"Was hat Glück mit Unterhaltung zu tun?" - wer diese Frage stellt, der sollte zu einem Auftritt von Sebastian Reich und seinem Plüsch-Nilpferd Amanda gehen. Antworten darauf gab es im Max-Littmann-Saal des Regentenbaus für rund 800 Besucher. Die gingen , dank der unterhaltsamen Dialoge zwischen dem Bauchredner und seinem Nilpferd, nach über zwei Stunden Programm sichtlich glücklich nach Hause.
Alt und Jung strömten am Freitagabend in den Regentenbau, der erstmalig im Rahmen des Bad Kissinger Kabarettherbstes für einen Auftritt genutzt wurde. Vorausschauend hatten die Organisatoren den großen Saal für das Finale der acht Auftritte der Veranstaltungsreihe ausgewählt und die Richtigkeit der Entscheidung bestätigte sich nicht nur im Max-Littmann-Saal selbst, sondern auch bei der anschließenden Autogramm-Stunde im Foyer, in dem sich nach dem Auftritt von Sebastian Reich eine geduldige Warteschlange der Fans bildete.
"Glückskeks" heißt das Programm des gebürtigen Würzburgers, in dem nicht er, sondern Nilpferd-Dame Amanda im Mittelpunkt steht und die weiß, dass sie mehr als ein Star ist, denn: "Alle ohne Nachnamen sind Superstars, zum Beispiel Madonna, Sting , Jesus." Dieses Selbstbewusstsein von Amanda, die diesmal in blauer Drei-Streifen-Trainingsjacke und "Glücklich"-Strampler auftrat, spiegelt sich nicht nur in den frechen Texten wider, sondern auch in der typischen "Dick-und-Doof"-Rollenverteilung auf der Bühne. Sebastian Reich fungiert als Stichwortgeber, der mal belehrend, mal einfältig, mal provozierend die Fäden in der Hand hält, und überlässt Amanda dank seiner perfekten Bauchredner-Technik die humoristische Seite des Auftritts. Dabei sind die pfiffigen Texte und die rechte Hand von Sebastian Reich , mit der er Amanda und weitere Puppen zum mimischen Leben erweckt, sehr gut aufeinander abgestimmt.
Der gelernte Bäcker und Konditor bereist seit 17 Jahren die Bühnen der Region und ist - dank der Berühmtheit von " Fastnacht in Franken " - auch bundesweit präsent. Reich ist weder Kabarettist noch Comedian. Vielmehr ist er im besten Sinn ein Humorist, der den unterhaltsamen, auch mal flachen Witz seinen Puppen überlässt. Dies merkt man an seinen Solo-Einlagen, in denen er von seinen Erlebnissen erzählt und zum Beispiel als "Da kommt der mit der Amanda" begrüßt wird und die mit freundlichem Applaus bedacht wurden. Für das Publikum steht Amanda im Mittelpunkt und die lässt Reich so richtig menscheln, wenn er im Dialog klären möchte, was ein Glückskeks ist, man diesen bei Chinesen bekommt und Amanda mit der Bestellung von "18 dann die 27 und die 11" reagiert.
Dass auch eine Nilpferd-Dame aus Plüsch Gefühle im zwischenmenschlichen Bereich hat, musste Karl-Heinz aus der ersten Reihe erfahren, der mehrmals mit der erotischen Seite Amandas Bekanntschaft machte und am Ende mit einer Tasse für seinen gelassenen Humor belohnt wurde. Doch nicht nur Karl-Heinz war der "Publikums-Joker", denn eine "Glücksbox" am Rande der Bühne konnte vom Publikum mit Wunschkarten gefüllt werden, deren mal authentische, mal gefakten Inhalte dann für spontane Lacher ebenso sorgten wie für gemeinsame Fotos von Hannes und Simon, die freudestrahlend neben Amanda auf der Bühne stehen durften.
Doch nicht nur Amanda sorgte für gute Stimmung, sondern auch "Herr Esel als Meister der Witze" durfte einige Kalauer beitragen: "Letzte Worte für eine Putzfrau: Sie kehrt nie wieder!" oder "Was ist ein Cowboy ohne Pferd? Ein Sattelschlepper!" . Witzige Dialoge gab es zwischen Reich und "Pig Nick", dem Zellophan verpackten, rosigen Glücksschwein aus Marzipan, das von Diabetes geplagt ist und weder dem Berliner Flughafen noch der VW-Dieselabteilung das erhoffte Glück gebracht hat.
Mit "A. Mor" erweckte Reich ein wuscheliges Etwas zum Leben, das als älteste Partnervermittlung der Welt noch mit Pfeil und Bogen einer Dienstleistung nachging, die heute in den modernen Medien alle zehn Minuten für neues Verlieben sorgt.
Amandas Glücksreise durch den kurzweiligen Abend amüsierte mit "Schnick-Schnack-Schnuck" als Spiel der Hände beziehungsweise Hufen, mit einer simulierten Fahrstunde voller Hindernisse oder mit einem gemeinsamen "Schubidubidu" als Glücksmelodie aus "Das Dschungelbuch". In lockerer Folge streiften Reich und Amanda so ziemlich jedes Thema, das man mit wenigen Worten durch den humorvollen Kakao ziehen kann. Ob es um RTL-Serien wie "Naked in Paradies" geht, ob es flache Witze wie "Was ist ein Kondom mit Loch? Kinderüberraschung!" sind, ob es die subtile Frage nach einem erfolgreichen Toilettengang war und Amandas Antwort "Ich war auf dem Klo, nicht bei Olympia" für Heiterkeit sorgte. Das Publikum war begeistert und zeigte dies durch geduldiges Anstehen am Schluss, um ein Autogramm von Sebastian Reich zu ergattern.