Bisher beschäftigte sich diese kleine Serie rund ums unvermeidliche Älterwerden lediglich mit den negativen Begleiterscheinungen der zunehmenden Jahre. Wir haben inzwischen einiges gelernt: Die Vergesslichkeit steigt linear zum Tabletten-Konsum. Und um als betagter Mensch etwas zu hören oder zu sehen, ist man auf die Hilfe ganzer Berufszweige angewiesen. Was auch nicht schön ist: Ab einem gewissen Alter kennt man nur noch elf Prozent aller Promis. Damit noch nicht genug: Von diesen elf Prozent wiederum sind 84 Prozent bereits von uns gegangen.
Einen Lichtblick indes gibt es, einen unschlagbaren Nebeneffekt: Es gibt endlich Rente. Wie schön. Sie kennen vielleicht den wunderbaren Spruch von Ernst Reinhardt: "Im Ruhestand muss man nicht mehr tun, was sich rentiert, sondern kann tun, was sich lohnt." Zum Glück ist die Rente immer noch sicher. Ganz ungetrübt ist die Freude indes auch hier nicht.
Zum einen erleben einige von uns betrüblicherweise das Rentenalter gar nicht. Und wer es über die 65 hinaus schafft, muss jeden Cent umdrehen. Statt von Rente wird man schon in wenigen Jahren von dem sprechen, was es mitunter ist: ein Almosen. Man könnte vor Wut den Hörer wütend auf die Gabel knallen – falls es nicht inzwischen diese komischen Handys gäbe.
Wenigstens ein Trost bleibt: Auch wenn viel Zeit mit dem Einnehmen von Tabletten draufgeht und man sich dauernd im Nahkampf mit der Vergesslichkeit befindet, so kann einem doch keiner mehr reinreden. Keine Fremdbestimmung mehr. Tun und lassen, was man will. Machen, wonach einem der Sinn steht. Das Wort "Vorgesetzte" aus dem Sprachschatz streichen. Den Wecker an die Wand werfen.
Scheinbar ist aber selbst das für manche Leute ein Problem, sonst würde es nicht Seminare geben, in denen man erzählt bekommt, wie eine sinnvolle Freizeitgestaltung im Alter aussieht. Das nennt sich dann "Einstimmung auf die nachberufliche Lebensphase".
Nö, ohne mich. Ich will nicht eingestimmt werden. Ich will nur meine Ruhe. Und meine Rente. Wenn das Geld wider Erwarten langen sollte, muss mir jeden Tag eine schnuckelige Zugehfrau mindestens drei Tageszeitungen, ein Buch und alle Folgen dieser Kolumne vorlesen.