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Hammelburg
Hammelburg: An diesen Stellen dürfen Solarparks entstehen
Die Stadt Hammelburg stellt drei weitere Freiflächen für Photovoltaik bereit. Sie erfüllen spezielle Kriterien. Für eine bei Morlesau gibt es Interessenten. Das Projekt weist eine Besonderheit auf.
Photovoltaik-Anlagen auf Feldern       -  Bei Morlesau könnte der nächste Solarpark auf Hammelburger Stadtgebiet entstehen. Mit MaxSolar stellte sich ein Projektpartner im Stadtrat vor.
Foto: ALEXSTUDIO | Bei Morlesau könnte der nächste Solarpark auf Hammelburger Stadtgebiet entstehen. Mit MaxSolar stellte sich ein Projektpartner im Stadtrat vor.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 20.11.2024 02:45 Uhr

In der Photovoltaik-Branche herrscht Goldgräberstimmung. Die Stadt Hammelburg will dem Interesse gerecht werden, aber nicht um jeden Preis. Klimaschutzmanager Philipp Spitzner hat deshalb für Solarparks geeignete verträgliche Freiflächen im Hammelburger Stadtgebiet gesucht. Das Ergebnis wurde im Stadtrat präsentiert; für eine stellten sich in der Sitzung Investoren vor. Ohne die Bürger soll es aber nicht gehen.

An drei verschiedenen Stellen ist das Klimaschutzmanagement fündig geworden. Westlich der Staatsstraße 2790 (früher B27), zwischen Hammelburg und Untererthal , könnte der Bürgersolarpark Seeberg entstehen. Mit 10,3 Hektar würde er die größte Fläche aufweisen. Gleich nebenan stehen bereits einige Photovoltaik-Module. 

Der Solarpark Frönäcker oberhalb von Morlesau wäre mit 9,9 Hektar unwesentlich kleiner. Er läge nördlich in Richtung Waizenbach. Mit 6,4 Hektar wäre der Bürgersolarpark Mühlberg der kleinste. Er könnte auf Pfaffenhausener Gemarkung, nahe dem Lager Hammelburg entstehen.

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Alle diese drei Projekte entsprechen einem im November 2022 aufgestellten Kriterienkatalog. Demnach sollen keine Flächen mit hohem landwirtschaftlichen Ertragspotenzial herangezogen werden. Die Bodengüte sollte möglich nicht mit einer höheren Acker- oder Grünlandzahl als 45 bewertet sein. Liege das Ertragspotenzial doch höher, müssten ausgleichende Maßnahmen ergriffen werden.

Nur schlechte Böden und Geld bleibt in der Region

Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, müsse die regionale Wertschöpfung eine zentrale Rolle spielen. Beteiligte Bürger müssten also möglich viel Ertrag daraus ziehen können. Schließlich müsse noch der Natur- und Artenschutz berücksichtigt werden. Und natürlich sollen die Solaranlagen nicht weithin sichtbar sein beziehungsweise das Landschaftsbild stören.

Laut Sitzungsvorlage wurden bei der Auswahl der Flächen nur Böden mit schlechter Qualität näher betrachtet. Dann prüfte die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt sie unverbindlich.

Eigentümer aus den drei ausgewählten Potenzialgebieten wurden im Februar 2024 zu einer Versammlung geladen. Für zwei Gebiete wurden mit ihnen in Zusammenarbeit mit der Bürgerenergiegenossenschaft im Landkreis Bad Kissingen (BEG) Reservierungsvereinbarungen geschlossen.

MaxSolar als Projektpartner

Beim Solarpark Frönäcker bei Morlesau scheint die Entwicklung schon recht weit zu sein. Zumindest existiert mit MaxSolar aus Traunstein ein Projektpartner, der dort Module aufstellen lassen möchte. Auch hat die Firma mit nach eigenen Angaben 300 Mitarbeitern Pachtverträge mit Eigentümern vor Ort abgeschlossen. Im Stadtrat stellten sich Christian Preuß als Abteilungsleiter Projektentwicklung und seine Mitarbeiterin Fiona Bartels vor.

Beide schilderten die Felder nördlich von Morlesau als idealen Standort. Die drei infrage kommenden Flurstücke lägen zwar im Naturpark Rhön, trügen aber keinen besonderen Schutzstatus, so Bartels. Biotope gäbe es auf dem Gelände keine. Die Böden dort seien nicht sehr wertig.

3666 Haushalte mit Strom versorgen

Mit den insgesamt 19.305 aufzustellenden Modulen ließen sich 3666 Haushalte mit Strom versorgen; produziert würden 12,8 Gigawattstunden pro Jahr. Baustart könnte im ersten Quartal 2026 sein; die Bauzeit für den Solarpark bezifferte Bartels mit sechs Monaten. 90 Prozent der Gewerbesteuer blieben bei der Kommune.

Sie warb im Stadtrat auch mit "minimaler Bodenversiegelung". Die Pfosten für die Module würden in die Erde gerammt; lediglich Stromhäuschen benötigten ein Fundament. Angestrebt sei ein Anschluss ans Umspannwerk Fuchsstadt; unter Umständen könne man sich für die Leitung dorthin mit einem Projekt bei Wartmannsroth zusammentun.

Solarpark als Naturparadies

Die Frau von MaxSolar schilderte den Solarpark als Naturparadies. Dort könnten Magerrasen und wildblumenwiesen entstehen, die wiederum Rückzugsraum für bedrohte Pflanzen- und Insektenarten seien. Es werde lediglich ein- bis zweimal im Jahr gemäht; Pflanzenschutz- und Düngemittel würden nicht eingesetzt. 

Wie gesagt: Ein Kriterium für die Auswahl der Freiflächen war, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt. Zu diesem Thema sprach Thomas Weißenfeld, Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft aus Bad Brückenau, vor.

Energiegenossenschaft kauft Anlage von Projektierer

Ihm zufolge würde MaxSolar die PV-Anlage bauen. Die BEG würde sie dann dem Projektierer abkaufen und selbst beziehungsweise über eine Tochtergesellschaft mindestens 20 Jahre betreiben. Bürger könnten sich beteiligen, indem sie der Genossenschaft betreten und Anteile erwerben. "Die Einwohner des Ortsteils bekommen den Zeichnungsvorrang vor denen der Kommune; erst dann kämen Bewohner des restlichen Landkreises zum Zuge", so Weißenfeld. 

Laut Weißenfeld sollen dieser Eigenanteil der Genossen und sogenannte Nachrangdarlehen mit überschaubarer Laufzeit den Kauf der Anlage zu 20 Prozent begleichen; die restlichen 80 Prozent würde eine Bank fremdfinanzieren. Die regionale VR-Bank sei sehr interessiert an derlei Projekten.

Sechs Prozent Rendite

Reimar Glückler fragte konkret nach der für die Genossenschaftsmitglieder abfallenden Rendite. Weißenfeld nannte für die Morlesauer Anlage sechs Prozent; genau wisse man das aber noch nicht. Das hänge vom Ertrag aus der Einspeisung ins Stromnetz, den Baukosten der Anlage  und den Fremdkapitalzinsen ab. Eine wesentliche Rolle spiele auch der Anschluss nach Fuchsstadt, ob man sich die Kosten für die 15 Kilometer Länge (von Morlesau aus) mit weiteren Anlagen teilen könne. 

Nächster Schritt für den Solarpark Frönäcker ist nun, dass der Antrag auf Aufstellungsbeschluss durch MaxSolar behandelt wird. Dies ist Voraussetzung für eine verbindliche Netzanschlussprüfung durch Bayernwerk Netz. Weitere Infos könnte es bei der Bürgerversammlung am 15. Oktober, ab 19 Uhr in Morlesau geben.

Übrigens sitzt die BEG auch bei den beiden Freiflächen bei Untererthal und Pfaffenhausen als Pächter mit im Boot. Dort wird laut Weißenfeld noch ein Projektentwickler gesucht.

 
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