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Bad Kissingen
Altenpflege in Bad Kissingen auf Migration angewiesen
Im Landkreis werden mehr Altenpfleger gebraucht, als ausgebildet. Experten fürchten, dass eine Gesetzesreform den Fachkräftenotstand weiter verschärft.
Daniel Ayeie aus Äthiopien will in Deutschland eine Ausbildung zum Altenpfleger machen. Foto: Benedikt Borst       -  Daniel Ayeie aus Äthiopien will in Deutschland eine Ausbildung zum Altenpfleger machen. Foto: Benedikt Borst
| Daniel Ayeie aus Äthiopien will in Deutschland eine Ausbildung zum Altenpfleger machen. Foto: Benedikt Borst
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 20.08.2022 03:35 Uhr
Zwei Themen treiben Peter-Wolfgang Großmann derzeit um, beide haben etwas mit dem Fachkräftemangel in der Altenpflege zu tun. "Der Bedarf an den Einrichtungen im Landkreis ist größer als das, was die Schulen ausbilden können", nennt er als grundsätzliches Problem. Großmann leitet die bfz Altenpflegeschule in der ehemaligen US-Kaserne.

40 bis 50 Fachkräfte, die am bfz und am Berufsbildungszentrum (BBZ) in Münnerstadt jährlich ihre Ausbildung abschließen, reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Es gibt nicht genug junge Menschen, die sich für den Beruf interessieren. Um Werbung zu machen und über aktuelle Entwicklungen zu informieren, veranstaltet das bfz am Samstag, 27. Februar, einen Tag der offenen Tür.

Anni Misch hat jahrelang das Seniorenzentrum Haus Waldenfels in Bad Brückenau geleitet und ist stellvertretende Vorsitzende im Kreisverband der Caritas. Wie Großmann befürchtet sie auch, dass sich der Fachkräftenotstand in der Altenpflege künftig weiter verschärft. Grund ist die geplante Ausbildungsreform im Pflegeberufegesetz, welches derzeit im Bund beraten wird. Bislang wird separat zur Altenpflege-, Krankenpflege- und Kinderkrankenpflegekraft ausgebildet.


Pflegeberufe zusammenfassen

Nach der Reform sollen alle drei Berufe in einer Ausbildung zusammengefasst werden. Das bietet zwar für den Azubi Vorteile, weil er sich flexibler seinen späteren Arbeitsplatz aussuchen kann, aber: "Man kann keine drei Berufe in drei Ausbildungsjahren lernen", kritisiert Misch. "Fachverbände sind sehr stark gegen die Generalistik in der Altenpflege", sagt Großmann. Es werde befürchtet, dass Altenpflegeschüler stärker in die Krankenpflege abwandern. So sind schon jetzt viele Altenpflegekräfte in den geriatrischen Abteilungen von Rehakliniken zu finden.

Pflegepädagogin Bärbel Bürner vom BBZ ist über die Reform ebenfalls nicht sonderlich glücklich. "Die Altenpflege ist etabliert. Ich finde es schade, dass sie aufgegeben werden soll", meint sie. Das Profil müsse hinterher wieder hart erkämpft werden. Das beschlossene Pflegeberufegesetz hinterher am BBZ umzusetzen, hält sie hingegen für weniger problematisch.


Migration in der Pflege

Der Fachkräftenotstand lässt sich nur schwer lösen. "Die Zahl von Pflegeschülern und -umschülern in der Region ist begrenzt", sagt Großmann. Also setzt er auf die Migranten und Flüchtlinge, die sich langfristig in der Region niederlassen. "Ich bin überzeugt, dass sich eine signifikante Zahl an Menschen finden lässt, die in Pflegeberufe gehen." Daniel Ayeie aus Äthiopien beispielsweise. Der 35-Jährige ist gelernter Krankenpfleger, hat in seiner Heimat auf Station gearbeitet und im Rahmen eines Integrationskurses ein Praktikum am St.-Elisabeth-Krankenhaus absolviert. "Die Arbeit ist mir leicht gefallen", sagt er. Mit der Sprache hapert es aber noch. "Wenn ich die Chance habe, möchte ich eine Ausbildung zum Altenpfleger machen."

Flüchtlinge sind bislang noch nicht in Altenpflegeklassen am bfz zu finden. Trotzdem hat jeder vierte bis fünfte Schüler ausländische Wurzeln. Pädagogin Katrin Pfister sieht darin einen Vorteil. "Viele Patienten und Besucher in den Einrichtungen haben selbst einen Migrationshintergrund", sagt sie. Eine Sprachbarriere entfällt somit.
Um Flüchtlinge wie Daniel Ayeie in eine Pflegeausbildung zu vermitteln, wird es viel Zeit, Qualifizierungsmaßnahmen und Sprachunterricht brauchen. "Wir müssen sehr sorgfältig auswählen. Die Pflege ist ein sehr sensibler Bereich", mahnt Anni Misch. Aber der Aufwand lohne sich für die Pflegeheime und letztlich für die Patienten. "Das Feedback von den Einrichtungen ist sehr gut. Sie freuen sich auf diese Art der Verstärkung", berichtet sie.

 
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