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Bad Brückenau
Bad Brückenau: An der Sinntalklinik lauert das nächste Brückenproblem
Das Büro Federlein präsentiert dem Stadtrat die aus seiner Sicht am meisten sanierungsbedürftigen Bauwerke. Eines sticht besonders heraus. Bei einem anderen gibt es vorläufig Entspannung.
Brücken Bad Brückenau: neue Problemfälle       -  Die Brücke über die Sinn an der Sinntalklinik (im Hintergrund) könnte der nächste teure Problemfall für die Stadt Bad Brückenau werden. Die Überführung am Altenbrückenweg müsste relativ bald saniert werden.
Foto: Steffen Standke | Die Brücke über die Sinn an der Sinntalklinik (im Hintergrund) könnte der nächste teure Problemfall für die Stadt Bad Brückenau werden. Die Überführung am Altenbrückenweg müsste relativ bald saniert werden.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 14.12.2024 02:33 Uhr

Dieses Engagement ist erwähnenswert: Um den Zustand der Bad Brückenauer Brücken genau bewerten zu können, wagte Olaf Schmidt sich in die kalte Sinn und deren Nebenarme - in Gummistiefeln. Was der Experte der IB-Federlein Ingenieurgesellschaft aus Salz (Rhön-Grabfeld) herausfand, könnte die Stadt bald viel Geld kosten.

Wie berichtet, hatte die Landesgewerbeanstalt (LGA) vor rund zwei Jahren eine Brückenprüfung durchgeführt. Das Ergebnis: Bei elf der 38 Bauwerke reicht der Zustand gerade noch aus, bei vier nicht mehr.

Büro Federlein legt Dringlichkeit fest

Aus dem Prüfbericht abzuleiten, welche Brücke besser kurzfristig saniert werden muss und welche warten kann, ist nicht so einfach - auch wenn die Zustandsnoten eine Richtung vorgeben. Deswegen zog die städtische Bauverwaltung das Büro Federlein zu Rate. Dieses ordnete die Ergebnisse des Berichts ein und erstelle eine Prioritätenliste mit Sanierungsmaßnahmen. Diese präsentierte Schmidt im Beisein seines Chefs Stefan Federlein im Stadtrat.

Was auffiel: Unter den vier im Prüfbericht am schlechtesten benoteten Brücken fehlte in Schmidts Liste eine, und zwar die über die Sinn bei Wernarz (3,4). An dieser Überführung wurden kürzlich zusätzliche Stahlträger eingezogen, um den provisorischen Überbau aus Holz zu halten. Die Bohlen drumherum sind verfault und nicht mehr tragfähig.

Brücken Bad Brückenau: neue Problemfälle       -  An der Brücke Wernarz-Hohl wurden zusätzliche Stahlträger eingezogen, um den darüber befindlichen provisorischen Holzsteg für Fußgänger und Radfahrer zu halten.
Foto: Steffen Standke | An der Brücke Wernarz-Hohl wurden zusätzliche Stahlträger eingezogen, um den darüber befindlichen provisorischen Holzsteg für Fußgänger und Radfahrer zu halten.

Stefan Federlein nennt diese Sanierung "eine temporäre Geschichte". Damit habe man wohl die nächsten zehn Jahre Ruhe.

Natürlich bleibt die Wernarzer Brücke ein Provisorium. Wie bisher können nur Fußgänger und Radfahrer den vor Jahren installierten schmalen Holzsteg auf der eigentlichen Überführung passieren, motorisierte Fahrzeuge nicht.

Zwei Überführungen kommen auf Prioritätenliste dazu

Die im LGA-Bericht ebenfalls als nicht ausreichend eingestufte Mühlbachbrücke, die zum fußläufigen Zugang zum Pflegeheim Schloss Römershag gehört (Note 3,4), und die Sinnbrücke am Altenbrückenweg nahe der Sinntalklinik im Staatsbad (2,9) stehen auch auf Schmidts Prioritätenliste ganz oben. Dazugekommen sind nach Abstimmung mit dem städtischen Bauexperten und Bauhofleiter Michael Krug die Sinnbrücke in Römershag und die Mühlgrabenbrücke am Gänsrain.

Die Brücke über den Röthbach an der Düsseldorfer Straße (3,3) fehlt ganz. Laut Krug handelt es sich dabei um die Überführung des Bahnradweges, nicht die Straßenquerung. Da noch nicht klar sei, was mit dem alten Bahnhofsgelände werde und die Brücke für die Belastung mit Fußgängern und Radfahrern ausreiche, habe man sie von der Prioritätenliste vorerst gestrichen.

Im Stadtrat rückte die Sinnbrücke zwischen Sinntalklinik und Betty-Ford-Klinik besonders in den Fokus. Am meisten nutzen sie Spaziergänger; Fahrzeuge bis zu zwölf Tonnen Gewicht dürfen sie auch überfahren. Bei ihr scheint der Sanierungsaufwand am größten.

Schäden durch mangelhafte Entwässerung

Laut Olaf Schmidt resultieren die meisten Probleme dieser laut Unterlagen im Jahr 1972 errichteten Sinnbrücke aus ihrer mangelhaften Entwässerung. Die läuft mitten durchs Bauwerk aus Stahlbeton; das Wasser entweicht unterhalb der Brückenträger seitlich.

Die Schäden sind typisch für die vor allem im Winter bei Frost und Tauwetter folgenreiche Durchfeuchtung: Abplatzungen am Beton, Korrosion an der dadurch zutage tretenden Stahlbewehrung. Auch das Holzgeländer ist marode und muss ersetzt werden.

Noch Genaueres könnte der Experte sagen, wenn sich bei der Stadt detailliertere Planungsunterlagen zu den  Brückenauer Brücken finden würden. Dennoch hat er Kostenberechnungen für die Sanierung jedes Bauwerks auf der Liste angestellt.

370.000 Euro für Sanierung der Brücke an Sinntalklinik

Die Sinnbrücke am Altenbrückenweg wäre alles andere als erschwinglich: 370.000 Euro reine Baukosten für eine Sanierung. Darin eingeschlossen wären die Instandsetzung des Betonüberbaus, das Ausbessern der Fahrbahn sowie die Erneuerung der Brückenkappen samt des Geländers darauf.

Auch unter der Brücke über die Sinn hinterm Aldi, die auf die Rotkreuzstraße führt, finden sich wegen Durchfeuchtung Betonabplatzungen und Korrosion. Neben der Stahlbetonsanierung müssten auch dort Belag und Geländer gemacht werden. Reine Baukosten: 150.000 Euro. Die Brücke ist nur für Fußgänger und Radfahrer zugelassen.

Fronczek: Mühlgrabenbrücke Römershag unterfüllen?

Nicht ganz so teuer, aber noch mit einem erklecklichen Sümmchen verbunden wäre die Sanierung der Mühlgrabenbrücke am Schloss Römershag. Dort müsste das Naturstein-Mauerwerk des Überbaus und der Fahrbahnbelag instandgesetzt werden. Das Geländer muss komplett ersetzt werden.

Die errechneten 102.000 Euro Baukosten erscheinen unverhältnismäßig. Die Brücke wird nur sporadisch von Fußgängern und kaum mehr von Fahrzeugen genutzt. SPD-Stadtrat David Fronczek wies genau darauf hin und fragte, ob man die marode Brücke nicht einfach unterfüllen könne. Wasser würde dort wohl eh nicht mehr durchfließen.

Schmidt war sich da nicht so sicher. Gegenüber dieser Redaktion ergänzte er, dass da sicher auch der Denkmalschutz berücksichtigt werden müsse.

Mauerwerk an Gänsrain-Brücke verschoben

Die Rundbogenbrücke am Gänsrain ist eine mehr als 100 Jahre alte Naturstein-Querung des Mühlgrabens. Der Aufwand für deren Wiederherstellung wäre mit 52.000 Euro vergleichsweise gering. Für das Geld könnten das durch Befahrung verschobene Mauerwerk und die ausgewaschenen Fugen des Oberbaus instandgesetzt werden.

Nicht zuletzt haben Schmidt & Co. auch die über die Sinn führende Zufahrt von der B286 zur Eduard-Geyer-Straße begutachtet. Ihr Befund: Dort muss vor allem der Rostschutz erneuert werden, inklusive Abdichtung der Fugen im Straßenbelag. Kosten: 40.000 Euro.

Zusätzliche Planungskosten von 20 bis 25 Prozent

Alles in allem kämen auf die Stadt reine Baukosten von 714.000 Euro zu, möchte sie allein die Prioritätenliste abarbeiten. Es dürfte noch teurer werden. Denn auf Nachfrage von Heribert Übelacker (CSU) antwortet der Experte, dass zusätzlich Planungskosten von 20 bis 25 Prozent der genannten Summe anfallen würden.

Auch wollte der CSU-Stadtrat wissen, ab wann man spätestens an die Brücken ran müsste. In der Präsentation stand unter "kurzfristig" eine Beseitigung der Schäden innerhalb von drei Jahren. Zwei seien seit der Brückenprüfung vergangen, so Übelacker.

Olaf Schmidt legte sich da nicht konkret fest, empfahl aber, die Sinnbrücke am Altenbrückenweg  vordringlich anzugehen. "Dort liegt die Bewehrung wirklich frei." Er gab einen generellen Rat: die Brücken von Bewuchs freihalten, Wurzeln würden dort hineinwachsen und die Bauwerke zerstören.

Marberg: Verwaltung erstellt Fahrplan für Brückensanierung

Kurz wurde über die Überführung am Altenbrückenweg und ihre Tonnagebeschränkung diskutiert. Jürgen Pfister (PWG) merkte an, dass dort auch landwirtschaftliche Großgeräte drüberfahren, die Belastung hoch sei. Das Modell Wernarzer Brücke, die wegen Baufälligkeit für Autos gesperrt ist, wäre nahe der Sinntalklinik aber wohl keine Option, auch, weil dies eine gute Zufahrt für die Feuerwehr im Rettungsfall darstellt.

Bürgermeister Jan Marberg zufolge wird die Bauverwaltung "einen Fahrplan erarbeiten, wie wir aus der prekären Situation bei den Brücken herauskommen", dies mit Blick auf den angespannten städtischen Haushalt.

 
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