Noch viel schlimmer als die Angst vor Unregelmäßigkeiten bei meinem Zuckerstoffwechsel und bei der Blutbildung ist die Vorstellung, immer mehr Altersflecken zu bekommen. Um so größer war die Freude, als ich neulich in einem Katalog ein Altersflecken-Roll-on entdeckte: Wie ein Deo über das Pigment rollen – weg sind die Dinger. Und zwar "dermatologisch getestet", wie ein gewisser Dr. H. versichert.
Einem inneren Drang und dem Hypochonder in mir folgend, habe ich umgehend ein Dutzend dieser Anti-Altersflecken-Rollis bestellt. Was man hat, hat man. Beim Ausfüllen des Bestell-Zettels stieß ich auf der Rückseite auf ein scheinbar harmloses Spielchen. Als Hinweis stand da: "Gerade für ältere Menschen ist es wichtig, durch kleine Gedächtnistrainings geistig beweglich zu bleiben."
Ein Klacks, dachte ich mir. Zumindest für jemanden, der einen Lebensabschnitt erreicht hat, in dem die Steigerung von Lebensgefahr natürlich Lebensgefährtin ist. Es sah nach einem Kinderspiel aus. Frohgemut machte ich mich über das Trainingsspielchen her. Da waren Punkte aufgemalt, wie auf einem Sechser-Würfel, allerdings mit neun Augen. Die Aufgabe: "Verbinden Sie alle Punkte mit nur vier Strichen, ohne den Stift dabei abzusetzen."
Eine dreiviertel Stunden später saß ich fluchend immer noch da, ohne das Problem auch nur ansatzweise gelöst zu haben. Ich spürte, wie eine große geistige Unbeweglichkeit Besitz von mir ergriff und wandte mich schnell dem zweiten Test zu. "Sie haben zwei Gefäße. In eines passen drei Liter, in das andere zwei Liter. Wie bekommt man einen Liter ausgemessen?"
Na, das ist doch einfach . . . nicht zu lösen. Ich schaufelte wahllos Vitamintabletten und Aufbaupräparate in mich hinein – doch meine grauen Zellen versagten ihren Dienst. Zum verrückt werden: Ich war an neun Punkten und zwei Gefäßen gescheitert.
Mein Ärger wuchs, und ich spürte, wie mich eine Horde Altersfleck überkamen. In solchen Momenten ist es wichtig, die Hoffnung nicht zu verlieren: Vielleicht erfindet bald jemand einen Roll-on gegen Alters-Gedächtnisspiele.
