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HAMMELBURG
Am Ziel sind alle Infanteristen gleich
Der neue Kommandeur Hagemann unterstützte den kritischen Appell zur Einigkeit in Richtung Fallschirmjäger.
Nahkampf mit ungleichen Waffen.
| Nahkampf mit ungleichen Waffen.
Von unserem Redaktionsmitglied Roland Pleier
 |  aktualisiert: 04.07.2013 19:19 Uhr

Premiere Nummer eins: Für Brigadegeneral Gert-Johannes Hagemann war es der erste Diensttag als Kommandeur der Infanterieschule. Premiere Nummer zwei: Der 17. Tag der Infanterie auf dem Hammelburger Lagerberg war der erste „mit angezogener Handbremse“, wie Rainer Glatz kritisierte. Die Fallschirmspringer nämlich fehlten weitgehend, trafen sich parallel in Stadtallendorf (Hessen).

Das missfiel nicht nur dem erst kürzlich aus dem Dienst geschiedenen Generalleutnant, der vor 200 Gästen als Präsident des Bundes der Deutschen Infanterie sprach. Ob Jäger, Gebirgsjäger oder Fallschirmjäger – wenn sie am Ziel seien, hätten sie alle die gleichen Aufgaben. Nur der Weg zum Ziel unterscheide sie. Deshalb beklagte er die Konkurrenzveranstaltung und forderte, sich „weniger auf die Eigenheiten der Truppengattungen zu beziehen“ und stattdessen mehr die Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Wenn die Jäger nicht zusammenhalten, müssten sie sich nicht wundern, wenn sie nicht gehört werden, verdeutlichte er.

Fotoserie
Mit diesen „mahnenden Worten“ habe ihm Glatz „aus der Seele gesprochen“, bedankte sich Hagemann. Ansonsten stehe die Infanterie „trotz aller Unkenrufe gar nicht so schlecht da“, bilanzierte er. In der aktuellen Phase „drastischer Schrumpfprozesse“ gehe es hauptsächlich um die Verteilungsproblematik. „Alle wollen alles – und das geht nicht“, machte er deutlich. Diese kritischen Töne waren unüberhörbar, wenngleich verbindlich vorgetragen und freundlich – wie auch die Atmosphäre bei dieser dreitägigen Veranstaltung. Festredner Ralf Brauksiepe, Staatssekretär für Arbeit und Soziales aus Hattingen, war schon tags zuvor angereist und hatte sich mit Hagemann zum Frühstück ein Spatenei geteilt. „Das verbindet“, scherzte er.

Dass die internationalen Bündnisse zumindest gepflegt werden, zeigten militärische Vertreter aus elf Nationen. Premiere Nummer drei: Erstmals war auch Luxemburg dabei. Die Delegationen führten sich Geräteausstellungen und Vorführungen zu Gemüte, tauschten Erfahrungen aus und warfen damit „einen Blick über den Zaun“, wie Glatz ausführte. Dies sei das Geheimnis der Attraktivität dieses Tags der Infanterie. Mit der Zahl von 600 Gästen und der Teilnahme von 69 Mannschaften bei den Schießwettbewerben zeigte er sich zufrieden.

Zahlreiche Schulklassen, viele ehemalige Soldaten in zivil, die verschiedensten Kopfbedeckungen und Uniformen prägten das Bild. Das „Glück ab“ für die Fallschirmjäger war ebenso zu hören wie das „Horido Joho“ der Gebirgsjäger, sächsisch ebenso wie oberbayerisch. Und die Reden waren geprägt von Steigerungsformen, die jene Richtung anzeigten, in die sich der Infanterist der Zukunft bewegt: schneller, flexibler, effizienter und vernetzter müsse er sein, so Brauksiepe. „Der Infanterist ist komplexer geworden“, fasste auch Hagemann zusammen. Vom früheren Landser sei er „Lichtjahre entfernt“.

Premiere Nummer vier: Mit Brauksiepe hielt erstmals ein ressortfremder Prominenter die Festrede zur Eröffnung – eine Herausforderung. Zugute kam dem CDU-Politiker, dass er als Oberleutnant der Reserve vergangenes Jahr eine einwöchige Übung in Hammelburg absolviert hatte. Seine „ressortabgestimmte“ Rede war ein sachlicher, aber abstrakter von von Schlagwörtern geprägter Brückenschlag zur Politik.

Die Bundeswehr als Konzern mit 300 000 Mitarbeitern an 400 Standorten müsse sich den gleichen Herausforderungen stellen wie die Wirtschaft, sich mit weniger Geld und Personal neu strukturieren. Auch ihr drohe ein Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Sie müsse eine zukunftsorientierte Ausbildung in die Waagschale werfen, verstärkt auf Frauen setzen. Auch das Stichwort Familienfreundlichkeit ließ er nicht unerwähnt und forderte gesellschaftlichen Rückhalt ein. Die Verleihung des Aachener Friedenspreises an eine Schule, die die Bundeswehr ausgeladen hatte, sei das Gegenteil davon, kritisierte Brauksiepe.

 
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