Nein, als einen Gegner von Windkraft sieht sich Niklas H. aus Roßbach , nicht. „Aber sie muss sinnvoll sein.“ Die geplanten 19 Windräder mitten im Wald und im Landschaftsschutzgebiet – da ist sich der Sprecher der Initiative „Für den Roßbacher Forst“ mit seinen Mitstreitern einig – machen keinen Sinn. Weswegen sich der Widerstand, den es vor Jahren gegen ähnliche Projekte gab, erneut formiert.
Niklas H., der seinen vollständigen Namen wegen der möglichen weitreichenden Verbreitung im Internet nicht in der Zeitung lesen will, geht es um die „wahnsinnigen Dimensionen des Windparks , so nah am Ort“. Nach dem Fall der 10-H-Regel für Bayern könnten die bis zu 242,5 Meter hohen Windräder seiner Meinung nach bis 1000 Meter heranrücken an Roßbach . Lärmbelästigung und Gesundheitsprobleme drohten. „Das finde ich nicht witzig für die Bewohner von Roßbach .“
Nutzen des Windparks infrage gestellt
Außerdem zieht H. den Nutzen des Windparks in Zweifel. Viele Anlagen in Deutschland, seien von der Windhöffigkeit her nicht ertragreich – und damit unrentabel. Das gelte eigentlich für das ganze Land südlich von Kassel. Windräder müssten so übertrieben hoch sein, um überhaupt etwas einzubringen. Das Ganze sei für die Betreiber ein großes Subventionsgeschäft.
Für den Roßbacher Forst verweist der Sprecher der Initiative darauf, dass dieser zum Biosphärenreservat Rhön gehört und im Landschaftsschutzgebiet liegt. Vorrangflächen für Windkraft seien dort nach wie vor nicht ausgewiesen.
Schwarzstorch und Rotmilan im Forst und Ort
Viele geschützte Tiere würden im Roßbacher Forst leben, wie der Rotmilan und der Schwarzstorch. Letzterer sei von verschiedenen Menschen in Roßbach gesichtet worden.
Ihre Bedenken haben die Windpark-Gegner in einem Faltblatt zusammengefasst, das seit rund zwei Wochen im Markt Zeitlofs kursiert. Außerdem hat die Initiative „Für den Roßbacher Forst“ in Zeitlofs, Weißenbach und Roßbach Aufsteller mit der Aufschrift „Keine Windindustrie“ errichtet.
Dimensionen im Faltblatt visualisiert
Niklas H. hat mithilfe von Vorlagen aus dem bayerischen Energieatlas versucht, im Faltblatt die Dimensionen der geplanten Windkraftanlagen darzustellen. Auf dem Bild mit der ICE-Brücke bei Zeitlofs sei das ziemlich gut ersichtlich, sagt er. Ansonsten erhebt H. aber keinen Anspruch auf völlige Korrektheit der Darstellungen.
Doch an dem Flyer der Kritiker entzündet sich wiederum Kritik. Sie stammt von Zeitlofs’ Bürgermeister. Matthias Hauke sieht sich „nicht als der große Befürworter eines Windparks . Aber wenn man Argumente dagegen aufbringt, sollten sie möglichst korrekt und nicht täuschend sein“.
Bürgermeister: Unkorrekte Angaben
Die Unkorrektheit beginne bei der Darstellung der für Windenergieanlagen geeigneten Flächen in dem Waldgebiet. In dem Schaubild, das als Quelle den „ Energieatlas Bayern“ angibt, seien nicht geeignete Flächen rot dargestellt. „Tatsächlich sind sie aktuell rechtlich nicht möglich (keine Vorrangflächen), aber generell wären sie sehr wohl geeignet“, so Hauke.
Würde man im reellen Windatlas nachschauen und die richtigen Höhen (200 Meter) auswählen, wären genau diese Flächen als hohe Ertragsflächen in Rot bis Dunkelrot markiert. Auch die Effektivität – sofern sie sich jetzt schon beurteilen lasse – werde kleiner gemacht, als sie sei.
Bei Inaktivität droht auch Windpark
Ein weiterer Kritikpunkt Haukes: Es werde behauptet, dass durch aktives Eingreifen der Gemeinde oder von Gemeinderäten ein Windpark droht. Das stimme so nicht. „Letztendlich müsste der regionale Planungsverband die Flächen als Vorranggebiete ausweisen, da der Großteil der Flächen im gemeindefreien Gebiet liegt. Somit sei nicht der Markt Zeitlofs zuständig, sondern der Landkreis.
Auch angrenzende Gemeinden könnten ein Windpark-Projekt im Roßbacher Forst auf den Weg bringen, aber nur mit dem für sie zuständigen Landkreis (Bad Kissingen, Main-Spessart oder Main-Kinzig – die Redaktion). Das bedeute: Selbst wenn der Markt Zeitlofs inaktiv bliebe, könnte solch ein Projekt kommen.
Zweifel an Überflugsbild
Das Überflugsbild über Roßbach in 31 Meter Höhe lässt sich laut dem Bürgermeister nicht wirklich werten. Auf normaler Straßenhöhe wäre von den Windrädern vermutlich nur noch wenig zu sehen.
Die generelle Behauptung, im Falle eines Windparks würde der Ort zum Großteil durch Wegzug aussterben, hält Hauke für Unsinn. „Dann wäre ja der gesamte östliche Bereich im Landkreis Bad Kissingen so gut wie unbewohnt.“
Projektidee, aber noch nichts Konkretes
Das Ortsoberhaupt betont, dass es zwar eine Projektidee des brandenburgischen Entwicklers Peter Richnow mit 19 Windrädern gibt. „Aber hier hat noch niemand kommuniziert, dass man dieses Projekt verfolgen will. Ob und wie da überhaupt etwas passiert, steht aktuell noch in den Sternen.“
Das Beste für die Region rausholen
Matthias Hauke vertritt persönlich die Meinung, dass in den nächsten Jahren wahrscheinlich ein Windpark auf den Weg gebracht wird, egal von wem. „Daher sollte man versuchen, das Ganze zu steuern, damit es regional mit maximaler Wertschöpfung für die Region und so klein wie nötig wird.“ Auch die zusätzlichen Einnahmen für Kommunen und den Landkreis seien nicht zu unterschätzen. Als dauerhafter Gegner werde man dann vermutlich eher nicht mit am Verhandlungstisch sitzen.
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Über einen Windpark in einem Landschaftsschutzgebiet könnte man sich streiten, in einem Biosphärenreservat ohnehin. Das sollte sehr genau geprüft werden und für eine Genehmigung sehe ich wenig Chancen. Aber die Einwände sollten nicht mit den üblichen Verschwörungstheorien wie (unhörbarem) Lärm und Gesundheitsschäden begründet werden, die noch nirgendwo nachgewiesen werden konnten. Und wenn Milane und Schwarzstörche tatsächlich so häufig vorkommen, wie von den Windkraftgegnern behauptet (eigentlich bei jedem Windkraftprojekt), wäre die zwingende Konsequenz, dass ihre Unterschutzstellung aufgehoben wird. Ich glaube nicht, dass dies im Interesse der Vogelfreunde wäre. Sie erweisen ihnen damit einen Bärendienst.