Vollstreckerin. Vorbereiterin. Taktgeberin. Anabel Keul hat in ihrer Premieren-Saison in der U17-Bundesliga für den 1. FC Nürnberg das offensive Komplett-Programm auf Top-Niveau gezeigt. Die Tore und Vorlagen der 16-Jährigen sind mit ein Grund, warum ihr Team als Aufsteiger nach elf von 18 Spielen einen bockstarken zweiten Platz in der Süd-Gruppe belegt. Besser ist nur der Nachwuchs von Eintracht Frankfurt , der die Tabelle mit zwei Punkten anführt und das Hinrunden-Spiel gegen die Mittelfranken knapp mit 1:0 gewann.
In der Tabelle vor dem FC Bayern München
Es war nur eine von zwei Niederlagen für die Club-Mädels, die mit 23 Punkten aus elf Spielen vor dem drittplatzierten FC Bayern München stehen. „Das ist eine sehr ausgeglichene und daher auch sehr attraktive Liga, in der tatsächlich jeder jeden schlagen kann“, weiß Christian Keul , der bei den Heimspielen seiner Tochter fast immer vor Ort und auch auswärts gelegentlich dabei ist.
Der ehemalige Eishockeyspieler der Kissinger Wölfe bedauert allerdings, dass sich im Schnitt nur um die 100 Zuschauerinnen und Zuschauer blicken lassen bei den Spielen auf dem Sportgelände der Berthold-Brecht-Schule, der Eliteschule des Sports, die Anabel Keul in der 11. Klasse besucht und in einem Mädchen-Wohnheim mitten in der Stadt lebt. Im Jahr 2024 soll die schulische Laufbahn mit dem Abitur enden.
Auch schulisch der richtige Schritt
„Für unsere Tochter war das der richtige Schritt. Das sind Top-Voraussetzungen, um Sport und Schule zu verbinden. Außerdem ist eine Reihe von Team-Kolleginnen ebenfalls auf dieser Schule“, sagt Christian Keul . Bekanntester ehemaliger Schüler dieser offenen Ganztagsschule ist wohl Ilkay Gündogan . Der deutsche Nationalspieler in Diensten von Manchester City hatte für den 1. FCN von 2009 bis 2011 in 46 Spielen sechs Tore erzielt, ehe der Wechsel zu Borussia Dortmund anstand.
Klar, dass auch die Albertshausenerin für den 1. FC Nürnberg auf Profi-Niveau spielen will. Und der Sprung ins Zweitliga-Team der Frauen ist allemal möglich. Anfang Juli durfte Anabel Keul , die im Februar 17 Jahre alt wird, bereits in der ersten Mannschaft in einem Freundschaftsspiel ran, erzielte beim 16:0-Sieg in Ilmenau vier Tore. Zur Belohnung durfte die Gymnasiastin die komplette Vorbereitung beim aktuell Tabellen-5. der 2. Bundesliga mitmachen, um im August wieder zu den U17-Juniorinnen zu stoßen. Parallel gab es bereits Einsätze im U23-Team des fränkischen Traditionsvereins, der am 19. November den Frauen- und Mädchenfußball in den Gesamtverein integriert hat.
Ein großes Lob von der Trainerin
„Anabel ist ein besonderer Spielertyp. Sie ist unfassbar schnell und kommt so in Situationen, in die andere Spielerinnen erst gar nicht kommen. Und sie hat neben einem guten Timing den Willen, sich stetig weiterzuentwickeln“, sagt Isabel Bauer. Die U17-Trainerin betont das Ziel, „dass wir möglichst viele Spielerinnen in unser Zweitliga-Team bringen. Daher gibt es eben eine große Durchlässigkeit von den Juniorinnen zu den Frauen, damit sich die Mädels an Niveau und Geschwindigkeit gewöhnen können.“
Ein Hattrick zum Saisonstart
Zum Saisonstart gegen Crailsheim erzielte Anabel Keul gleich einmal einen lupenreinen Hattrick zum 4:0-Erfolg. Beim 1:0-Sieg über die TSG Hoffenheim gelang ihr das goldene Tor. „Nachdem ich in der vergangenen Saison mit 21 Toren schon Torschützenkönigin in der Bayernliga war, möchte ich meinen Titel zumindest teamintern verteidigen“, sagt die 16-Jährige, mit aktuell fünf Treffern die beste ihres Teams. Und dennoch sieht die flexible Offensivspielerin, die in dieser Runde alle Spiele über die komplette Zeit absolvierte, noch Luft nach oben. „Vor allem bei den Großchancen muss ich vor dem Tor cooler sein.“ Aktuell genießt Anabel Keul die Schulferien im Kreis der Familie, muss allerdings dreimal in der Woche „Hausaufgaben“ in Form von 40-Minuten-Läufen machen, die über die Albertshausener Flur gehen.
Mit einem Top-3-Platz nach Saisonende wäre man sicher mehr als zufrieden rund um den Valznerweiher, „aber wir haben alles in der eigenen Hand. Und der Druck liegt sicher mehr bei der Frankfurter Eintracht “, schlägt Anabel Keul forsche Töne an. Der Sieger der Süd-Gruppe bekommt die Gelegenheit, mit den Siegern der Gruppen Nord/ Nordost und West/Südwest den gesamtdeutschen Meister auszuspielen.
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