist vermittelbar“, ist Pater Anselm überzeugt. Das muss schon in der richtigen Erziehung in Elternhaus und Schule beginnen. Später sei der tägliche Umgang miteinander, die gegenseitige Achtung wichtig: „Wie sprechen wir miteinander?“ Im Berufsleben sei gegenseitiges Vertrauen und Zutrauen wichtig. „Mitarbeiter sind das Kapital eines Unternehmens.“
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