Pater Anselm Grün ist Mönch der Benediktinerabtei Münsterschwarzach. Bekannt wurde er als Autor spiritueller Bücher. Nach Bad Kissingen kommt er am Sonntag, 14. Mai. Er wird im Rahmen des Heiligenfeld Kongress „Leben lieben“ einen Vortrag zum Thema „Das Leben lernen im Gegenwind unserer Zeit“ halten.
Wir haben mit ihm darüber gesprochen, was er unter Leben versteht, welche Hindernisse zu wahrer Lebensfreude oft im Weg stehen und welche praktischen Ratschläge er für ein gelingendes Leben hat. Pater Anselm Grün ist überzeugt: „Jeder möchte gerne leben, aber viele Menschen existieren nur.“ Mit seinem Vortrag möchte er Menschen Mut machen und Hoffnung geben: „Dass sie neue Lust am Leben bekommen.“
Verbindung mit sich selbst
Nur wer sich selbst spüre, in Verbindung mit sich und der Natur sei, der sei wahrhaft lebendig – körperlich, seelisch und geistig. Anselm Grün versteht unter Lebendigkeit Offenheit für das Leben als großes Geheimnis. „Jeder hat eine Sehnsucht nach etwas, das größer ist als er selbst, nach etwas, das dem Leben Sinn gibt.“ Diese Sehnsucht haben seiner Erfahrung alle Menschen, ob religiös oder nicht.
Dem Leben Sinn geben
„Es liegt in meiner Verantwortung, welchen Sinn ich meinem Leben gebe.“ Folgende Beispiele nennt Grün: sich für andere Menschen öffnen, das Leben mit anderen teilen. Meine mir geschenkten Gaben verwirklichen. Schöpferisch sein. „Es ist unsere Verantwortung, lebendig zu leben.“
Das sei auch möglich, wenn man durch Krankheiten eingeschränkt sei. „Auch hier ist es wichtig, welchen Sinn gebe ich meiner Krankheit. Bleibe ich im Jammern und im Opfer?“ Hilfreich sei die Frage: „Welche Lebensspur möchte ich in diese Welt eingraben?“
Wenn die Lebendigkeit blockiert ist
Die eigene Lebendigkeit sei oft blockiert, diese Hindernisse gelte es zu erkennen. „Erkennen und annehmen“, beschreibt es Grün. „Lebendigkeit wird häufig durch Ängste, Zwanghaftigkeiten aber auch Gleichgültigkeit blockiert. Ja sagen zu dem, was gerade ist, sich aber nicht von Ängsten lähmen lassen, sondern kreativ reagieren.“
Angesicht von Krisen im Großen wie im Kleinen, Kriegen und Ereignissen wie der Pandemie falle es oft nicht leicht unbefangen zu leben. Grün rät, die Augen vor den Ängsten nicht zu verschließen. „Ängste sind eine Einladung, das Leben bewusst zu leben.“ Letztlich sei auch die Angst vor dem Tod eine Einladung, bewusst zu leben.
Die Weisheit der Seele
Trotz aller Not in der Welt, wünscht Pater Anselm Grün den Menschen, dass sie sich geborgen und getragen fühlen. Für religiöse Menschen sei es häufig Gottes Hand, in der sie sich beheimatet fühlen. Doch auch wer nicht gläubig sei, habe ein Vertrauen und die Weisheit der Seele, eine Ahnung, dass da noch mehr ist, das Geborgenheit und Halt gebe.
Nicht perfekt sein müssen
Termine, Besprechungen, eigene und fremde Erwartungen, die Anforderungen im beruflichen wie privaten Alltag sind für viele Menschen enorm. Auch Pater Anselm Grün ist ein viel gefragter Autor, Referent und Rathgeber. Bewusst wähle er aus, welche Themen und Termine er annehme. „Dann bin ich ganz da und präsent, ohne perfekt sein zu wollen.“ Dieses nicht perfekt sein müssen, erleichtere ihn ungemein, dann könne er unverstellt und authentisch dem Gegenüber begegnen.
„Rituale müsse nicht fromm sein“
Um sich von Terminen und Verpflichtungen nicht hetzen zu lassen, empfiehlt er einen Tagesrhythmus und Rituale. „Rituale müssen nicht fromm sein. Es ist wichtig, dass es mir guttut und Halt gibt.“ Das könne ein Waldspaziergang sein oder der bewusste Beginn des Tages: „Ich kann am Morgen aufstehen und an die Termine des Tages denken oder ich kann den Tag begrüßen, das Fenster öffnen und die Luft einatmen und um den Segen Gottes für den Tag bitten. Dann werde ich anders in den Tag hineingehen.“
Es seien die eigenen inneren Bilder, die wirksam seien: „Habe ich das Bild des gesegneten Tages oder das Bild des Tages mit der bangen Frage, was kommt auf mich zu?“
Es sei sinnvoll, sich Zeiten zu nehmen, um zu leben, statt gelebt zu werden. „Wir brauchen diese Zeiten. Für Christen kann es die Gebetszeit sein.“
Der Erfolg war nicht geplant.
Anselm Grün habe seinen Erfolg geplant. „Es ist geschehen. Ich habe auf Anfragen reagiert und versucht auf die Fragen der Menschen Antworten zu geben. Ich möchte den Menschen Mut machen und aufzeigen, welches Geschenk das Leben ist.“ Wichtig sei ihm, bei allen Fragen und Begegnungen zuzuhören und nicht zu bewerten.
Mit seinen 78 Jahren habe er noch immer einen ausgefüllten Terminkalender. Er verrät uns, was ihn fit hält: „Ich mache keine Fitness. Ich lese und habe viel Anregung, wenn ich schreibe. Vorträge und Kurse halten wach.“ Überhaupt sei die Begegnung mit anderen Menschen für ihn eine Art Jungbrunnen. „Begegnungen geben Energie, besonders dann, wenn ich nicht besonders gut sein will, wenn ich mich darauf einlasse.“
Für den Vortag in Bad Kissingen hofft Anselm Grün , dass sich die Menschen angesprochen fühlen und in seinen Gedanken wiederfinden. „Ich hoffe, dass die Leute Hoffnung und Zuversicht finden, auch in diesen schwierigen Zeiten.“
Weitere Informationen: kongress-heiligenfeld.de
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Ja, was nun? Können Sie sich bitte entscheiden?
Das Marketing ist jedenfalls perfekt. Von der Medienpräsenz bis zum Mönchsrauschebart.
Warum die Allgemeinplätze, die regalmeterweise in den Abteilungen für Selbsthilfe-Literatur stehen, soviel Aufmerksamkeit finden, ist mir rätselhaft.
Interessant ist (für mein Gefühl) nicht nicht das, was der Mönch schreibt und sagt. Interessant ist das, worüber er schweigt: Schändlicher (und krimineller) Missbrauch von Macht und Schutzbefohlenen (Kindern), Vertuschung und Scheinheiligkeit in der Institution, die er im Mönchsgewand repräsentiert.