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Angst vor dem „Genickschuss“
Die Innenstadt beleben: Das ist erklärtes Ziel von Heiko Grom (rechts, im Kundengespräch), dem Vorsitzenden von Pro Bad Kissingen.
Foto: Isolde Krapf | Die Innenstadt beleben: Das ist erklärtes Ziel von Heiko Grom (rechts, im Kundengespräch), dem Vorsitzenden von Pro Bad Kissingen.
Das Gespräch führte ISOLDE KRAPF
 |  aktualisiert: 30.09.2012 12:04 Uhr

Heiko Grom ist seit Juni 2007 Vorsitzender der Werbegemeinschaft Pro Bad Kissingen. 1997 übernahm er von seinem Vater das Modehaus Grom in der Unteren Marktstraße. Heinrich Grom hatte das Geschäft 1939 in Bad Kissingen eröffnet.

Frage: Pro Bad Kissingen wirkt viel aktiver und zielstrebiger als früher. Liegt es daran, dass sich Personen verjüngt haben oder wurden Ziele neu definiert?

Heiko Grom: An Personen liegt es immer, wie man sich präsentiert. Unser Ziel ist das selbe geblieben: Wir können nur die Infrastruktur bieten und dafür sorgen, dass Leute in die Stadt kommen. Jeder Einzelne muss dann etwas daraus machen. Aber es stimmt, insgesamt stehen wir gut da. Im Vergleich zu anderen müssen wir uns nicht verstecken.

Was kann man denn als Werbegemeinschaft eigentlich bewegen? Hat man da überhaupt finanziellen Spielraum?

Grom: Was man sich vornimmt, ist freilich auch eine Frage des Budgets, das bei uns nicht sehr groß ist, denn unser Mitgliedsbeitrag ist seit langem konstant geblieben. Aber für unser Gutschein-System, das wir im Oktober 2010 initiierten, holten wir uns zum Beispiel Sponsoren mit ins Boot und konnten ein bisschen etwas bewegen. 100 Geschäfte, Gastronome und Dienstleister machen da inzwischen mit. Es wird super angenommen. Alles in allem wurden damit inzwischen weit mehr als 100 000 Euro Umsatz gemacht.

Ziehen innerhalb der Werbegemeinschaft immer alle an einem Strang?

Grom: Eigentlich schon. Wir haben inzwischen 96 Mitglieder, da bleiben Diskussionen nicht aus. Früher waren es übrigens um die 120 Mitglieder, die Abnahme ist der Fluktuation im Handel geschuldet.

Wohin geht die Reise in einer Zeit des Wandels, sowohl im Angebot als auch in der Nachfrage?

Grom: Handel ist immer auch Wandel. Aber im Angebot der Innenstadt-Geschäfte hat sich, im Gegensatz zu früher, ja schon viel verändert. Was die Demografie angeht, sind wir hier schon zehn Jahre weiter als andere Städte. Aber dass die Kurstadt eine überwiegend ältere Klientel hat, kann sogar ein Vorteil sein, solange die Jungen auch hier bleiben. Schließlich haben wir hier noch nie die 16-jährigen Teenies bedient. Und wer heutzutage als „älter“ gilt, ist sowieso jünger und spritziger angezogen, so dass man das typische Senioren-Sortiment gar nicht mehr vorhalten muss.

Es gibt zahlreiche neue Geschäfte hier. Ist das für so manchen Geschäftsmann Konkurrenz oder erleben das alle als Wiederbelebung der Innenstadt?

Grom: Konkurrenzdenken gibt es sicher hie und da. Aber eine gewisse Fluktuation muss man hinnehmen. Die Geschäfte auf der grünen Wiese sind unsere Konkurrenz oder auch die nächste Einkaufsstadt. Aber hier in der Innenstadt herrscht Waffengleichheit, was zum Beispiel Parkgebühren betrifft. So lange die Leute hierher in die Stadt zum Einkaufen kommen, haben wir gewonnen.

Macht Ihnen der Ausbau der Fußgängerzone jetzt schon Sorgen?

Grom: Da macht man sich schon Sorgen, wenn man hört, dass die Arbeiten zwei Jahre dauern. Denn zehn Prozent der Kunden wollen vielleicht nicht durch Baustellen und Matsch laufen. Zehn Prozent Umsatzminus kann aber für den ein oder andern der Genickschuss sein. Das macht schon ein bisschen nervös. Aber die Stadt will ja einen Fachmann einschalten, der zwischen der Baubehörde und dem Handel vermitteln und zeigen soll, wie man die Dinge bei der Sanierung anpackt.

Wie ist Ihre Utopie für die nächsten 50 Jahre? Werden dann alle in einem anonymen „Supermarkt Bad Kissingen“ einkaufen oder sucht der Kunde dann wieder verstärkt in Fachgeschäften nach Qualität und eingehender Beratung?

Grom: Zu weit will ich mich da nicht vorwagen. Sicher werden die Filialisten zunehmen und auch das Internet-Geschäft wird mehr an Bedeutung gewinnen. Und es wird weiter Kunden geben, die aus persönlichen Gründen billig einkaufen müssen. Aber es werden auch die nicht aussterben, die Qualität und eine gute Beratung wollen.

Was möchten Sie als Vorsitzender von Pro Bad Kissingen unbedingt noch durchsetzen?

Grom: Zehn bis 20 Prozent der Kissinger Geschäftswelt sind nicht bei Pro Bad Kissingen engagiert. Da denke ich auch an die Filialisten, die nicht zu uns kommen, weil sie von Haus aus eigene Werbestrategien fahren. Die möchte ich gern noch zum Beitritt bewegen.

 
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